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Gartenschaubrücke vom Pilz befallen

Sie waren der Stolz zur Landesgartenschau 2002 – drei Brücken über die Seeanlage. Nun sind sie vom Pilz befallen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Nicht mehr über die Seeanlage in die Innenstadt laufen? Das kann sich wohl kein Großenhainer ernstlich vorstellen. Zu beliebt ist die Querverbindung zum Bobersberg. Und weil das so ist, musste die Stadt jetzt auch dringend handeln. Denn die ineinanderübergehenden Fußgängerbrücken über den Röderneugraben in Verlängerung Gerberdamm und den zwei Fußgängerbrücken über den Gondelteich sind allesamt vom Pilz befallen.

Der Holzbelag wird anschließend durch Kunststoffelemente ersetzt, die gegen Pilzbefall resistent sind.
Der Holzbelag wird anschließend durch Kunststoffelemente ersetzt, die gegen Pilzbefall resistent sind. © Klaus-Dieter Brühl

Dieser bis zu 30 Zentimeter groß werdende Pilz lebt meist, wie der Name schon sagt, an Eichen, nur ganz selten an Kastanien. Der Eichenwirling erzeugt eine sehr intensive Braunfäule, die vor allem im Kernholz vonstatten geht. Dadurch entsteht eine Versprödung des Holzes, die dann zum Bruch führen kann. Der Brücke ist nicht anzusehen, wann das passiert. Der Eichenwirling dringt über Ast- oder Stammwunden in den Baum ein. Er ist gut an seinen labyrinthartigen Lamellen zu erkennen. Für eine Untersuchung eigenen sich alle gängigen Methoden wie Zuwachsbohrer, Spiralbohrer, Resistograph, Fractometer sowie die Schallgeschwindigkeitsmessung. An den Seebrücken sind die Schäden bereits von außen sehr gut zu sehen.

15 Jahre hat das Holz gehalten

Damit ist eine weitere Attraktion der dritten sächsischen Landesgartenschau 2002 mit ernsten Schäden in die Öffentlichkeit getreten. Allerdings, im Gegensatz zum benachbarten Naturerlebnis kostet die Behebung des Schadens hier nicht Millionen und ist auch nicht auf Baupfusch zurückzuführen. 67 500 Euro wird die Stadt nach eigenen Schätzungen dafür ausgeben müssen, die Bohlen der Brücken komplett zu wechseln. Die Firma Metallbau Hausmann aus Kleinthiemig ist gerade dabei, Planke für Planke abzunehmen. Drauf kommt nicht etwa wieder Holz oder gar Metall, sondern in perfekter Holzanmutung – recycelter Kunststoff.

Außerdem wird der Beton saniert und der Korrosionsschutz der tragenden Pfeiler erneuert. Der Belag ist aus dem einzigen zum Bau zugelassenen glasfaserverstärkten Kunststoff mit dem Namen Trimax. Er bietet Pilzen oder natürlicher Verrottung keinen Ansatz und splittert nicht.

Damit wird der Kunststoff, der sich optisch praktisch nicht von Holz unterscheidet, inzwischen gern von Landschafts- und Gartenbauern verwendet und ersetzt seit Längerem auch Tropenholz. Tatsächlich bekommen Kommunen, wenn sie sich um ein Tropenholz-Zertifikat bemühen, eine Bestätigung, dass die Bongossihölzer nicht aus dem Regenwald, sondern wirklich aus der Forstwirtschaft stammen. Die entsprechende Bescheinigung stellt das Landwirtschaftsministerium des Herkunftslandes Kamerun aus. Allerdings hegen viele seit Längerem Zweifel an solchen Zertifikaten. Weil das Stadtbaudirektor Tilo Hönicke auch klar ist, hat er sich von Brückenbelägen aus Tropenholz gänzlich verabschiedet. 2007 sah das noch anders aus. Auch da war eine Eichenholz-Brücke morsch, und zwar die über der Wasserkunst. Gut 14 Jahre hielt auch dieser Holzbelag. Damit die Brücke zum Walkdamm länger hält, hatte die Stadt damals nicht Eiche, sondern jenes Bongossiholz eingesetzt. Selbst ohne Lasur oder Ölung hat Bongossiholz eine Lebensdauer von 30 bis 50 Jahren.

Tropenholz zu verwenden – einige Stadträte stutzten damals schon, als ihnen der Beschluss zur Sanierung der Brücke Walkdamm vorgelegt wurde. Im Nachgang hatte es noch einige Diskussionen um das Thema gegeben. Nun folgt bei der Seebrücke die logische Konsequenz. Ob der Kunststoff bei der Entsorgung einmal zum Problem wird – eben weil er langlebig ist – das werden wohl die nächsten Generationen entscheiden, die Bauaufträge vergeben. Der Hersteller gibt jedenfalls für diesen Belang eine Garantie von 30 Jahren.