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Ganz dünnes Eis

Wer angesichts der frostigen Temperaturen rund um Großenhain Schlittschuhlaufen will, hat schlechte Karten.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Die kalte Luft verspricht mehr, als der Görziger Teich an diesem Montag halten kann. Dünne Rinnsale und kleine Wasserperlen glitzern trotz acht Grad minus in der Mittagssonne. Trotzdem. Theresa Dietrich will es bei der optischen Prüfung nicht bewenden lassen. Die 18-jährige Schülerin wohnt direkt am Teich. Hier haben die Eltern ihr einst das Schlittschuhlaufen beigebracht. Hier ist sie jeden Winter auf dem Dorfteich unterwegs gewesen. Vorausgesetzt natürlich, er war richtig zugefroren. „Leider schaut es heute nur so aus. Ich bin mal kurz am Rand drauf gewesen und man spürt, wie das Eis innerlich reißt“, hat Theresa Dietrich beobachtet. Nein, das sei wirklich noch zu gefährlich und werde – zumindest an diesem Tag – nichts.

Erst halb zugefroren und wegen des Schilfs ungeeignet zum Eislaufen: der Spitalteich an der B 101 in Großenhain.
Erst halb zugefroren und wegen des Schilfs ungeeignet zum Eislaufen: der Spitalteich an der B 101 in Großenhain. © Klaus-Dieter Brühl
Der Inselteich in Zabeltitz zählt zu den Lieblingsplätzen der Eisläufer. Aber noch ist auch hier die Eisschicht zu dünn.
Der Inselteich in Zabeltitz zählt zu den Lieblingsplätzen der Eisläufer. Aber noch ist auch hier die Eisschicht zu dünn. © Klaus-Dieter Brühl
Die Torflöcher bei Nasseböhla sind zwar fast flächendeckend zugefroren, aber zu klein zum Eislaufen. Außerdem sind es Pachtgewässer der Angler.
Die Torflöcher bei Nasseböhla sind zwar fast flächendeckend zugefroren, aber zu klein zum Eislaufen. Außerdem sind es Pachtgewässer der Angler. © Klaus-Dieter Brühl

Dass die eisige Verlockung ein böses Ende nehmen kann, haben am vergangenen Wochenende mindestens acht Menschen im nahe gelegenen Moritzburg erfahren müssen. Strahlender Sonnenschein hatte auch am Sonntag wieder viele Besucher des Ortes dazu verführt, sich auf den scheinbar zugefrorenen Teich um das Schloss zu begeben. Mit Eishockeyschlägern ausgerüstet, unterwegs mit Schlitten und selbst Kinderwagen marschierten die Eishungrigen über das Wasser. Ein Fehler, sollte sich am frühen Nachmittag herausstellen: Mehrere Leute brachen an unterschiedlichen Stellen ein. Glücklicherweise konnten sie alle schnell gerettet werden.

Etwas, auf das es Theresa Dietrich und ihre Freundin Paulin nun wirklich nicht ankommen lassen wollen. Allerdings: Auf den anderen Teichen rund um Großenhain sieht es nicht besser aus. Auch wenn momentane Nachttemperaturen von bis zu minus 15 Grad den Eindruck erwecken, die Oberfläche sei für das Laufen auf Kufen bereit. Weit gefehlt. Während der versteckt gelegene Spitalteich gegenwärtig nur an den Rändern zugefroren ist, lugen auch an den Nasseböhlaer Torflöchern noch wässrige Stellen hervor. Auf dem für das Eislaufen durchaus beliebten Zabeltitzer Inselteich hat sich zwar eine gefrorene Schicht gebildet. Aber ebenso wie auf dem Spiegelteich blitzt auch hier das Wasser hervor. „Trotz der kalten Temperaturen und derzeit aktuellen Minusgrade sind viele Eisflächen noch zu dünn und es droht Einbruchgefahr“, warnt deshalb die Großenhainer Stadtverwaltung. Auch der Frost der vergangenen Tage garantiere nicht, dass die Eisdecke auf dem Gondelteich und den Seen, Tümpeln sowie Flüssen rund um die Röderstadt tragfähig sei. Im Gegenteil! Besondere Vorsicht sei auch unter Brücken geboten, da dort die Tragfähigkeit am wenigstens abschätzbar wäre. Nicht umsonst gelte deshalb: Betreten der Eisflächen auf eigene Gefahr.

Eine Warnung, die dieser Tage auch die Landestalsperrenverwaltung veröffentlicht hat. Durch die schwankenden Wasserspiegel sei das Eis – wie am Beispiel Moritzburg zu sehen – keineswegs tragfähig. Durch das ständige Auf und Ab der Wasserstände aufgrund von Niederschlägen oder Tauwetter könnten sich gefährliche Hohlräume gebildet haben. Flüsse und Teiche seien in ständiger Bewegung und meistens wie in Görzig oder Zabeltitz nicht vollständig zugefroren. Randeis an den Ufern könne leicht abbrechen, da sich auch hier durch die wechselnden Wasserstände Hohlräume bilden könnten. Insofern: Auch wenn der glitzernde Eisspiegel eine magische Anziehungskraft ausübt – lieber von der Ferne gucken!