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Gefährliche Leckerlis

Beagle Hero konnte nur mit einer Not-OP gerettet werden. Er hatte einen Köder mit Nadeln gefressen. Kein Einzelfall.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Wer tut so etwas? Diese Frage stellen sich Renate und Gerhard Klein seit Tagen immer wieder. Fast hätten sie ihren Hund Hero verloren; ihr „Ein und Alles“, wie Renate Klein sagt. Vor einer Woche musste der Beagle notoperiert werden. Denn er wurde Opfer eines mutmaßlichen Hundehassers, der Köder ausgelegt hat.

„Es muss am 13. oder 14. Mai gewesen sein“, sagt Gerhard Klein. Nur an Sonnabenden und Sonntagen geht der Rentner mit Hero im Bereich Kurt-Frölich-/Lenbach-/Robert-Koch-Straße spazieren. An Wochentagen ist dem Ehepaar das Gebiet gegenüber ihrer Wohnung auf der Teplitzer Straße zu befahren. Doch an den Wochenenden kann Hero dort an der langen Leine laufen und herumschnuppern – so auch an dem verhängnisvollen Tag.

Dann ging alles ganz schnell: „Ich habe noch geshttps://www.sz-online.de/nachrichten/radfahrer-erleben-ihr-blaues-wunder-3690577.htmlehen, dass er auf irgendetwas herumkaut, wollte es ihm wegnehmen, da war es schon unten“, schildert der pensionierte Ingenieur. Zunächst denkt der 77-Jährige sich nicht viel dabei. „Unser Hero ist verfressen, der schnappt sich alles“, sagt er und kann sich ein Lächeln abringen. Dann bekommt der Hund Durchfall. Hin und wieder kam das schon vor. Doch diesmal war etwas anders.

Als sich die Verdauung auch Tage später nicht normalisiert hat, bringen Kleins ihren Vierbeiner zur Tierarztklinik von Christian Vockert auf die Lockwitzer Straße. Der verschreibt zunächst Medikamente. Ohne Erfolg. „Es wurde schlimmer und blutig“, schildert Gerhard Klein. Das Ehepaar hatte Angst, ging erneut zum Tierarzt. Zum Glück. Denn der fand beim Röntgen zwei Rouladen-Nadeln in Heros Magen. Noch am gleichen Tag wurde der Beagle notoperiert. Was der Arzt dabei zutage förderte, entsetzte die Besitzer. Zehn Zentimeter lang waren die zwei Stahlnadeln. Ohne die OP hätten die durch den Magen stoßen und der Hund verbluten können.

Eine Woche ist das Prozedere mittlerweile her. Hero geht es schon viel besser. Am Montag sollen die Fäden gezogen werden. Bis dahin muss er noch eine Art Strampler für Hunde tragen, damit er sich nicht an der Wunde leckt oder knabbert. Wirklich behagen tut ihm das nicht, immer wieder kratzt sich der elfjährige Rüde. Und auch längere Ausflüge sind derzeit noch tabu. Zu schwer fällt es dem Hund, in und aus dem Auto zu kommen.

„Wir sind so froh, dass es dem Hund jetzt gut geht“, sagt Renate Klein. „Er ist uns lieb und teuer“, ergänzt ihr Mann. Da sei auch das Geld egal. Denn die Rechnung für die Operation steht noch aus. Die Besitzer rechnen mit rund 1 000 Euro, die sie bezahlen müssen. Von der Versicherung könnten sie nichts erwarten, sagt Gerhard Klein. Denn die Hauratsversicherung des Ehepaars, die in diesem Fall greifen würde, weil ein Haustier als Sache gilt, zahlt nur bei Diebstahl, Einbruch und Brand.

Zwar haben die Rentner eine Anzeige bei der Polizei erstattet. „Aber wie sollen die schon herausfinden, wer der Täter ist?“, fragt sich Gerhard Klein resignierend. Tatsächlich sind die Chancen, jemanden zu erwischen, sehr gering. Den Beamten bleibt nichts anderes übrig, als auf Hinweise zu warten und andere Hundebesitzer zu warnen. Dafür gibt es mittlerweile sogar schon Internetseiten. Dort werden Fundorte gemeldet und Tierärzte geben Tipps, wie sich Hundehalter schützen können.

So sollen die Halter ihren Vierbeinern in Gebieten, in denen Funde bekannt sind, einen Maulkorb anlegen. Beim Spaziergang gelte generell: den Hund beobachten und beschäftigen. Außerdem sei es hilfreich, statt dem Kommando „Aus“ mit dem Hund zu üben, Leckerlis aus dem Maul gegen neue zu tauschen. So können die Tierbesitzer auch im Ernstfall agieren. Vereinzelt werden in Hundeschulen auch Antigiftköder-Trainings angeboten.

Denn der Vorfall in Strehlen ist kein Einzelfall. Erst am vergangenen Wochenende wurden auf der Melli-Beese-Straße in Laubegast mindestens zwei mit Rasierklingen gespickte Futterköder ausgelegt. Im Januar wurden in Gorbitz Köder gefunden, in denen sich Heftklammern befanden.

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