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Gefährliche Kletterei

Am Spielplatz an der Frauenburgstraße steigen Kinder und Jugendliche gern aufs Dach. Was, wenn jemand fällt?

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© nikolaischmidt.de

Von Sabine Ohlenbusch

Christa und Manfred Fedtke sind besorgt. Von ihrem Garten in der Sparte Gartenfreunde in der Südstadt aus können sie gut auf den Spielplatz weiter unten schauen. Dieser liegt direkt an der Frauenburgstraße und neben dem neu gebauten Bolzplatz. Oft komme es vor, dass Kinder und Jugendliche jeden Alters immer wieder auf einen Unterstand klettern, der zur Spielfläche gehört. „Sie nehmen sogar Fahrräder und selbstaufgehende Zelte mit nach oben“, erzählt Christa Fedtke.

Das Ehepaar hat selbst keinen Ärger mit den Dachsteigern. Im Gegensatz zu anderen Gartenfreunden, denn die Kolonie beginnt direkt hinter der Mauer des Unterstands. In den Gärten direkt hinter der Mauer gab es schon zertrümmerte Scheiben und Beulen im Swimming Pool, weil Steine von oben kamen. Norbert Raschke hat dieses Problem bereits gehabt. Sein Garten liegt direkt hinter der Mauer.

Aber auch dem Ehepaar Fedtke ist aufgefallen, dass die Kinder und Jugendlichen bei der Aufforderung, doch bitte herunterzukommen, sehr aggressiv reagieren. „Uns geht es darum, dass es gefährlich ist, wenn Jugendliche mit dem Fahrrad da oben fahren“, sagt Manfred Fedtke. „Es gibt ja kein Geländer.“ Was, wenn jemand herunterfiele? Wer würde dafür die Verantwortung übernehmen wollen?

Eine Lösung wäre, die Kletterer daran zu hindern, auf das Dach zu steigen, findet das Ehepaar. Christa und Manfred Fedtke denken, dass die einfachste Möglichkeit sei, einen Haselstrauch neben der Mauer am Unterstand zu beschneiden oder zu versetzen. Denn über den Busch gelangen die jungen Menschen auf die Mauer und über die Mauer aufs Dach.

Diesen Vorschlag hat das Paar der Stadt Görlitz bereits unterbreitet. Ein Mitarbeiter des Grünflächenamts sei gekommen und habe sich den Haselstrauch angesehen. „Aber unter Hinweis auf den Naturschutz hat er gesagt, er könne nichts tun“, erklärt Christa Fedtke. Ein Haselstrauch, so die erfahrene Gärtnerin, wachse so schnell, dass er ruhig zurückgeschnitten werden könne. Aber, auch das sagt sie selbst, es sei die Frage, ob diese Maßnahme die jungen Leute wirklich davon abhalten könne, weiterhin auf das Dach zu steigen.

Die Stadt hebt da die Hände. „Wenn Personen auf dem Spielplatz Frauenburgstraße auf das Dach des Treffpunktes steigen, machen sie dies auf eigenes Risiko“, sagt Stadtsprecherin Sylvia Otto. Es sei schließlich eindeutig zu erkennen, dass es sich nicht um ein Spielgerät handelt und ein Besteigen nicht vorgesehen ist. Es gebe auch keine ausgewiesenen Aufstiegshilfen oder Hinweise darauf, dass die Dachfläche für das Beklettern vorgesehen ist.

„Die Verantwortung liegt hier eindeutig bei demjenigen, der das Dach zweckentfremdend besteigt.“ Bei Spielgeräten auf öffentlichen Spielplätzen in der Stadt hingegen habe der Belag im Sicherheitsbereich Fallschutz.

Der Haselstrauch als Kletterhilfe wird wohl bleiben wie er ist. Laut Rathaus ist er zu groß, um verpflanzt zu werden. Ein Rückschnitt verändere nur zeitweilig die Situation, da der Strauch wieder neue Triebe bilde. Sylvia Otto: „Grundsätzlich ist aber die Frage, ob Schnittmaßnahmen an dem Strauch überhaupt dazu geeignet sind, das Verhalten der Spielplatzbesucher zu beeinflussen.“