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Gärtnerei wird geopfert

Der Familienbetrieb konzentriert sich nach der Umstrukturierung auf seinen Hauptstandort Graupa. Großsedlitz hat das Nachsehen.

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© Kristin Richter

Von Heike Sabel

Heidenau. Gurken und Tomaten, Salat und Kohlrabi, Blumen – alles gab es bei Entrichs in Großsedlitz, je nach Jahreszeit. Jetzt gibt es nichts mehr. Die Gärtnerei ist ausgeräumt, das Tor geschlossen. Für Großsedlitz ein Verlust, für das Familienunternehmen ein Gewinn.

Das hat in Graupa seinen Hauptstandort mit modernen Gewächshäusern und 20 000 Quadratmetern mehr als dreimal so viel Platz wie in Großsedlitz. Graupa kann das komplette Angebot absichern, sagt Udo Entrich. Er führt mit seinem Bruder Silvio die Gärtnerei, die Mutter Gerlinde und Vater Peter 1991 gründeten. Das 25-jährige Bestehen im vergangenen Jahr wurde nicht groß gefeiert. In einer Gärtnerei ist immer viel zu tun, bei Wind und Wetter, drinnen und draußen. Das macht es schön und schwer zugleich, sagt Udo Entrich. Obwohl die Eltern die Gärtnerei hatten, haben die Söhne Udo und Silvio erst einmal Dachdecker gelernt. 2010 machte Udo Entrich seinen Gärtnermeister.

Fünf Jahre zuvor, 2005, hatten Entrichs die damalige Gärtnerei in Großsedlitz gekauft. In Graupa war zu dieser Zeit noch unklar, ob die Familie die Fläche kaufen kann. Bevor sie dort vor dem Nichts steht, bot sich Heidenau an. „Das war eine mutige Entscheidung“, sagt Udo Entrich. Ein Jahr später konnte Graupa gekauft werden, in Heidenau blieb man trotzdem – bis jetzt.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht einfach gemacht, aber in Graupa haben wir alles auf dem modernsten Stand und auch optimale Bedingungen.“ Dort die Kräfte zu bündeln, sei einfach vernünftig. Die Schließung in Großsedlitz war nun einfach eine unternehmerische Entscheidung zur Umstrukturierung, sagt Entrich.

Generationswechsel

In Heidenau hätte in die Gewächshäuser investiert werden müssen. Drei waren neu gebaut worden, die alten wurden schon eine Weile nicht mehr genutzt. An einem klebt noch das Schild: 70 Liter Blumenerde für 9,90 Euro. Jetzt steht die Gärtnerei am Neubauernweg neben der Agrargenossenschaft, die das schon vor der Nutzung durch Entrichs war, zum Verkauf. Es gibt bereits Interessenten, sagt Udo Entrich. Noch ein bis zwei Fuhren, dann sind auch die letzten Blumentöpfe und Regale aus dem Laden nach Graupa gefahren.

Am Laden in Großsedlitz klebt ein gelbes Schild. Noch immer halten Kunden und staunen. Doch gleich neben dem kleinen gelben Schild hängt ein großes Banner, das auf das Geschäft nur drei Kilometer enternt verweist. Und dort gibt es dieses Jahr sogar Gemüsejungpflanzen. Auf dem Markt in Pirna stehen die Entrichs nach wie vor auch, meist Mutter Gisela.

Der Generationswechsel hat bei uns funktioniert, sagt Udo Entrich. Die „Alten“ seien nach wie vor die guten Seelen, konnten aber loslassen. „Manche wundern sich, wie es bei uns klappt und wie gut die Atmosphäre ist.“ Das sei ihnen selbst manchmal gar nicht so bewusst. „Aber es ist schön und hilft“, sagt Udo Entrich.