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Gefährliche Staatsstraße

Anwohner kämpfen für einen sicheren Fußgängerüberweg. Das Kreisverkehrsamt hält den nicht für notwendig.

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© Anne Hübschmann

Von Jörg Richter

Lenz. Das Pfarrer-Ehepaar Zehme lebt seit anderthalb Jahren in Lenz. Es fühlt sich mit seinen Kindern sehr wohl hier. Nur eines bereitet Familie Zehme Sorgen: der starke Verkehr auf der S 81 direkt vorm Pfarrhaus. „Unser Sohn muss über die Straße, um in die Schule zu gelangen. Manchmal steht er minutenlang am Straßenrand, eher er rüber kann“, erzählt Pfarrer Sebastian Zehme.

Doch er macht sich nicht nur Sorgen um seine eigenen Kinder, sondern auch um die Leute, die im Pfarrhaus ein- und ausgehen. Zum Beispiel um die Mädchen und Jungen, die zur Christenlehre kommen, oder um die jungen Muttis, die regelmäßig mit ihren Babys den Krabbelkreis besuchen.

Deshalb hat sich Pfarrer Zehme an Gemeinderat Arndt Geißler gewandt, und dieser holte wiederum die Priestewitzer Bürgermeisterin Susann Frentzen zur Verstärkung mit ins Boot. Gemeinsam wollen sie sich für einen Fußgängerüberweg starkmachen. Sie luden jetzt Vertreter des Landratsamtes Meißen zu einem Vororttermin nach Lenz ein. Was Geißler dort von den Behördenmitarbeitern hörte, ärgert ihn sehr. „Lenz sei kein Unfallschwerpunkt“, zitiert Geißler die Leute vom Kreisverkehrsamt.

Dessen Amtsleiterin Viola Werbig bestätigt dies auf Nachfrage der SZ. „Das Landratsamt Meißen ist nicht grundsätzlich gegen die Errichtung von Fußgängerüberwegen. Die verkehrlichen Voraussetzungen für die Anlage eines Fußgängerüberweges sind jedoch in der Ortslage Lenz aufgrund des geringen Fußgängeraufkommens nicht gegeben“, äußert sie sich schriftlich. Auch der Verkehr sei nicht so hoch, der eine derartige Maßnahme rechtfertige. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) habe in diesem Bereich werktags eine durchschnittliche tägliche Verkehrsbelastung (DTV) von 4 789 Fahrzeugen registriert. Die DTV der S 179 in Reichenberg und Moritzburg liege werktags beispielsweise bei 9 483 Fahrzeugen, führt die Amtsleiterin als Vergleichswert an.

„Wir glauben, dass der Verkehr in Lenz zugenommen hat“, sagt Zehme dennoch und hat damit recht. Wie Viola Werbig bestätigt, stammen die 4789 Fahrzeuge aus der jüngsten Zählung von 2015. Fünf Jahre zuvor waren es noch 4329. Gut möglich, dass sie weiter steigen. „Denn gerade viele Pendler nach Dresden nutzen die S 81“, ist sich der Pfarrer sicher. Er verweist außerdem darauf, dass die Ortsdurchfahrt in Lenz ziemlich gerade verläuft. Das verleite zusätzlich dazu, dass mancher schneller unterwegs ist. – „Es muss erst ein Kind angefahren werden, bevor was passiert“, schimpfte Geißler jetzt im Gemeinderat, als er von dem unbefriedigenden Treffen mit der Kreisbehörde berichtete.

Andere Lösung favorisiert

Ein Fußgängerüberweg könnte für mehr Sicherheit sorgen. Doch den wird es, wenn es nach der Meißner Verkehrsbehörde geht, nicht geben. Darum wird jetzt im Priestewitzer Gemeinderat eine andere Lösung favorisiert. Eine elektronische Geschwindigkeitsanzeige mit Smily-Gesicht soll die Autofahrer daran erinnern, langsamer zu fahren.

Das Kreisverkehrsamt kann mit dieser Lösung gut leben. „Bei den Geschwindigkeitsanzeigetafeln handelt es sich um keine offiziellen Verkehrszeichen im Sinne der StVO“, so Amtsleiterin Viola Werbig. Für das Aufstellen solcher Anzeigetafeln bedürfe es keiner verkehrsrechtlichen Anordnung durch die Verkehrsbehörde. Weil das so ist, könne ihr Amt allerdings auch nicht sagen, ob diese Anzeigetafeln tatsächlich eine Wirkung erzielen.

Der Priestewitzer Gemeinderat ist davon überzeugt, dass die Smily-Tafeln die meisten Autofahrer zum langsameren Fahren bewegen. Gleich zwei solcher Tafeln sollen angeschafft werden. Je eines in jede Richtung. „Die Smilys sind aber keine Ideallösung“, sagt Geißler. Sie bringen die motorisierten Verkehrsteilnehmer zwar dazu, aufmerksamer zu fahren, aber anhalten werden sie deshalb nicht.