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Gasthof Gorknitz verschwindet

Nach 18 Jahren Leerstand macht er nun Platz für neue Ideen. Für das Dorf eine Chance.

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© Kristin Richter

Von Heike Sabel

Dohna. In der Erinnerung ist der Gorknitzer Gasthof immer noch schön. Die Realität jedoch hat die Erinnerungen längst hinter sich gelassen. Jetzt macht der Gasthof eher Angst. So wie er da steht, ist er eine Gefahr. Seit 1999 ist er leer und sollte schon mehrfach abgerissen werden. Jetzt soll das tatsächlich passieren. Der Technische Ausschuss des Dohnaer Stadtrates wird am kommenden Mittwoch den Auftrag vergeben. So weit war man noch nie.

Erst waren es rechtliche Fragen, die den Übergang an die Stadt verzögerten. 2014 war es so weit. Für voriges Jahr stand der Abriss dann bereits im Haushalt. Doch aus den einst dafür vorgesehenen 40 000 Euro sind inzwischen 110 000 Euro geworden, sagt Ortsvorsteher Dietmar Neumann (CDU). So viel war voriges Jahr noch nicht eingeplant. Bevor der Abriss und vor allem die Entsorgung der Überreste noch teurer werden, wird nun gehandelt.

Damit ist Platz für neue Ideen. Der Ortschaftsrat plädiert für ein Ortszentrum. In der Nähe befinden sich Feuerwehr und Sportplatz, der Kindergarten ist auch nicht weit. Außerdem ist die Lage an der Kreuzung zentral.

Die Idee, als Kommune in ein barrierefreies Wohnhaus zu investieren, wurde schnell wieder fallengelassen. Die höheren Kosten für den Abriss und die sonstige Haushaltssituation verbieten das, sagt Neumann. Außerdem ist das nächste Lebensmittelgeschäft in Dohna. Das ist ein Hinderungsgrund.

Ein Zentrum für den Ort gestalten

Richtig böse ist Neumann nicht. Denn in der aktuellen Debatte um den neuen Flächennutzungsplan kommt eine alte Idee wieder zu Ehren: Kurz vor der Eingemeindung von Röhrsdorf mit dem Ortsteil Gorknitz nach Dohna 1999 war der Bebauungsplan für ein Wohngebiet hinter dem Kindergarten in Richtung Gut Gamig fix und fertig, sagt Neumann. Umgesetzt wurde er nie. Manchmal brauche manches eben etwas länger. Nun ist es eine Chance, den Platz im Ortszentrum nicht unbedingt mit Wohnungen zu bebauen.

Für den Gasthofsplatz sind nach wie vor Parkplätze im Gespräch. Gorknitz hat nicht nur bei Fußballspielen ein Parkproblem, sagt Neumann. Auch eine Hinweistafel wäre hier angebracht, mit Informationen zum Ort und Wanderwegen im Umfeld. Egal, was wann auf der Fläche entsteht, es ist besser als das, was jetzt noch draufsteht. Die, die den Abriss bedauern, sind mit den Jahren immer weniger geworden. „Es ist zwar schade, aber so wie es jetzt ist, geht es auch nicht mehr“, sagt Neumann. Gorknitz ist nicht der einzige Ort, der Sorgen mit seinem Gasthof hat. Die Zeiten der großen Dorfgasthöfe sind vielerorts vorbei. Der in Börnersdorf verfällt ebenfalls, in Gersdorf und Nentmannsdorf ist auch geschlossen.

Die schönen Erinnerungen haben jene, die diese Gasthöfe noch erlebten. Neumann gehört in Gorknitz dazu. Die Veranstaltungen des Gorknitzer Jugendklubs und des Sportvereins waren in den 1980er-Jahren legendär. Die Wende überstand der Gasthof noch, doch 1999 war Schluss. Das verfallende Gebäude ließ die Erinnerungen immer mehr verblassen. 1925 konnte Besitzer Franz Weigand noch mit diesem Fakt werben: „Größter Konzert- und Ballsaal der Umgebung“ sind Geschichte. Die Zeiten sind aber endgültig vorbei.