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Gefährliches Hobby

Die zugefrorenen Elbehäfen nutzen einige Dresdner zum Angeln. Der Anglerverband warnt aber vor den Risiken.

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© René Meinig

Von Alexander Buchmann und Christoph Springer

Es ist klirrend kalt, auch wenn die Mittagssonne ihr Bestes gibt. Trotzdem hat sich am Freitag eine ganze Gruppe Hobbyangler an der Schiffsherberge Pöppelmann auf das Eis im Neustädter Hafen gewagt. Sie haben Löcher ins Eis gebohrt. Davor sitzen sie nun mit ihren kurzen Angeln auf kleinen Klappstühlen und harren dick eingepackt Stunde um Stunde aus. Es sind fast zehn Angler, die meisten sprechen Russisch. „Die Deutschen trauen sich erst auf das Eis, wenn es die Behörden freigegeben haben“, erklärt einer von ihnen. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen.

Eisige Zeiten

Mein lieber Schwan Das eisige Wasser macht dem Schwan gar nichts aus, entspannt gleitet er zwischen den ersten Eisschollen auf der Elbe dahin. Das Blaue Wunder grüßt aus der Ferne.
Mein lieber Schwan Das eisige Wasser macht dem Schwan gar nichts aus, entspannt gleitet er zwischen den ersten Eisschollen auf der Elbe dahin. Das Blaue Wunder grüßt aus der Ferne.
Angeln mit Kick Trotz klirrender Kälte wird immer wieder davor gewarnt, vorzeitig auf Glatteis zu gehen. Diese Eisangler aber kennen sich aus und fühlen sich auf dem gefrorenen Neustädter Hafenbecken sicher. Dort haben sie es sich beinah gemütlich gemacht und hoffen auf reichen Fang.
Angeln mit Kick Trotz klirrender Kälte wird immer wieder davor gewarnt, vorzeitig auf Glatteis zu gehen. Diese Eisangler aber kennen sich aus und fühlen sich auf dem gefrorenen Neustädter Hafenbecken sicher. Dort haben sie es sich beinah gemütlich gemacht und hoffen auf reichen Fang.
Vereiste Flugzeuge Die Kälte hält die Flughafen-Mitarbeiter in Atem. Zwischen drei und acht Flugzeuge müssen derzeit täglich enteist werden. Dabei wird 60 Grad warme, glykolhaltige Flüssigkeit auf Tragflächen, Rumpf und Leitwerke gesprüht. Das ist wichtig. Denn Eis erhöht nicht nur das Gewicht der Flugzeuge und beeinflusst damit die Strömung. Vereiste Sensoren führen auch zu falschen Anzeigen.
Vereiste Flugzeuge Die Kälte hält die Flughafen-Mitarbeiter in Atem. Zwischen drei und acht Flugzeuge müssen derzeit täglich enteist werden. Dabei wird 60 Grad warme, glykolhaltige Flüssigkeit auf Tragflächen, Rumpf und Leitwerke gesprüht. Das ist wichtig. Denn Eis erhöht nicht nur das Gewicht der Flugzeuge und beeinflusst damit die Strömung. Vereiste Sensoren führen auch zu falschen Anzeigen.
Kleine Erfrischung gefällig? Ein schönes Bad bei zwei Grad Wassertemperatur – das muss man schon mögen. Die Dresdner Eisfüchse haben sich aber nicht umsonst so genannt. Jede Woche stürzen sich die Kälteliebhaber in die Fluten des Kiessees ins Pirna-Birkwitz. Die meisten von ihnen kommen aus Dresden. Einige schwimmen nur zwei, drei Züge. Andere bleiben gleich mal 20 Minuten im Wasser. Alle sind sich sicher: Eine Erkältung oder eine schwere Grippe fangen sie sich, derart abgehärtet, so schnell nicht ein. Zurück am Ufer fühlen sich selbst minus zehn Grad noch richtig warm an. Zumindest für ein paar Minuten. Zum Abschluss gibt es dann, richtig dick eingemummelt, noch heißen Tee und Glühwein.
Kleine Erfrischung gefällig? Ein schönes Bad bei zwei Grad Wassertemperatur – das muss man schon mögen. Die Dresdner Eisfüchse haben sich aber nicht umsonst so genannt. Jede Woche stürzen sich die Kälteliebhaber in die Fluten des Kiessees ins Pirna-Birkwitz. Die meisten von ihnen kommen aus Dresden. Einige schwimmen nur zwei, drei Züge. Andere bleiben gleich mal 20 Minuten im Wasser. Alle sind sich sicher: Eine Erkältung oder eine schwere Grippe fangen sie sich, derart abgehärtet, so schnell nicht ein. Zurück am Ufer fühlen sich selbst minus zehn Grad noch richtig warm an. Zumindest für ein paar Minuten. Zum Abschluss gibt es dann, richtig dick eingemummelt, noch heißen Tee und Glühwein.
Hundekälte Da jagt Mensch keinen Hund vor die Tür – es sei denn, er ist so schön warm angezogen wie dieser kleine Gefährte im roten Jäckchen: Hündin Romy tollt auf Stöckchenjagd über die Eisfläche des zugefrorenen Carolasees im Großen Garten. Kalte Pfoten machen ihr offenbar nichts aus, und Angst davor, einzubrechen, kennt sie auch nicht. Die holzige Beute ist wichtiger
Hundekälte Da jagt Mensch keinen Hund vor die Tür – es sei denn, er ist so schön warm angezogen wie dieser kleine Gefährte im roten Jäckchen: Hündin Romy tollt auf Stöckchenjagd über die Eisfläche des zugefrorenen Carolasees im Großen Garten. Kalte Pfoten machen ihr offenbar nichts aus, und Angst davor, einzubrechen, kennt sie auch nicht. Die holzige Beute ist wichtiger
Wo die Krokusse kämpfen Nur die Harten kommen in den Garten: Wenn Krokusse hierzulande den Frühling ankündigen wollen, müssen sie was aushalten. Trotz Frostes leuchten sie im Großen Garten und auf vielen Grünflächen der Stadt dem Ende des Winters entgegen. Fürs Wochenende kündigen Wetterexperten Plusgrade an.
Wo die Krokusse kämpfen Nur die Harten kommen in den Garten: Wenn Krokusse hierzulande den Frühling ankündigen wollen, müssen sie was aushalten. Trotz Frostes leuchten sie im Großen Garten und auf vielen Grünflächen der Stadt dem Ende des Winters entgegen. Fürs Wochenende kündigen Wetterexperten Plusgrade an.
Eisschollen am Elbufer Bis die Elbe zufriert, muss schon viel passieren. Einige Eisschollen sind aber inzwischen schon zu sehen – sogar am Ufer. Die Wassertemperatur ist auf 0,2 Grad gefallen.
Eisschollen am Elbufer Bis die Elbe zufriert, muss schon viel passieren. Einige Eisschollen sind aber inzwischen schon zu sehen – sogar am Ufer. Die Wassertemperatur ist auf 0,2 Grad gefallen.
Scheibe frei und Spaß dabei Die meisten trifft es jeden Morgen aufs Neue völlig unvorbereitet: Das Eis auf der Autoscheibe. Verdammt! Christoph Rickau dagegen kratzt am Donnerstagmorgen 7 Uhr am Ufer der Weißeritz in Dresden-Plauen bei bester Laune an seinem Opel Vivaro herum.  Bis gestern war der 30-Jährige zwei Wochen beruflich in Ägypten – bei herrlichen 20 Grad plus. Er hat dort für seinen Arbeitgeber eine Hochspannungsanlage gebaut. „Ich wusste schon, was mich hier erwartet“, sagt er.
Scheibe frei und Spaß dabei Die meisten trifft es jeden Morgen aufs Neue völlig unvorbereitet: Das Eis auf der Autoscheibe. Verdammt! Christoph Rickau dagegen kratzt am Donnerstagmorgen 7 Uhr am Ufer der Weißeritz in Dresden-Plauen bei bester Laune an seinem Opel Vivaro herum. Bis gestern war der 30-Jährige zwei Wochen beruflich in Ägypten – bei herrlichen 20 Grad plus. Er hat dort für seinen Arbeitgeber eine Hochspannungsanlage gebaut. „Ich wusste schon, was mich hier erwartet“, sagt er.
Eisige Sonnenfinsternis Der Dauerfrost lässt das Ufer der Elbe langsam einfrieren und selbst die ersten wärmenden Strahlen der Sonne haben kaum eine Chance zum Tauen des Eises.
Eisige Sonnenfinsternis Der Dauerfrost lässt das Ufer der Elbe langsam einfrieren und selbst die ersten wärmenden Strahlen der Sonne haben kaum eine Chance zum Tauen des Eises.
Stapel der Eisplatten Fingerdicke Eisschollen stapeln sich am Ufer der Elbe und machen den wassernahen Spaziergang zu einem rutschigen wie riskanten Vergnügen.
Stapel der Eisplatten Fingerdicke Eisschollen stapeln sich am Ufer der Elbe und machen den wassernahen Spaziergang zu einem rutschigen wie riskanten Vergnügen.
Eiskratzen für die freie Sicht Jeden Morgen übt sich Paul Glöckner auf der Schubertstraße im Frühsport und kratzt die Scheiben seines Autos frei. Erst vorne, dann hinten und wenn es ganz eisig kommt, auch an den Seiten.
Eiskratzen für die freie Sicht Jeden Morgen übt sich Paul Glöckner auf der Schubertstraße im Frühsport und kratzt die Scheiben seines Autos frei. Erst vorne, dann hinten und wenn es ganz eisig kommt, auch an den Seiten.

Der Mann, Mitte 20, sitzt seit dem frühen Morgen vor seinem Eisloch. Dafür hat er sich extra Urlaub genommen. In den letzten Jahren sei es fürs Eisangeln nicht kalt genug gewesen, jetzt will er die Zeit nutzen. Die Kälte sei kein Problem. „Man muss sich gut anziehen und warme Getränke mitnehmen“, sagt er. Dann mache das Angeln auch bei Temperaturen unter null Grad Spaß. Außerdem habe Eisangeln seinen ganz eigenen Reiz. „Das ist was anderes als Angeln vom Ufer aus, denn man sitzt direkt vor dem Fisch.“ Und auch die Ausrüstung ist eine andere. Sind die Ruten beim Uferangeln schon mal fünf Meter lang, messen sie hier höchstens einen halben Meter. Achten muss man auch auf die Würmer, die als Köder dienen. Die haben die Männer in Dosen verpackt in ihren Jackentaschen, damit sie nicht gefrieren. „An guten Tagen kann man schon Einiges fangen“, sagt der junge Eisangler.

An den Haken gehen vor allem Barsche, Rotaugen und Rotfedern, die zwischen 20 und 35 Zentimeter lang sind, weiß René Häse, Geschäftsführer des Anglerverbands Elbflorenz. Er selbst würde nie auf dem Elbeis auf Fischjagd gehen. „Da ist mir meine Gesundheit zu lieb“, sagt Häse. Denn durch den wechselnden Wasserstand sei es stets gefährlich, auf das Eis zu gehen. Das Angeln auf zugefrorenen Gewässern, die der Verband bewirtschaftet, sei verboten.

Für die Elbe und ihre Häfen gilt das nicht. Der Fischereischein und das Papier für das Angelgebiet sind nötig, dann steht dem kalten Hobby nichts im Weg. Der junge Eisangler aus dem Neustädter Hafen hat keine Angst, einzubrechen. „Ob das Eis mich trägt, habe ich im Bauchgefühl“, stellt er fest. „Außerdem ist das Wasser nicht tief.“