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Gefangen in der Psychiatrie

Sieben Jahre, und kein Ende ist in Sicht: Gustl Mollath darf nicht raus. Die Gefahr für andere ist zu groß, sagen Experten. Doch begründen können sie es kaum.

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Bayreuth. Der seit sieben Jahren gegen seinen Willen in der Psychiatrie untergebrachte Nürnberger Gustl Mollath ist nach Einschätzung des Bezirksklinikums Bayreuth weiterhin eine Gefahr für die Allgemeinheit. Mollath hält das psychiatrische Gutachten, das ihm einen Wahn bescheinigt, für wenig aussagefähig: „Man behauptet nebulös ein Fehlverhalten, von dem ich weiß, dass es gar nicht stimmt“, erklärte der 57-Jährige gestern nach einer mehr als sechsstündigen Anhörung vor Gericht.

Die Anhörung selbst bewertete er als fair. Das Gericht habe sich anders als Gerichte, mit denen er früher zu tun hatte, ordentlich verhalten. Mollath kündigte zugleich Vorbereitungen für den Fall an, dass er frei kommt. „Ich habe weiter die Hoffnung, dass die Gerechtigkeit siegt und sich die Wahrheit durchsetzen wird.“ Er wolle auf jeden Fall wieder in seiner Heimatstadt Nürnberg leben. Viele Menschen hätten ihm dabei Unterstützung zugesagt.

Mollath ist nach einem Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth seit 2006 in der Psychiatrie untergebracht, weil er seine Frau misshandelt haben soll. Die Vollstreckungskammer muss alljährlich prüfen, ob seine Unterbringung im Bezirksklinikum Bayreuth noch gerechtfertigt ist.

Der Chefarzt des Bezirksklinikums, Klaus Leipziger, schrieb in seinem Gutachten für das Bayreuther Gericht, er sehe keine „prognoserelevanten Veränderungen im Hinblick auf die zu erwartende Gefährlichkeit des Herrn Mollath“. Dessen Weigerung, sich psychiatrisch behandeln zu lassen, habe die Einschätzung erschwert. Die Ärzte seien nur auf Verhaltensbeobachtungen und wenige Äußerungen angewiesen.

Mollath habe sich „im Stationsalltag autark eingerichtet“. Er befasse sich ausschließlich mit seinen Interessen, zu denen neben fernsehen und schlafen die Korrespondenz mit Journalisten, Anwälten und seinen Unterstützern gehöre.

Mollaths Anwalt Gerhard Strate erklärte in einer Sitzungspause, sein Mandant habe sich in der nicht öffentlichen Sitzung überrascht gezeigt. „Dieser Wahn hat schon in einem Gutachten von 2006 nirgendwo belegt werden können“, sagte Mollath laut Strate. Gutachter hatten ihm Wahnvorstellungen im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen seine Frau attestiert.

Mollath hatte seine Frau, weitere Mitarbeiter der HypoVereinsbank und 24 Kunden beschuldigt, in Schwarzgeldgeschäfte verwickelt zu sein. Die Staatsanwaltschaft hatte keine Ermittlungen eingeleitet. Inzwischen hat aber eine Untersuchung der Bank einige der Vorwürfe bestätigt. (dpa)