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Ganz viel Genuss

Wer Mitglied im neuen Verein „fein & sächsisch“ werden will, muss einen Blick in seine Lager oder die Futtertröge erlauben.

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© Matthias Rietschel

Von Ines Mallek-Klein

Dresden. Bio ist schön, aber kein Muss, sagt Lorenz Eskildsen. Er ist nicht nur der Chef der Eskildsen Gänsezucht aus Grimma, sondern seit Kurzem auch der Vorsitzende des neuen Vereins „fein & sächsisch“.

Neun Unternehmer haben sich zusammengetan, um landwirtschaftliche Produzenten aus Sachsen miteinander zu vernetzen. Gleichzeitig soll in der Gastronomie dafür geworben werden, möglichst viele dieser regionalen Produkte zu verarbeiten.

Dass sich das lohnt, beweist ein Besuch in der Restauration von Julius Kost im Wilsdruffer Ortsteil Grumbach. Vor zwei Jahrzehnten haben Christa und Hanno Knitsch begonnen, Zutaten aus der Region zu veredeln. Einige, wie die Wildkräuter, kommen gleich aus dem eigenen Garten. Vollkornbrot, Milch, Quark oder Joghurt liefert das Pfarrgut in Taubenheim. „Der Erfolg gibt uns recht“, sagt Christa Knitsch und verweist auf die wachsende Zahl treuer Gäste in Grumbach.

Regionales in Szene setzen

Sie werden bei ihrem nächsten Besuch eine Emailletafel mit der Inschrift „fein & sächsisch“ entdecken. Julius Kost ist das erste Haus in Sachsen, das sich mit dem Prüfsiegel schmücken darf. Geht es nach den neun Gründungsmitgliedern des Vereins, sollen viele Partner dazukommen. Sie müssen bereit sein, einen Jahresbeitrag von 200 Euro zu investieren. Viel wichtiger seien aber die Begeisterung für die eigenen Produkte und ein nachhaltiges Arbeiten, sagt Lorenz Eskildsen. Erzeuger von Bioprodukten sind besonders willkommen, aber auch konventionelle Produzenten sollen eine Chance erhalten, genauso wie große Betriebe, die die Landwirtschaft in Sachsen mehrheitlich prägen. Wer Mitglied werden möchte, muss die Richtlinien des Vereins akzeptieren und den Prüfern Zugang zu Vorratskellern oder Futtertrögen gewähren. In der Gastronomie gilt, dass mindestens 50 Prozent der verwendeten Lebensmittel aus der Region kommen müssen. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, erlebt Axel Heinze, selbst Biolandwirt aus Oschatz, bei einem Besuch in Leipzig. Er bestellt für die Kinder Leipziger Kartoffelpuffer – die Knollen dazu stammten aus Niedersachsen. Das bedeutet hohe Transportkosten und Qualitätsverlust auf langen Wegen. Gleichzeitig gehen aber auch die Besonderheiten der regionalen Küche verloren. Der Verein „fein & sächsisch“ möchte das ändern und die regionalen Erzeuger mithilfe ausgewählter Gasthöfe in Szene setzen. Mit den Sparkassen aus Meißen und Leipzig hat der Verein bereits zwei finanzielle Förderer gefunden.

Neue Mitglieder dürfen unter dem Dach des Vereins nicht nur auf gemeinsame Marketingaktionen hoffen. Die Marke soll auf Messen präsentiert werden, kulinarische Rundreisen sind angedacht, genauso wie ein feinsächsischer Warenkorb.

Die Idee, das gibt Lorenz Eskildsen gerne zu, ist nicht ganz neu. In seiner Heimat Schleswig-Holstein arbeiten Erzeuger und Gastronomen unter dem Slogan „feinheimisch“ seit Jahren erfolgreich zusammen. Ein Konzept, das man nun nach Sachsen holt, wohlwissend, dass es bereits eine Vielzahl regionaler Vermarktungsinitiativen gibt, wie „Die Lausitz schmeckt“ oder „Gutes von hier“ aus der Sächsischen Schweiz.

www.feinundsaechsisch.de