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„Gans to go“ als Marktlücke

Aus einer spontanen Idee entstand in Übigau das „Gänsetaxi“. Nun überrollt das Lindenschänken-Team Dresden mit Festtagsbraten.

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Von Iris Hellmann

Äpfel, Zwiebeln, Salz und Pfeffer. Dazu Kräuter und ein Schuss Orangensaft: Viel mehr braucht es gar nicht, um eine Weihnachtsgans klassischer Art zuzubereiten. Das sagt Thomas Neumann, Sous-Chef in der Küche von Lindenschänken-Wirtin Andrea Engert.

Seit Tagen brutzelt hier Geflügel in rechteckigen großen Stahlbehältern: hauptsächlich Gänse und Enten. Um neun Uhr beginnen die Vorbereitungen, und dann geht es Schlag auf Schlag neben dem normalen Restaurantbetrieb. Flügel abschneiden, würzen, füllen, ab in den Ofen. Wie oft er das dieser Tage macht, kann Neumann gar nicht beziffern. Aber das Gesamtgewicht an Geflügel, das in der Weihnachtszeit in dem Lokal am Übigauer Elbufer verarbeitet wird. „Es wird wohl alles zusammen knapp eine halbe Tonne sein“, ruft er durch die Küche.

Das klassische Weihnachtsgericht wird nämlich nicht nur in der gutbürgerlichen Lindenschänke aufgetischt. Wirtin Andrea Engert hatte im vergangenen Jahr die spontane Idee zu einem „Gänsetaxi“. Weihnachten haben so viele Leute Stress mit dem Festtagsessen, warum liefern wir denen nicht den Braten nach Hause, hatte sie sich überlegt. Eine Marktlücke. Und dann brachte sie relativ kurzfristig das Projekt ins Rollen.

Die Resonanz gab ihr recht: etwa 70 Bestellungen lieferte das Lindenschänken-Team im vergangenen Jahr aus. „Die Leute sind einfach froh, wenn man ihnen Arbeit abnimmt“, sagt die 41-Jährige gelernte Restaurantfachfrau. Seit August 2010 führt sie mit ihrem Mann Uwe gemeinsam das idyllisch gelegene Gasthaus.

Riesen-Assiette hält frisch

„Gerade eben hat eine Frau drei Gänse bestellt. Das wird wohl eine sehr große Familienfeier“, sagt sie und schmunzelt. 59 Euro kostet die gebratene Gans, eine Ente gibt es für 26 Euro, plus Anlieferungspauschale von fünf Euro. Geliefert wird in einer Art Riesen-Assiette. „Darin hält das auch ein paar Tage“, versichert die Wirtin.Zu Hause muss man den Vogel dann nur noch mal kurz im Ofen erwärmen. Auf Wunsch werden auch Klöße und Rotkraut mit dazugeliefert. Und so tourten auch gestern wieder zwei Mitarbeiter von Andrea Engert durch das ganze Stadtgebiet, von früh um neun bis in den späten Abend. Manche holen sich den Braten auch lieber selbst ab. „Gans to go“ könnte man auf „Neudeutsch“ sagen, wie der Kaffee zum Mitnehmen.

Wem doch das eigene Köcheln heilig ist, für den hat Thomas Neumann noch ein paar Tipps parat. Als Kräuter verwendet er Thymian Rosmarin, Beifuß. Ein bisschen Wacholder kommt noch dazu, und die Klassiker Salz, Pfeffer, Paprika. Ebenso wichtig wie die richtige Würzung sei aber Geduld, sagt er. Mindestens eineinhalb Stunden, besser zwei, je nach Gewicht, müsse die Gans im Ofen garen und immer wieder mit dem aufgefangenen Fett übergossen werden, rät Neumann. „Das ist ganz wichtig, damit die Gans nicht austrocknet.“ Besondere Vorsicht empfiehlt Neumann bei Öfen mit Ober- und Unterhitze. „Hier muss man besonders aufpassen, dass das Fleisch außen nicht verbrennt, wenn es innen noch nicht gar ist.“ Sein Tipp: die Gans vorher etwas angaren.

Bei all der Brutzelei ist ihm der Appetit aber noch nicht vergangen. Auch der Koch selbst wird zu Weihnachten Gans essen: „Na klar, das lass ich mir nicht entgehen.“