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Gasthof Kötitz wird Milchbar

Viele Jahre passierte nichts. Nun wird das große Eckhaus saniert. Im Spätsommer 2016 soll es fertig sein. Und darin die bisher größte Willy-Vanilli-Eisdiele öffnen.

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© Arvid Müller

Von Ulrike Keller

Coswig. Der Gasthof Kötitz bekommt Farbe. Die Entscheidung ist nach langem Abwägen dutzender Farbmuster für ein sehr dezentes Grün gefallen. „Ein Altgrün, das der Zeit zwischen 1870 und 1900 entspricht“, erklärt Willy Ullrich. In dieser Spanne wurde die alte Schänke in Etappen umgebaut, die Vorbote des heutigen Gebäudes an der Ecke Kötitzer und Brockwitzer Straße war. Und einen zweiten Grund hat die Farbauswahl: „Das sehr helle Grün soll das große Gebäude optisch zurücksetzen.“

Der Wahlradebeuler Willy Ullrich ist der Kreativkopf der Willy-Vanilli-Soft-Eis-Milchbar. Als er vor etwa fünf Jahren an dem leerstehenden Eckbau vorbeifuhr, kam ihm gleich der Gedanke „Da könnte eigentlich ein Eisladen rein“, so gleich hinter dem Bad gelegen. Er überzeugte auch seinen Freund und Geschäftspartner Jörn Richter. Denn dieser eher rationale Part des Teams fand mit seiner Frau wiederum Gefallen an dem alten Saal im ersten Stock. „Ich wollte schon immer in einem Loft wohnen“, erzählt Jörn Richter. So wurden er und seine Frau Eigentümer.

„Wir mussten erst ein Gefühl für die Größe bekommen“, sagt Willy Ullrich mit halbem Ernst. Die umfangreichen Renovierungspläne durchkreuzte dann im Sommer 2013 das Hochwasser. Der Gasthof Kötitz blieb – wie schon im Jahr 2002 – trocken. Doch drei der fünf Eisläden in Dresden und Radebeul traf es hart. Das 500 000-Euro-Vorhaben in Coswig musste warten.

Gerüchte gingen um

Bis dieses Jahr im Frühsommer. Da begann das zupackende Doppel mit Abrissarbeiten und ließ Fachleute die Renovierung von Fassade und Dach in Angriff nehmen. In den nächsten Tagen wird nun schon das Gerüst auf der Straßenseite überflüssig und kann in den Hof wandern. „Dann wird die andere Hälfte Dach gemacht“, sagt Jörn Richter. Gedeckt wird mit Doppelmuldenfalzziegeln. „Die waren um 1900 sehr populär“, weiß Willy Ullrich, der sich mit den historischen Baudetails beschäftigt hat. Soeben war der Fensterbauer zur Abstimmung da. Die modernen Exemplare, die der Vorbesitzer einbauen ließ, sollen ersetzt werden durch welche, die den Stil des Hauses unterstreichen.

Eigentlich wollten die beiden Willy-Vanilli-Inhaber gar kein großes Aufheben um die Bauarbeiten am alten Gasthof machen, auch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht auf die geplante Vermietung im ersten Obergeschoss hinweisen. Doch dann tauchte das Gerücht auf, das Haus würde womöglich bald als Asylheim genutzt. Nur deshalb gingen Jörn Richter und Willy Ullrich in die Informations-Offensive und klebten Plakate in alle Erdgeschossfenster.

Aufteilung noch unklar

Darauf angekündigt wird jene Willy-Vanilli-Milchbar, die hinter den Scheiben schon deutlich Gestalt angenommen hat. Als immerhin sechste und bisher größte der Geschäftsleute. Bei Straßenverkauf und Freisitzen belassen sie es diesmal jedenfalls nicht. „Es wird die erste sein, in der man auch drinsitzen kann“, verrät Willy Ullrich. Eine Milchbar im Ost-Schick der 50er- und 60er-Jahre. Willy Ullrich spricht von einer klassischen HO-Milchbar, die er mit Originalmobiliar nachempfindet. Sogar ein echter Polyplay zieht ein, der einzige Videospieleautomat der DDR.

Die technischen Voraussetzungen für die Eisdiele waren schon im Juli komplett geschaffen. Eigentlich hätte da bereits der Verkauf starten können. Doch das Inhabergespann sah schließlich davon ab, weil kurz darauf das Gerüst aufgestellt wurde.

Bis zum Spätsommer des nächsten Jahres soll nun alles fertig sein. Das Erdgeschoss mit Milchbar, Eislabor, Technikraum und Lager ebenso wie das erste Obergeschoss mit drei Maisonette-Wohnungen. Eine davon beziehen Jörn Richter und seine Frau. Die zwei übrigen stehen zur Miete bereit.

Wer Interesse hat, kann mit seiner Anfrage allerdings getrost bis zum späten Frühjahr warten, sagt Jörn Richter. Denn noch steht nicht einmal genau fest, auf wie viele Räume sich die jeweils 140 Quadratmeter aufteilen werden. „Wir haben die Entscheidung noch vor uns, welche Wand wir erhalten und welche wir wegreißen.“