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Gämmerler macht dicht

Der Standort Leisnig wird geschlossen. Warum? Wie geht es für die Mitarbeiter weiter? Der Werksleiter mauert.

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© Archiv/Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Schlechte Arbeitsbedingungen, Mobbing, Kurzarbeit – und nun die Schließung. Die Mitarbeiter der Gämmerler GmbH am Standort Leisnig haben schwere Zeiten hinter sich – und nicht minder schwere stehen ihnen bevor.

Vor einer Woche hätten sie erfahren, dass der Zweigbetrieb geschlossen werden soll. Das hat der DA aus einer vertrauenswürdigen Quelle erfahren. Seitdem sehen die Männer und Frauen zum Teil ihre Existenzen bedroht. Und ihre Sorgen würden seitens der Geschäftsleitung nicht Ernst genommen. Informationen gäbe es keine. Wann genau Schluss ist – sie wissen es nicht, sagt der Insider.

Derzeit gebe es noch 45 Beschäftigte. „Seit Dezember gibt es Kurzarbeiten, teilweise zu 100 Prozent.“ Zudem bekämen die Mitarbeiter ohnehin schon nur 60 Prozent vom Bayern-Tarif. Im oberbayrischen Geretsried-Gelting hat die Gämmerler GmbH ihren Stammsitz. Das führe zu Zoff unter den Mitarbeitern.

Aufgrund der Kurzarbeit blieben den betroffenen Beschäftigten unter dem Strich lediglich um die 600 Euro, so die DA-Quelle. „Wer da einen Kredit oder ein Auto abzubezahlen und noch Familie hat – wovon soll der dann noch leben?“

Das Arbeitsklima im Unternehmen sei vergiftet, Repressalien und Mobbing an der Tagesordnung. „Den Betriebsräten wird prinzipiell nicht die Hand gegeben. Rechtliche Belange, die uns aus Sicht des Betriebsrates zustehen, werden von der Geschäftsführung immer in Frage gestellt und nicht umgesetzt“, so der Insider. Viele Mitarbeiter würden das Handtuch werfen. Die Quelle geht davon aus, dass dieses Mobbing eine gezielte Taktik seitens der Geschäftsführung sei. „Wenn die es auf diesem Weg schafft, die Mitarbeiteranzahl auf unter 20 zu drücken, müssen sie keine Abfindung zahlen.“

Bürgermeister ist informiert

Der Insider berichtet außerdem davon, dass die Maschinen für die mechanische Fertigung still stehen würden. „Die Aufträge, die noch reinkommen, werden teilweise woanders abgearbeitet.“ Im vergangenen Jahr hat die Gämmerler GmbH noch Land hinzugekauft. „Ich würde gern wissen, wozu? Das ist doch Irrsinn“.

Mit den Aussagen der Quelle hat der Döbelner Anzeiger Werksleiter Andrej Britner konfrontiert und unter anderem gefragt: Weshalb wird geschlossen? Wie geht es mit den 45 Mitarbeitern weiter? Bekommen sie Hilfe bei der Jobsuche oder können sie sich versetzen lassen? Seit wann gilt die einhundert-prozentige Kurzarbeit im Betrieb? Wann wird der Standort konkret geschlossen? Was sagt das Unternehmen zum Vorwurf des taktischen Mobbings?

Andrej Britner hat sich als Reaktion auf die E-Mail telefonisch gemeldet und wissen wollen: „Woher haben Sie diese Informationen?“ Die Antwort: „Aufgrund des Quellenschutzes kann ich Ihnen dazu keine Auskunft geben.“ Daraufhin hat Britner entzürnt gemurmelt „Dann bekommen Sie keine Antwort auf Ihre Fragen“ und einfach aufgelegt.

Dass die Schließung des Werkes mehr als nur ein Gerücht ist, hat Leisnigs Bürgermeister Tobias Goth (CDU) gestern auf DA-Nachfrage bestätigt: „Ich hatte davon gehört und habe daraufhin mit dem Geschäftsführer Jörg Westphal gesprochen. Er hat es mir bestätigt.“ Sobald der Geschäftsführer das nächste Mal in Leisnig ist, solle ein persönliches Treffen stattfinden. Wann das sein wird, stehe bisher nicht fest, so Tobias Goth.

Der DA hat dieselben Fragen zu den Gründen der Standort-Schließung daraufhin auch an Geschäftsführer Jörg Westphal geschickt. Er sagt: „Es ist richtig. Wir haben unsere Mitarbeiter und den Betriebsrat vor einer Woche darüber informiert, dass eine Schließung des Werkes im Raum steht.“ Als nächsten Schritt solle es Gespräche mit dem Betriebsrat geben. Ein Termin sei vereinbart, so Westphal. Weitere Details wolle er, „um unsere Mitarbeiter nicht zu verunsichern“, derzeit allerdings nicht gegenüber der Presse äußern. Aber: „Wenn es etwas zu berichten gibt, melden wir uns.“