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Ganz schön helle

Ludwig Leuchten in Elsterheide erlebt eine Revolution, sagt der Chef – aber bitte sparsam.

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© Ronald Bonß

Von Georg Moeritz

Elsterheide. Von Schustern heißt es, dass sie ihre eigenen Schuhsohlen oft vernachlässigen. Der Fabrikant Erich Ludwig gibt eine ähnliche Betriebsblindheit zu: Er stellt Leuchten in zwei Betrieben bei Hoyerswerda und bei Augsburg her, aber für die Schattenseiten in den Werkhallen hat er sich lieber externe Berater gesucht.

Zum Beispiel Roland Senft. Der hat mal beim VEB Energiekombinat Cottbus Elektriker gelernt und ist jetzt Energiemanagement-Auditor bei Envia-M. Senft hat beide Fabriken etwa zwölf Tage lang untersucht. Er stieß dabei auf Mitarbeiter in der Versandabteilung, „die fanden es zu dunkel“. Dabei saßen sie in einer Leuchtenfabrik, hatten Beleuchtungssteuerung mit Sensoren – aber die Sensoren waren wohl zu nah am Fenster. Beim Rundgang stellte Senft auch „eine Riesen-Halle für zwei Mitarbeiter“ fest, aber gut geheizt.

Der Berater empfahl daher, schlecht ausgelastete Räume erst einmal nicht zu nutzen. Außerdem konnte Fabrikant Ludwig eine von zwei Trafo-Stationen abschaffen, die nach einer Umstellung in der Lackiererei überflüssig geworden war. Laut Senft spart das alleine schon 2 200 Euro Energiekosten pro Jahr, bei einmalig 4 500 Euro Kosten für den Abbau. „Das habe ich billiger bekommen“, freut sich Ludwig.

Der Fabrikant aus Bayern hält sich eigentlich für einen Sparfuchs. Fortschrittlich sei sein Unternehmen schon immer gewesen, „aber natürlich kommt zuerst der Kunde dran“. Nun hat Ludwig schwarz auf weiß, wo er Energiekosten sparen kann. Er will sich „zunächst um die großen Brocken“ kümmern: Wärmerückgewinnung in der Lackiererei und undichte Stellen in der Druckluftanlage – die führen in vielen Fabriken zu Verschwendung.

Ludwig ist mit Begeisterung dabei, wenn es um neue Technik für andere geht. Immer wieder spricht er von der „Revolution im Licht“, die seine Branche derzeit erlebe. LED-Technik koste nur noch doppelt statt dreimal so viel wie „einfache Röhren“, werde billiger und effizienter. Zunehmend lässt sich die Lichtfarbe per App steuern und damit auch die Stimmung in einer Werkhalle oder einem Altenheim.

In der BMW-Zentrale in München hat seine Firma 32 000 Leuchten angebracht. In Flughäfen von München bis Athen hängen Ludwig-Leuchten. Beim Pannen-Flughafen Berlin allerdings hat sich Ludwig nach eigenen Angaben gar nicht erst beworben, weil er bei der Ausschreibung „so einen Klüngel“ festgestellt habe.

Dabei ist der gelernte Industriekaufmann Ludwig stets offen für neue Geschäftskontakte. Bei seinen Flugreisen zwischen Bayern und Sachsen hat er nicht nur den Bauunternehmer für seine Hallen in Elsterheide-Bergen kennengelernt, sondern auch den Molkereibesitzer Theobald Müller. In dessen Sachsenmilch-Werk hängen nun auch Leuchten von Ludwig.

Rund 70 Beschäftigte in Elsterheide stellen derzeit Leuchten für das bayerische Unternehmen her, zusätzlich helfen etwa 40 behinderte Mitarbeiter der Lausitzer Werkstätten bei der Montage. Ludwig rechnet damit, dass seine Leuchten sämtlich „kommunikativ“ werden: Alle bekommen eine IP-Adresse, lassen sich also über die Gebäudekommunikation fernsteuern.

Manchmal ist die Technik dem Fabrikanten selbst unheimlich: „Ich zahle nur noch bar, und meine Frau möchte gar kein Handy.“ Doch wenn die Kommunikation zu neuen Geschäften führt, ist Ludwig gern dabei. Envia-M gründet derzeit ein Energieeffizienznetzwerk – zur Zusammenarbeit von Firmen, wie sie auch Sachsens Industrie- und Handelskammern organisieren. Findet Ludwig über Envia-M neue Kunden, bekommt der Dienstleister eine Provision – ein neues Geschäftsfeld für die Energiefirma, die früher nur Strom verkaufte.