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Ganz ohne Folklore

Sorbische Kunst ist jetzt in Bischofswerda zu sehen – in einer bemerkenswerten Schau.

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© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Die dunkle Stimmung auf „Wolken abends“ erinnert an ein Unwetter. Ganz anders gleich daneben die „Hecken“ in ihrem satten Grün. Es sind drei von sieben Bildern, mit denen sich die Malerin Iris Brankatschk an einer Ausstellung des Sorbischen Künstlerbundes beteiligt. Außergewöhnlich ist das an sich nicht. Doch zum einen handelt es sich um eine Gemeinschaftsschau von sechs Künstlerinnen mit vollkommen unterschiedlichen Handschriften. Und zum anderen präsentiert sich der Sorbische Künstlerbund zum allerersten Mal überhaupt derart komprimiert in Bischofswerda. Die Idee dazu hatte der Ernst Wirth, der selbst Mitglied des Künstlerbundes ist. „Die Initiative für die Ausstellung ging dann von der Stadt Bischofswerda aus. Wir sind hier sehr offen aufgenommen worden“, erklärt Tomasz Nawka, Vorstandsmitglied für die bildende Kunst. Im Rathaussaal wie in der Carl-Lohse-Galerie zeigt die Ausstellung 57 Arbeiten der Malerei, Grafik und Plastik unter dem Titel „Jasym – Der zweite Blick“. Der Zweite deshalb, weil es im November vorigen Jahres eine ähnliche Ausstellung in der Volksbank Bautzen gab. Die in Bischofswerda ist sogar noch umfangreicher.

Die sechs aktivsten Künstlerinnen

Jasym, zu deutsch Ich bin, steht für das Selbstbewusstsein der sorbischen Künstler. Nach den Worten von Tomasz Nawka sind mit den sechs Frauen die „aktivsten sorbischen Künstlerinnen der Lausitz“ beteiligt. Wie Iris Brankatschk, Kunstpreisträgerin der Oberlausitz (2004). Die in Pließkowitz lebende Künstlerin malt bevorzugt Landschaften und Wasserläufe und vermittelt damit ihre enge Verbundenheit zu heimatlichen Gefilden. Menschen begegnet man auf ihren großformatigen Ölbildern oder kleinformatigen Gouachen kaum. Allgegenwärtig sind sie dennoch. In Kähnen, Wehren oder anderen von Menschenhand geschaffenen Wasserbauwerken. Die in Kubschütz lebende Grafikerin Isa Brützke gestaltet sorbische Belletristik und Schulbücher. In den Arbeiten von Maja Nagel spielt der Verlust an Lebensraum durch die Braunkohle ein zentrales Thema. Die gebürtige Bautzenerin bedient sich dabei verschiedenster Genres von der Malerei über Installationen bis hin zu Animation und Kurzfilm. Klarheit und Verknappung der Linien sind künstlerische Mittel von Sophie Natuschke, Tiere das bevorzugte Motiv ihrer grafischen und plastischen Darstellungen. Die in Cottbus geborene Marion Quitz ist bildende Künstlerin und zudem Musikerin und Lyrikerin. Ihre Themen findet sie in Kriegen, Umweltkatastrophen und im Gegensatz dazu auch in Märchen und Mythen. Die Bildhauerin Barbara Wiesner gilt als experimentierfreudig. Sie bearbeitet Holz wie auch heimischen Granit und erweckt sogar totes Metall scheinbar zum Leben. Alle sechs Künstlerinnen haben an Kunsthochschulen studiert, sich bei Studienreisen im Ausland Anregungen geholt und mehrfach ausgestellt. „Aus ihren verschiedenen künstlerischen Handschriften und der Ästhetik ihrer Arbeiten kombiniert sich ein Gesamtbild der sorbischen Kunst“, sagt Tomasz Nawka. Die Ausstellung ist bis 31. Juli zu sehen.

Carl-Lohse-Galerie Bischofswerda, Dresdner Straße 1. Geöffnet Dienstag und Donnerstag 12 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 15 Uhr und Sonntag 13 bis 17 Uhr.

Großer Rathaussaal Bischofswerda, Kamenzer Straße. Zugang über den Bürgerservice im Rathaus Montag 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Dienstag und Donnerstag bis 18 Uhr, Freitag und Sonnabend 9 bis 12 Uhr