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Gebäude am Postplatz fallen

In der einstigen Oberpostdirektion in der Dresdner Innenstadt entstehen Wohnungen. Hier hatten sich bisher Fledermäuse wohlgefühlt.

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© Peter Hilbert

Von Peter Hilbert

Am Postplatz bietet sich derzeit ein ungewohntes Bild. Während in der Nähe Neubauten wachsen, prägen an der Ecke Annen-/Marienstraße Abrissbagger das Geschehen. Das ist der sichtbare Auftakt für ein Großprojekt der Berliner CG-Gruppe. Auf dem Gelände der einstigen Oberpostdirektion und des alten Telegrafenamtes will der Investor seine Residenz am Postplatz errichten. Allerdings wird nur ein Teil der Altbauten abgerissen (siehe Grafik). Die Hauptgebäude bleiben weitgehend erhalten und werden durch zwei Neubauten mit bis zu sieben Geschossen ergänzt, erklärt der Dresdner CG-Niederlassungsleiter Bert Wilde. Geplant sind 242 Eineinhalb- bis Fünfraumwohnungen.

Vor einer Woche hat Bauleiter Michael Schuster mit seinen Männern von der Dresdner Spezialfirma A.R.D. mit dem Abbruch begonnen. Die sind von der schnellen Sorte. Schon nach wenigen Tagen sind die ersten Mauern und Decken des Flachbaus der Postdirektion unter dem Greifer des Baggers verschwunden und die ersten Kellergewölbe freigelegt. Für den 41-jährigen Bauleiter bieten sich in der Unterwelt am Postplatz „makaber-beeindruckende Anblicke“. Der Dresdner hat die alten Keller inspiziert, so auch einstige Luftschutzräume. „Wenn die alten Mauern reden könnten…“, sagt er nachdenklich.

Doch schnell kommt Schuster wieder zum Tagesgeschäft. Auf der anderen Seite geht es jetzt dem Kopfbau des Telegrafenamtes an den Kragen. Der Bauleiter ist froh, dass mit dem Longfront-Bagger die nötige Technik vor Ort ist. Die gewaltige Baumaschine musste bei einem 100-Tonnen-Schwertransport von Hannover nach Dresden gebracht werden. Wie bei den großen Stahltransporten für die Waldschlößchenbrücke durfte nur nachts gefahren werden. Doch rechtzeitig vor dem Abrissstart wurde der Bagger auf der letzten Etappe nachts vom Rasthof Dresdner Tor bis zum Postplatz gebracht.

Seit Mittwoch ist die Baumaschine mit ihrem 27 Meter langen Ausleger dabei, das fünfgeschossige Telegrafenamt von oben nach unten zu zerschneiden. Das gelingt ihr nicht nur beim Mauerwerk, sondern auch bei den Stahlträgern. „Diese Arbeiten sollen weitgehend erschütterungsfrei verlaufen“, sagt Bauleiter Schuster. „Mit den bisherigen Arbeiten bin ich sehr zufrieden. Es verläuft alles nach Plan.“ Genügend Erfahrung hat das Dresdner Unternehmen. „Wir haben hier schon das alte Dynamo-Stadion und das Centrum-Warenhaus abgerissen“, berichtet er.

Allerdings steckt auch bei den Abbrucharbeiten vieles im Detail. So enthalten die alten Gemäuer nicht nur Dresdner Geschichte, sondern auch wichtige Vertreter der Tierwelt. Deshalb haben Vogel- und Fledermausexperten vorher erkundet, welche Arten hier einen Unterschlupf gefunden haben. An der Attika des Kopfbaus unterm Dach haben sie vier Fledermäuse entdeckt, berichtet der Dresdner CG-Chef Wilde. „Unter fachlicher Anleitung wurden dann die Abdeckbleche abgenommen, sodass sie sich neue Plätze suchen können“, sagt er. Noch am Morgen des Abbruchauftakts am Telegrafenamt haben sich diese Fachleute davon überzeugt, dass alles in Ordnung ist. Dann konnte es losgehen.

Ende Mai soll der Abbruch abgeschlossen sein. Danach geht es in die Tiefe. Um die Grube vor nachrutschender Erde zu sichern, errichten die Bauleute bis zu 14 Meter tiefe Wände aus Stahlträgern und Holzbohlen. So kann auf der Fläche des einstigen Kopfbaus Richtung Marienstraße bis August die Bodenplatte fürs neue Gebäude errichtet werden. Vorgesehen ist, dass der gesamte Komplex im Frühjahr 2018 fertiggestellt ist. Ab Ende 2017 werden die Wohnungen vermietet.