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Gebremster Wildwechsel in Görlitz

Auf der B 99 in Görlitz sensibilisieren Warntafeln die Kraftfahrer. Mit Erfolg an dieser Stelle. Doch insgesamt bleibt das Problem.

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© Ralph Schermann

Von Ralph Schermann

Görlitz. Auf der Unfallkarte der Polizei stecken die Fähnchen dicht an dicht. Viele davon stehen für Wildschäden. Und die Fähnchen beweisen: Das Wild kommt immer näher. Schon gibt es Wildunfälle in eng bebauten Wohngebieten wie Königshufen.

Auf dieser Strecke ging aber die Zahl der Unfälle zurück, seit große Tafeln mit Fallzahlen die Fahrer zur Vorsicht mahnen.
Auf dieser Strecke ging aber die Zahl der Unfälle zurück, seit große Tafeln mit Fallzahlen die Fahrer zur Vorsicht mahnen. © Ralph Schermann

Im Stadtgebiet Görlitz wurden 2015 insgesamt 119 Verkehrsunfälle mit Wildbeteiligung aufgenommen, erinnert Polizeisprecher Thomas Knaup. 33 davon passierten im Ortsteil Hagenwerder. In diesem Jahr lag die Zahl bis Ende November bei 116. Damit könnte es am Jahresende erneut eine leichte Steigerung geben, wie auch schon von 2014 zu 2015. In und um Hagenwerder indes nicht. Da stehen zurzeit 22 Wildunfälle zu Buche, ein Drittel weniger als im Vorjahr. Daran könnte ein simples Verkehrsschild einen großen Anteil haben.

„Bei Unfall-Auswertungen wurde festgestellt, dass das StVO-Gefahrzeichen ,Wild‘ von vielen Kraftfahrern nicht ausreichend beachtet wird, vielleicht auch ein Gewohnheitseffekt eintritt“, berichtet die Leiterin des Straßenverkehrsamtes des Landkreises Görlitz, Angelika Voigt. Doch wegen der Zunahme der Unfälle sollte gerade die Aufmerksamkeit besser auf die Wildwechsel gelenkt werden. „Hinweistafeln mit einer Anzeige der Unfallhäufigkeit auf bestimmten Strecken erschienen als geeignetes Mittel“, sagt Angelika Voigt. Deshalb wurden als Test erste solche Tafeln an der B 115 zwischen Stannewisch und Rietschen und an der S 126 zwischen Weißwasser und Halbendorf aufgestellt. Der erhoffte Erfolg trat ein – die Zahl der Wildunfälle ging auf diesen Strecken zurück.

Das wurde auch von der Unfallkommission in der Stadt Görlitz erkannt, und deshalb kam zwischen Weinhübel und Hagenwerder je Richtung so ein Schild an die B 99. Tatsächlich scheinen viele Autofahrer diese vier Kilometer lange und für reichlich Reh- und Schwarzwild bekannte Strecke jetzt sensibler zu befahren. Eine endgültige Einschätzung kann freilich erst nach drei Jahren erfolgen. Solange nämlich bleiben die Aufmerksamkeitszeichen jeweils an einem Unfallschwerpunkt stehen. Neben der Görlitzer B 99 gibt es zurzeit solche Tafeln noch zwischen Großschönau und Spitzkunnersdorf. Weitere sind derzeit nicht vorgesehen. „Das wird dann nach der Auswertung des Jahres 2016 in der Unfallkommission für die zweite Jahreshälfte 2017 neu entschieden“, informiert die Straßenverkehrsamtsleiterin. Die jeweiligen Fallzahlen für die jährliche Aktualisierung der Tafeln stellt die Polizeidirektion Görlitz für die Straßenmeistereien bereit.

Wildschäden machen 18 Prozent aller Unfälle aus. Es gibt fast keine Straße in der Region, auf der nicht auch Unfälle mit Wildtieren vorkommen. Natürlich stehen dabei die Wege nahe der Wälder im Vordergrund, doch auch die Bundesstraßen 6 und 99 bei Reichenbach und Holtendorf sowie zwischen Leuba und Hagenwerder entwickelten sich zu Schwerpunkten. Innerhalb von Görlitz gehört die Schlesische Straße ebenso dazu wie die Verbindungsstraße zwischen Biesnitz und Weinhübel. Im Umland bilden zudem die Kunnersdorfer Senke, die S 111 zwischen Kunnerwitz und Weinhübel sowie zwischen Pfaffendorf und Friedersdorf und schließlich auch die S 127 in Höhe der Mülldeponie immer wieder Schwerpunkte. Die Art der über- oder angefahrenen Tiere ist seit Jahren relativ gleich: Etwa 1100 Rehe, 230 Wildschweine, 45 Füchse und ebenso viele Hasen und Dachse sterben jährlich auf den Straßen im Landkreis Görlitz. Die Unfallzeiten liegen dabei meist zwischen vier und sechs sowie zwischen 17 und 22 Uhr.

Polizei, Fahrschulen und auch die Kraftfahrverbände nennen immer wieder eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen: Umgehend die Geschwindigkeit reduzieren. Wenn ein Tier die Fahrbahn gequert hat, auf Folgetiere achten. Und deshalb immer die Straßenränder im Auge haben. Die großen Hinweistafeln an Schwerpunkten, wie bei Görlitz-Hagenwerder, sollen daran erinnern, genau das nicht zu vergessen.

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