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Galante Rückkehr zur Gala

Auf der Bühne der Benefizgala gab es so manche Überraschung. Für die Vorhaben des Vereins Zwischenstopp füllte sich die Spendenkasse.

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© Dietmar Thomas

Von Markus Möller

Leisnig. Gefüllte Reihen, eine Bühne, Scheinwerfer und bunte Lichter, große Lautsprecherboxen. Falls sich an diesem Sonnabend zufällig jemand in die Kirche verirrt hat und die Leisniger Benefizgala nicht kennt, wird er sich mächtig wundern. Allerdings ist es in Leisnig wohl höchst unwahrscheinlich, dass jemand sie nicht kennt. Erstmals 2002 von Hans-Jörg Oehmig anlässlich des Hochwassers initiiert, hat sich die Veranstaltung zu einer kulturellen Tradition in der Stadt entwickelt, die für Einige fest im Terminkalender verankert ist. Doch damit eine Benefizgala erfolgreich verläuft, ist ein gutes Programm nötig. Leichter gesagt als getan, schließlich unterscheiden sich die Geschmäcker. Das Leisniger Erfolgsgeheimnis: Vielfalt, Überraschungsmomente und etwas Glamour. Für ebendiesen Glamourfaktor wird dieses Jahr durch einen Altbekannten, der mittlerweile ein Star ist, gesorgt.

Aber der Reihe nach: Die Gala startet mit sanften Akkordeon-Klängen vom Fröhlichen Akkordeon-Express – kurz darauf kommt auch Gastgeber Hans-Jörg Oehmig samt Akkordeon hereinspaziert. Der Moderator begleitet sein Hereinkommen mit einem schrullig-seemännischen Akkordeonsong. Die Liebe zur Musik scheint in der Familie zu liegen. Auch Oehmigs Söhne Christopher und Sebastian sind bei der jährlichen Benefizgala als Sänger dabei. Gespendet wird der Erlös in diesem Jahr an das Projekt „Zwischenstopp“ vom Verein Bockelwitz Nr.  3, das ein Rehabilitierungsprogramm für suchtkranke Jugendliche und junge Erwachsene ist. Mit dem Geld sollen unter anderem Garten- und Sportgeräte, eine Fahrradwerkstatt und Bürotechnik finanziert werden.

Nach dem Akkordeonauftakt singt Sebastian Oehmig gemeinsam mit Ronny Pontow, der extra aus Köln angereist ist, einen Song von Elton John. Nun folgt ein als thematischer Block zusammengefasster Teil des Konzerts – das Thema ist Kindheit und Märchen. Zuerst singen die ShowBiss-Ladys „Mama, ich bin nicht mehr klein“, worauf Ronny Pontow „Ich wollte nie erwachsen sein“ erwidert. Schließlich glättet das Quartett Harmonix mit Christopher Oehmig die Wogen und singt „through the eyes of a child“. Das Konzert hat bereits Fahrt aufgenommen, obwohl die heutigen Special Guests und Stargast Nico Müller noch nicht auf der Bühne sind. Nico Müller, den kennen sie hier, und es ist zu spüren, wie er mit Spannung erwartet wird. Der Vogtländer war in den Anfangsjahren regelmäßig bei der Benefizgala dabei und als Musiker jahrelang in Sachsen unterwegs. Mittlerweile singt er mit der Formation „Adoro“, als Solomusiker und in Opern und hat europaweiten Erfolg. Er sang unter anderem mit Größen wie Barbara Streisand und Jose Carreras. „Hierher zurückzukommen ist, als käme man nach Hause zur Familie“, sagt Nico Müller. „Ich habe ja auch jahrelang mit Hans-Jörg Oehmigs Söhnen Musik gemacht und treffe hier in Leisnig auf viele bekannte Gesichter.“

Als Nico Müller dann erstmals auf der Bühne erscheint, singt er ein Lied aus dem Musical „Shrek“ – mit Unterstützung von Christopher Oehmig. Erhascht man einen kleinen Blick in den Raum neben der Bühne, sieht man nun die anderen Künstler aufmerksam lauschen. Von diesem Sänger kann man sich schließlich einiges abgucken. Dass der heimgekehrte Sohn mit tosendem Applaus bedacht wird? Selbstredend. Doch auch der folgende Act hat es in sich. Der Chor der Tuesday Singers aus Chemnitz ist gut 40 Frauen stark, dementsprechend passt ihr erstes Lied „Girls, Girls, Girls“ sehr gut zum Bild. Danach kredenzen die heutigen Special Guests unter Chorleitung von Anja Schuhmann dann „Sing, sing, sing“ und schließlich „Like A Prayer“ von Madonna. Auch nach der Pause bleibt das Programm bunt: Ein ausführlicher ABBA-Durchlauf der ShowBiss-Ladys heizt sogleich wieder die Stimmung an, bevor Nico Müller mit einem Lied aus der Musical-Fortsetzung von „Phantom der Oper“ die Kirche erstarren lässt. Die Tuesday Singers wollen es rote Rosen regnen lassen und liefern auch sonst verlässlich Ohrwürmer. Und nachdem Sebastian Oehmig dem Publikum zeigt, wie der Broadway so klingt, wagt sich Ronny Pontow doch tatsächlich an „White Wedding“ von Billy Idol. Nachdem Harmonix noch einmal erklingen, singen dann alle Künstler gemeinsam auf der Bühne mit „We are the Champions“ – und Nico Müller zeigt, dass er auch Freddie Mercury kann, woraufhin „We will Rock You“ der krönende Abschluss ist.

Während Glühweinflaschen an die Künstler verschenkt werden, kommen Hans-Jörg Oehmig am Ende seiner Dankesrede gar ein paar Tränen. Der Wein und die Musik haben eben seine Wirkung – vor allem aber wird die Gala bei den Unterstützten Gutes bewirken: 4 500 Euro kamen dieses Mal zusammen – möglicherweise wird es durch zusätzliche Sponsoren sogar noch mehr sein. „Übrigens würde ich mich freuen, wenn Vereine, die unterstützt werden wollen, auf uns zukommen“, sagt Hans-Jörg Oehmig. Schließlich sehne man sich schon wieder nach der nächsten Gala.