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Gegen den Katzenjammer

In diesem Jahr wurden besonders viele Katzen in der Region ausgesetzt. Nicht das einzige Problem, mit dem die Tierschützer zu kämpfen haben.

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© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Priestewitz/Großenhain. Weihnachtsruhe sieht anders aus. Auf dem Grundstück der Pfötchenhilfe im Priestewitzer Ortsteil Böhla-Bahnhof herrscht geschäftiges Treiben. Falk Baumgartner schneidet gerade große Blöcke Styropor für die Dämmung des Nebengebäudes zurecht. Immerhin: Während das neu entstandene Freigehege bereits Gestalt angenommen hat, ist ein aus dem Wohnhaus ausgelagertes Büro und eine Quarantänestation für kranke Fellnasen das große Projekt für die kommenden Monate. „Mein Mann und ich haben uns dazu entschlossen, um die Bedingungen für die immer mehr werdenden Tiere noch zu optimieren“, sagt Manja Baumgartner. Als sie 2015 in enger Zusammenarbeit mit dem Großenhainer Tierschutzverein die Pfötchenhilfe begründete, habe sich gar nicht ermessen lassen, wie viele Katzen überhaupt in Not sein werden.

Viele Problemstellen in Großenhain

Dass es viele sind und immer mehr werden, haben die Helfer in diesem Jahr deutlich zu spüren bekommen. Allein 60 Katzen, so Armin Krake, seien aus Spendenmitteln kastriert worden. Getigerte, gestreifte, schwarze oder graue Vierbeiner, die zumeist ausgesetzt oder zurückgelassen lebten. „Vor allem die Gartenanlagen um den Berliner Bahnhof und am Kupferberg sind eine große Problemzone“, bekennt der Vorsitzende des Großenhainer Tierschutzvereins. Darüber hinaus gebe es eine Population wildlebender Tiere auf der Villastraße. Dadurch, dass die Katzen nicht kastriert wären, kämen eben immer wieder neue hinzu.

Und nicht nur das. Was sich bereits in den vergangenen zwei Jahren angekündigt habe, hätte sich 2017 nur noch verstärkt. „Die Hemmschwelle sinkt immer weiter“, ist sich Manja Baumgartner sicher. Die Tiere würden nicht als schützenswerte Lebewesen betrachtet. Nein, sie wären oftmals lästig und entsorgt wie irgendein belangloser Abfall. „Manche Leute bringen uns ihre Katze und geben dann bei näherer Nachfrage, weshalb sie nicht mehr bei ihnen wohnen kann, völlig fadenscheinige Gründe an“, weiß Baumgartner. Besonders in den Sommermonaten hätte sie einige Neuzugänge gehabt, derer man sich selbst am Wegesrand einfach entledigte. 22 Tiere – unter anderem acht Babys – hätten in der Pfötchenhilfe deshalb ein vorübergehendes Zuhause gefunden.

Bereits im Juni seien die Kapazitätsgrenzen deshalb eigentlich erschöpft gewesen. Schließlich müssten die Tiere ja versorgt werden. Das Futter koste ebenso Geld wie die tierärztlichen Untersuchungen. Von der Reinigung der Gehege zweimal am Tag ganz zu schweigen. Besonders bitter: Katzen, die von ihrem Zweibeiner aufgrund einer Erkrankung ausgesetzt würden. So hatten Anwohner der Schillerstraße Ende Mai Alarm geschlagen, weil ein zutraulicher Kater tagelang in der Gegend herumstrolchte. „Wir haben uns dann natürlich des Tieres angenommen und der Arzt stellte fest, er habe einen Tumor im Hinterlauf“, erklärt Armin Krake. Wahrscheinlich sei genau diese Erkrankung der Grund gewesen, weshalb der rothaarige Kater einfach ausgesetzt worden ist. Inzwischen auf Vereinskosten operiert, lebt er mittlerweile als Kater Bruno in einer Pflegestelle in Kalkreuth.

Dass bei allem Bemühen nicht alles gut ausgeht, musste indes auch die Pfötchenhilfe erfahren. Ein schweres Jahr sei es gewesen, sagt Manja Baumgartner. Wohl auch deshalb, weil drei ihrer Schützlinge nicht mehr am Leben sind. Darunter auch leider Großenhains bekanntester Kater Bob. Neun Tage hatte die rotblonde Fellnase im Spätsommer 2016 ohne Essen und Trinken auf dem Dach einer maroden Villa – im Volksmund Fuchsbau genannt– gehockt. Wahrscheinlich durch das baufällige Gebäude ins Dachgeschoss gelangt, fand er völlig geschwächt nicht mehr den Weg nach unten. Nach zwei vergeblichen Versuchen der städtischen Feuerwehr, den hilflosen Vierbeiner aus seiner Lage zu befreien, hatte sich der Tierschutzverein Großenhain eingeschaltet. Mit einer spektakulären Aktion wurde der Kater – später Bob genannt – endlich vom Dach geholt. „Er hatte dann noch ein schönes Jahr, bevor er im Frühherbst in meinen Armen für immer eingeschlafen ist“, sagt Manja Baumgartner leise.

Wer den Tierschutzverein unterstützen will bitte an: Sparkasse Meißen, IBAN: DE 43 8505 5000 3400 002568.