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Ganz nah dran in Hannover

Nur drei Meter trennen auf der Messe den Großenhainer Multikon-Chef von Amerikas Präsident Barack Obama.

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© Multikon

Von Catharina Karlshaus

Hannover/Großenhain. Es ist der berufliche Moment seines Lebens. Als sich der mit Kameras, Handys und Mikrofonen ausgerüstete Tross um die Ecke schiebt, weiß Geschäftsführer Mike Freudemann, das es jetzt wirklich um alles geht. Um alles zumindest hier in Halle drei der größten Industriemesse der Welt in Hannover. Um alles auf der sächsischen Innovationsplattform von Future Sax, auf der seit Sonntag sein gelber Rasenmäher präsentiert wird. Um alles an menschlicher Emotion, aber erst recht an werbeträchtiger Aufmerksamkeit, die Großenhains Multikon GmbH jemals erlangen kann.

Ein Selfie mit Obama und Merkel gelingt auch.
Ein Selfie mit Obama und Merkel gelingt auch. © privat

Immerhin: Sein multifunktionaler Flitzer, erst 2012 von Konrad Freudemann entwickelt, mittlerweile mehrfach preisgekrönt und von der Fachpresse bejubelt, könnte gleich dem mächtigsten Mann der Welt begegnen. Barack Obama, 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Wenn er denn tatsächlich diese Route nimmt. Gemeinsam mit der Kanzlerin der Bundesrepublik, Angela Merkel, die mit dem Demokraten an diesem Montagmorgen die Messe offiziell eröffnen wird. Punkt neun Uhr soll es losgehen, streng festgezurrt durch das Protokoll, entlang durch verschiedene Hallen. Eine von ihnen ist jene mit der Nummer drei. Die, in der Mike Freudemann angespannt mit Anne Loos, Projektkoordinatorin bei Future Sax, wartet. Der Sicherheitsdienst hat ihn und seinen Mitarbeiter schon Tage vorher durchgecheckt. Ebenso all seine Gerätschaften – einen Mäher mit Adapter für Rollstühle – und alles, was sich sonst noch am Stand befindet. Dem Zufall wird an diesem Tag rein gar nichts überlassen. Polizei patrouilliert um das weitläufige Messegelände, Autos des Sicherheitsdienstes stehen vor jeder Ausstellungshalle, Mitarbeiter des Secret Service laufen wachsam auf und ab. „Solche strengen Sicherheitsbestimmungen hatten wir hier wirklich noch nie. Nichts ist damit zu vergleichen, was in den vergangenen Tagen und heute hier passiert“, hat bereits um kurz nach sechs Uhr morgens eine Pressebeauftragte der Messe um Verständnis geworben.

Nachdem beim Besuch der weltweit wichtigsten Schau von Russlands Präsident Wladimir Putin 2013 barbusige Frauen den Eröffnungsrundgang aus dem Protokoll laufenließen, habe man dieses Mal die Bedingungen noch mehr verschärft: umfangreiche Sicherheitschecks, mehrfaches Vorzeigen des Personalausweises oder Reisepasses für überhaupt zum Rundgang zugelassene Personen, Kontrollen von Taschen und Körper wie an Flughäfen üblich, und verschlossene Ausstellungshallen, bis sich der Präsident und die Kanzlerin wieder verabschiedet haben.

Mike Freudemann weiß in diesem Moment noch nicht, dass er zwei Stunden später auch Paralympics-Weltmeisterin im Radsport, Denise Schindler, an seinem Stand begrüßen darf. Die junge Frau, die tatsächlich Obama und Merkel wenige Meter von ihm entfernt die Hand schütteln darf. Nein, noch konzentriert sich der 41-Jährige voll und ganz auf jene Tür, durch die sich eben gerade mehrere Menschen drängen. Ist es jetzt soweit? Männer im schwarzen Anzug, teilweise mit Knopf im Ohr, eilen heran. Dahinter eine Traube von Menschen. Wohin laufen sie? Schwenken sie um, nach links, rechts oder doch in Richtung Multikon?

Und dann ist er plötzlich zu sehen. Nicht auf irgendeinem Fernsehschirm, sondern live und in Farbe. Er, der aus einem Land kommt, indem der Vorgarten so heilig ist, wie nirgendwo auf der Welt. Wo der immergrüne Rasen geradezu als Statussymbol für die Mittelschicht gilt und ein Multikon-Rasenmäher von Connecticut bis zu den Golfplätzen von Beverly Hills sicherlich seine Daseinsberechtigung hätte. Barack Obama läuft tatsächlich mit Angela Merkel lächelnd durch ein Spalier von Sicherheitsdienst und Journalisten. Ein kleiner Schwenk und – direkt an den Großenhainern vorbei.

Erst am gegenüberliegenden Stand kommen die beiden prominenten Messebesucher zum Stehen. Genau dort, wo bereits ein amerikanisches Unternehmen darauf wartet, noch einmal mit seinem bald aus dem Amt scheidenden Präsidenten sprechen zu dürfen. Für Mike Freudemann indes alles andere als ein Grund zum Traurigsein: Schnell drückt er auf den Auslöser in seinem Handy und macht aus höchstens drei Meter Entfernung das Selfie seines Lebens. Wenigstens das. Mit Barack Obama und Angela Merkel im Hintergrund. Mehr Rückenwind für seinen Multikon geht wirklich nicht. Hier in Hannover.