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Gabriele Auenmüller

Ihr Name steht im Programmheft der Bayreuther Festspiele weit hinten. Den Beifall freilich, den Gabriele Auenmüller erhält, der ist bemerkenswert – auch wenn ihn kein Zuschauer hört. Die Stars der Richard-Wagner-Festspiele...

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Ihr Name steht im Programmheft der Bayreuther Festspiele weit hinten. Den Beifall freilich, den Gabriele Auenmüller erhält, der ist bemerkenswert – auch wenn ihn kein Zuschauer hört. Die Stars der Richard-Wagner-Festspiele applaudieren der 55-Jährigen zu, weil sie ihnen als Souffleuse per Handzeichen aus ihrem kleinen Kasten in der Bühne die Einsätze gibt und den Text leise vorsagt. Aussetzer gibt es dank dessen eigentlich keine.

Ihren elften Sommer verbringt die Chefsouffleuse der Dresdner Semperoper in Bayreuth. Sie tut es stets in ihrem Jahresurlaub, „weil es nichts Schöneres gibt, als in der idealen Akustik des Festspielhauses Wagners Bühnenwerke zu erleben, auch wenn mal Sänger, Dirigenten oder Regisseure nicht das Optimale bieten“. Ob „Ring des Nibelungen“ oder – wie in diesem Jahr – „Tristan und Isolde“: Sie hat den ganzen Wagner drauf (und daheim noch viele andere Komponisten mehr). Schon vor den Festspielen probt sie mit den Sängern die Partien, half etwa dem Startenor Placido Domingo bei der deutschen Aussprache. Der sang zunächst immer von sälig, statt selig.

Dass eine Souffleuse mehr als Stichwortgeber ist, das wissen die Sänger, das weiß der Dirigent. Nicht im deutschen, aber im internationalen Opernbetrieb nennt man die Damen im Kasten deshalb „Maestra suggeritrice – Meisterin der Suggestion“. (SZ/bkl)