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Gefahrenstelle am Elberadweg

Jetzt steht fest, wie die Lücke zwischen Königstein und Bad Schandau geschlossen wird. Bis dahin ist Vorsicht geboten.

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© Norbert Millauer

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Das hat sich Gerhard Ziegenbalg etwas anders vorgestellt. Gerade radelte der Freitaler noch unbeschwert an der Elbe entlang. Der neue Asphaltbelag ab Königstein flussaufwärts macht es möglich, auch mal links des Weges die herrliche Landschaft zu genießen, ohne den Blick stur auf die Fahrbahn richten zu müssen. Doch dann endete die bequeme Fahrt abrupt. „Kommt man hier noch weiter?“, fragt er einen Mann mit Schlips, weißem Hemd und orangefarbener Signalweste. Es ist Holger Wohsmann, der Leiter des zuständigen Landesamts für Straßenbau und Verkehr Meißen. „Ja, aber Sie müssen absteigen“, antwortet Wohsmann. Denn hier ist Radfahren auf rund 800 Metern gefährlich.

Seit Jahren wird am linkselbischen Lückenschluss des Elberadwegs zwischen Königstein und Bad Schandau gearbeitet. Ein möglicher Baustart wurde immer wieder verschoben. Es war nie die Frage ob, sondern wie gebaut wird. Jetzt gibt es die Lösung. Ein Teil der Sandsteinblöcke des jahrhundertealten Treidelwegs am Ufer wird aufgenommen und dort stattdessen ein liegendes L-Profil auf Stahlbeton verbaut. Darauf kommt dann der neue Asphalt. Das sei die günstigste Lösung für alle Beteiligten. Und das waren viele. „An dieser Baustelle kam alles zusammen“, sagt Wohsmann. Das sind der Hochwasserschutz an der nahen Elbe, der Umweltschutz, weil es sich um ein Flora-Fauna-Habitat handelt, der Denkmalschutz, der den Treidelpfad erhalten wollte, und die Bahn, die ihren Bahndamm schützen muss.

Bei einem Vor-Ort-Termin erklärt Holger Wohsmann, dass das nun sogar die kostengünstigste variante ist. „Obwohl das nie der Maßstab unserer Planung war“, sagt er. Auch eine teurere Variante hätte er verteidigt, wenn sie die bessere gewesen wäre, versichert der Amtsleiter.

Regelbreite nicht gewährleistet

Zuletzt war tatsächlich der Bau eines Hunderte Meter langen Stegs angedacht gewesen. „Doch zum einen hätten wir das Material nicht herangeschafft bekommen, weder an Land noch auf dem Wasser“, sagt Wohsmann. Zum anderen wäre ein solches Ingenieurbauwerk ein wesentlich größeres Hindernis bei einem Hochwasser gewesen. Von erhöhten Wartungskosten ganz zu schweigen.

Mit dem Denkmalschutz war schon zuvor der Kompromiss gefunden worden, so viel wie möglich von den alten Sandsteinen zu erhalten. So kann man auf der jetzt schon asphaltierten Strecke links und rechts des Radweges noch die alten Steindeckerplatten des Treidelwegs sehen.

Eines kann mit der neuen Bauweise allerdings nicht gewährleistet werden: „Wir können nicht durchgängig eine Breite von 2,40 Metern garantieren“, sagt Wohsmann. Diese Regelbreite gilt für Radwege, die neu gebaut werden und in beide Richtungen befahren werden können. Das soll ab nächstes Jahr hier möglich sein. „Wir können jetzt aber durchgängig die Mindestbreite von zwei Metern gewährleisten“, sagt der Amtsleiter. Dazu ist es aber aus Sicherheitsgründen notwendig, dass auf der Talseite ein 1,30 Meter hohes Geländer angebaut wird, und zwar auf einer Länge von fast 400 Metern. Das ist die Hälfte des gesamten Bauabschnitts. Insgesamt wird weiterhin mit Kosten von rund 350 000 Euro gerechnet.

Die Ausschreibungsunterlagen sind fertig und gehen demnächst raus, heißt es aus dem Landesamt. Dann könnte noch dieses Jahr Baubeginn sein. „Ich gehe davon aus, dass die Strecke dann im ersten Halbjahr 2017 für den Radfahrverkehr freigegeben werden kann“, so Wohsmann. Dennoch bleibt ein Unsicherheitsfaktor: Noch sei nicht klar, ob das eine Baufirma überhaupt schafft, in dieser Zeit diese Anzahl an Stahlbetonelementen zu produzieren. „Da müssen wir die Ausschreibungsergebnisse abwarten“, erklärt der Bauexperte.

Baubeginn im Herbst

Damit ist aber auch klar, dass vor September dieses Jahres nicht mehr weitergebaut wird, sich am jetzigen Zustand des Weges nichts ändert. Radler holpern weiter über das jahrhundertealte Sandsteinpflaster und müssen sich vor den mächtigen Eisenringen vorsehen, die hier in Beton im Boden eingelassen sind. Daran wurden einst Schiffe befestigt.

Das Sandsteinpflaster war schließlich nicht verlegt worden, um dort mit dem Fahrrad entlang zu fahren. Auf dem Plattenweg liefen einst die sogenannten Treidler, die zu Zeiten vor Erfindung der Dampfmaschine bei Flaute Schiffe auf der Elbe stromaufwärts zogen. Damit diese Männer bei Wind und Wetter den nötigen Grip unter den Sohlen hatten, wurden die meist feuchten Wege gepflastert. Dass der Denkmalschutz Interesse am Erhalt hat, ist nachvollziehbar. Erst im vergangenen Jahr wurde das Pflaster wieder freigelegt, das in den letzten Jahrzehnten von Gestrüpp überwuchert wurde.

Radfahrer Gerhard Ziegenbalg überlegt kurz, ob er die nächsten 800 Meter sein Fahrrad schiebt. Entscheidet sich dann aber umzukehren. „Zu unbequem“, sagt er. Für gefährlich hält es Holger Wohsmann sogar, wenn hier im Dunkeln geradelt wird. Deshalb stehen am Ortsausgang von Königstein und am Fähranleger Bahnhof Bad Schandau auch Sperrschilder. „Ab dort müssten auch Radfahrer schieben“, sagt der Amtschef. Das wird aber von fast allen ignoriert oder übersehen.