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Gedenkstein für Luther-Linde

Der über 130 Jahre alte Baum in Putzkau ist ein Wahrzeichen des Friedhofs. Im Reformationsjahr rückt ihn der Heimatverein in den Fokus.

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© Wolfgang Schmidt

Von Wolfgang Schmidt

In feierlicher Gemeinschaft, intoniert und untermalt von Posaunenklängen, wurde am Sonntag nach dem Gottesdienst der evangelischen Kirchgemeinde Putzkau auf dem Friedhof an der Lutherlinde ein Gedenkstein geweiht. „Gott segne deinen Aus- und Eingang, von nun an bis in Ewigkeit“, sagte Pfarrer Dr. Tobias Mickel.

Angeregt wurde der Gedanke einer Gedenktafel von Brigitta Lange als Mitglied im örtlichen Heimatverein. Ihre Familie stellte den Stein kostenlos zur Verfügung, Steinmetz Crysander Lange schlug die Schrift ein, und der Verein trug vollständig die weiteren Herstellungskosten. Der Kirchenvorstand erteilte die Genehmigung, den Gedenkstein aufzustellen.

Festzug zur Pflanzung 1883

Historisch ordnet sich der Gedenkstein aus Granit ein in die Pflanzung einer Linde auf dem Putzkauer Gottesacker anlässlich des 400. Geburtstages von Martin Luther im Jahr 1883. Bernd John, Vorstandsmitglied im Heimatverein, zitierte dazu aus der Chronik: „Am Sonntag, dem 12. November (1883), trafen sich die Niederputzkauer bei Friedrichs Gasthof, zogen zum Sandgericht (Erbgericht) und von da begab sich der Festzug gemeinsam mit den Oberputzkauern zur Kirche. Nach dem Festgottesdienst erfolgte das Pflanzen der Luther-Linde.“ Starke Wurzeln entwickelten sich seitdem, der Baum wuchs.

Doch 1921 drohte der Linde Ungemach. Der Gemeindevorstand Hermann Petzold stellte den Antrag „die große Linde ... um zwei kleinere Bäume beseitigt wissen, weil sie dem Gedeihen der Blumen auf den Gräbern hinderlich sei.“ Der Kirchenvorstand lehnte ab, die Linde blieb stehen.

Ortsgeschichte auf engstem Raum

Mit einer Höhe von schätzungsweise 25 Metern hat die Linde die Turmspitze der Kirche zwar nicht erreicht, aber ein besonderes Wahrzeichen ist sie auf dem Friedhof Putzkau geworden. Neben den Grabstellen, der Lutherlinde und dem jetzigen Gedenkstein ist der Friedhof auch zum Ort weiterer Erinnerungen gestaltet worden. So wird der Toten der beiden Weltkriege gedacht, aber auch an Jacob Heinrich von Flemming. Er wirkte als dirigierender Minister Sachsen-Polens unter August dem Starken und wurde 1728 in der Gruft der Putzkauer Kirche beigesetzt.

Dem Heimatverein Putzkau gehören 18 Mitglieder an, wie Vorsitzende Margitta Naß informierte. Anliegen sind die Aufarbeitung und Erforschung der Orts-, Haus- und Hofgeschichte sowie von Namensgeschichten Putzkauer Einwohnern.

Der geschichtliche Hintergrund zur Gestaltung des Gedenksteines ist die 500. Jahreswiederkehr des Thesenanschlags von Martin Luther am 31. Oktober 1517 an der Wittenberger Schlosskirche und damit die Einleitung der Reformation. Mit seinen 95 Thesen wandte sich Martin Luther gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche. Zudem übersetzte er die Bibel aus lateinischer Sprache in das für alle allgemeinverständliche Deutsch. Eine Folge der Reformation war aber auch die Trennung der Kirche in die Glaubensrichtungen von katholischen und evangelischen Christen, die bis heute andauert.