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Gasgeben nach Noten

Am Wochenende werden im Dorf wieder Bauernhöfe zu Orten der Kunst. Bei einer musikalischen Uraufführung spielen Traktoren eine außergewöhnliche Rolle.

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Von Sven Görner

Pferd trifft Trecker. Auf einem Bauernhof ist das nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches. Erst recht in einem Dorf wie Bärwalde. Schließlich ist hier die Anzahl der Einwohner etwa so groß wie die der vierbeinigen Reit- und Zugtiere. Hinzu kommt, dass, prozentual gesehen, wohl in kaum einem anderen Dorf der Region mehr Leute Landwirtschaft betreiben als in diesem Ort. Sei es nun im Haupt- oder im Nebenerwerb.

Ungewöhnlicher ist es da schon, wenn man auf den Höfen, auf Wiesen und in Ställen plötzlich auf Malerei, Installationen, Fotos oder gar musizierende Musiker trifft. Aber auch das gehört inzwischen zu den Besonderheiten des idyllischen Fleckchens zwischen Moritzburg und Radeburg. Zumindest an zwei Tagen im Jahr. Zu verdanken ist dieses reizvolle Zusammenspiel dem kleinen Veranstaltungsteam um Festival-Gründer Andreas Lorenz, der selbst einen der alten Höfe bewohnt.

Und so gibt es nach der Premiere 2010 und einer Pause im Vorjahr am Wochenende nun bereits die 5. KlangKunstHöfe in Bärwalde. Dabei öffnen vier Höfe ihre Scheunentore. Mit der alten Dorfschule kommt ein weiterer Veranstaltungsort hinzu. Das von Andreas Lorenz gewählte Motto des Jubiläumsjahrgangs lautet „Singende Höfe“.

Kein Wunder also, dass diesmal Vokalensembles im Mittelpunkt stehen. Vom Kinderchor Dresdner Spatzen unter Claudia Sebastian-Bertsch u.a. mit dem KlangKunstHöfe-Klassiker „Das Brathuhn“ über Volkslieder mit dem Universitätschor Dresden unter Christiane Büttig bis zum musikalisch-literarischen Programm „Tierisch, tierisch“ des Seniorenchors der Singakademie Dresden unter Karl Hänsel. Nicht zu vergessen der Gnadenchor Dresden, der unlängst erst live in der Olaf-Schubert-Show zu erleben war. Wie Andreas Lorenz verrät, planen die singenden Handwerker am Sonnabend sogar einen Flashmob.

Ein besonderer Höhepunkt verspricht die Uraufführung von Johannes Korndörfers Stück „Freies Volk“ zu werden. Natürlich spielt auch dabei ein singendes Ensemble eine wichtige Rolle. Neben dem Chor des Kirchspiels Bärnsdorf-Bärwalde-Naundorf gibt es aber noch weitere nicht weniger wichtige Mitwirkende: drei Traktoren mit ihren Fahrern. Einen davon stellt Hofbesitzer Maik Trepte zur Verfügung. Bedienen wird den Deutz sein Sohn. Bedienen deshalb, weil es um mehr als Fortbewegung geht. Auch der Sound der Motoren ist gefragt. Und zwar in der richtigen Lautstärke an der richtigen Stelle. Im Vorfeld hat es deshalb sogar eine Art Casting für die tuckenden Gefährte gegeben. Schließlich ist Motor nicht gleich Motor. Ihr Auftritt wurde danach in die Partitur eingearbeitet. Man darf also gespannt sein. Nur so viel soll noch verraten werden. „Es ist ein konsumkritisches Stück“, sagt Erika Szabo vom Veranstaltungsteam.

Zum Programm des Jubiläums-Jahrgangs gehören aber ebenso musikalische Improvisationen, eine Tanzperformance und der Auftritt eines Schlagzeug-Ensembles. Eine feste Größe der KlangKunstHöfe ist zudem das Mitwirken der Schüler der Komponistenklasse Dresden. Und trotz aller Musik darf auch die bildende Kunst nicht fehlen. In diesem Jahr sind fünf Künstler präsent. Mit Installationen, Plexiglaszeichnungen, Malerei und Fotografie.

Maik Trepte freut sich schon aufs Wochenende und die Künstler. Er wird dann unter anderem auch leckeren selbst gemachten Apfelsaft anbieten. Und seine Frau Katrin ergänzt: „Es ist immer wieder überraschend, wie die Künstler ihre Arbeiten präsentieren. Manchmal fügen sie sich ein, ein anderes Mal stehen sie im Kontrast zu der uns bekannten Umgebung.“

Die 5. KlangKunstHöfe in Bärwalde finden am 16. und 17. Mai, jeweils von 14 bis 18 Uhr, statt. Die Tageskarte kostet 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Wochenendkarten gibt es für 10 bzw. 6 Euro.