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Skandal auf dem Fußballplatz

Ein Ullersdorfer Spieler soll in Langburkersdorf den Schiedsrichter niedergeschlagen haben. Die Umstände sind unklar.

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© Repro: SZ

Von Jens Fritzsche und Stephan Klingbeil

Ausgerechnet das kleine Ullersdorf sorgt derzeit für große Schlagzeilen im regionalen Fußball. Und das hat dabei keine sportlichen Gründe. Denn in einem Spiel des Kreisliga-Männerteams der SG Ullersdorf beim SSV Langburkersdorf in der Sächsischen Schweiz am Sonntagnachmittag soll ein Ullersdorfer Spieler in der zweiten Minute der Nachspielzeit beim Stand von 6:1 für Langburkersdorf den Schiedsrichter niedergeschlagen haben. Die zuständige Polizeisprecherin Ilka Rosenkranz hatte am Dienstag erklärt, dass der Polizei tatsächlich eine entsprechende Strafanzeige wegen Körperverletzung vorliege.

Gelbe Karte und danach Hektik

Zuschauer des Spiels schilderten den Hergang vom Sonntagnachmittag wie folgt: Der Ullersdorfer Torwart habe wegen Meckerns vom Schiedsrichter die gelbe Karte gezeigt bekommen, ein hektisches Wortgefecht folgte, auch ein danebenstehender Ullersdorfer Spieler habe noch das eine oder andere dazu gesagt und der Schiedsrichter habe daraufhin Rot gezeigt – der Ullersdorfer Spieler habe den Schiedsrichter daraufhin mit der Faust niedergeschlagen. Er sei zu Boden gegangen und musste wohl auch ins Krankenhaus, wie es heißt. Einige Zeugen sprachen gar davon, der Schiedsrichter sei bewusstlos gewesen. Das Ganze sind allerdings Aussagen, die so bisher noch nicht offiziell bestätigt wurden. „Ich kann noch nichts dazu sagen, wir warten erst einmal ab, was die beteiligten Vereine dazu sagen, danach wird das zuständige Sportgericht hier über eine Strafe entscheiden“, erklärte Verbandspräsident Peter Riebisch einen Tag nach dem Spiel auf SZ-Nachfrage.

Auch die Ullersdorfer Vereinsführung will zunächst einmal prüfen, ob sich das Ganze tatsächlich so abgespielt hat, wie Zeugen berichteten. „Das müssen wir jetzt erst mal herausfinden“, machte gestern Ullersdorfs Vereinspräsident Andreas G. Stephan gegenüber der SZ deutlich. „Ich werde mich mit Spielern und Beobachtern treffen, um über das Geschehene zu reden“, stellt er zunächst mal klar.

Mehrere strittige Entscheidungen

Stephan selbst war Sonntagnachmittag zwar nicht mit in Langburkersdorf gewesen – er weiß aber um die durchaus schwierigen Begleitumstände des Spiels, wie er erklärt. „Denn es hat bereits im Vorfeld die Bitte gegeben, diesen Schiedsrichter nicht mehr Spiele mit Ullersdorfer Beteiligung pfeifen zu lassen“, so der Vereinschef. Der Unparteiische aus Pirna habe bei seinen Auftritten in Ullersdorf – so berichteten Spieler und Zuschauer – „stets parteiisch gegen Ullersdorf agiert“, beschreibt Andreas G. Stephan die gemachten Erfahrungen. Und auch am Sonntag in Langburkersdorf habe es in der ersten Halbzeit einige, zumindest diskussionswürdige Entscheidungen gegen Ullersdorfer Kicker gegeben, fügt der Vereinschef an. So habe die SG Ullersdorf bereits mit zwei Mann weniger auf dem Platz gestanden, nachdem es schon zwei rote Karten gegen Ullersdorf gegeben hatte, schildert der Vereinschef. Es sei durch diese und andere Entscheidungen eine Menge Aggressivität ins Spiel gekommen, haben ihm Kicker und Beobachter beschrieben. Ein Bild, das auch bereits kurz nach dem Spiel Matthias Drechsel vom Ullersdorfer Trainerteam gezeichnet hatte.

Der betroffene Schiedsrichter selbst hatte Dienstag gegenüber der Bild-Zeitung erklärt, dass er sich an nichts mehr erinnern könne. Mittlerweile soll er auch bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden sein, wie es heißt.

War es tatsächlich ein Faustschlag?

Nun muss also herausgefunden werden, was tatsächlich nach dem dann offenbar dritten Platzverweis der Partie gegen Ullersdorf passiert ist. Vereinschef Stephan hat von einigen Spielern bereits gehört, „dass es wohl kein Faustschlag gewesen war, sondern ein Stoß oder Schlag mit der flachen Hand“. Ob der dann auch tatsächlich ein Zu-Boden-Gehen des Schiedsrichters und einen Krankenhausaufenthalt notwendig gemacht habe, auch das müsse geprüft werden, macht der Ullersdorfer deutlich. „Wir distanzieren uns aber natürlich ganz klar grundsätzlich von der Tätlichkeit unseres Spielers, egal wie stark die ausgefallen ist – das kann in keinem Fall eine Lösung sein, unabhängig davon, ob es da im Vorfeld diskussionswürdige Entscheidungen des Schiedsrichters gegeben hat oder nicht“, macht Andreas G. Stephan klar. „Aber es geht uns darum, dass unser Spieler auch tatsächlich nur für etwas bestraft wird, was er auch getan hat – es geht uns um eine gerechte Strafe“, macht er deutlich. Und dafür müsse nun eben erst mal geklärt werden, was tatsächlich passiert ist, fügt er an. Genau das habe er auch bereits in einer Stellungnahme an den Fußballverband geschrieben.

Verein will faire Aufarbeitung

Die Konsequenzen, auch das macht der Ullersdorfer Vereinschef deutlich, müsse der Spieler natürlich in jedem Fall tragen. „Aber wir unterstützen ihn natürlich ganz klar bei der Aufklärung, wofür er die Konsequenzen tragen soll – und wollen natürlich auch klären, um welche Konsequenzen es sich dann tatsächlich mit Blick auf das wirkliche Geschehen handeln kann“, unterstreicht Andreas G. Stephan. Eine Vorverurteilung werde es jedenfalls nicht geben. Im schlimmsten Fall droht dem Ullersdorfer im Übrigen eine lebenslange Sperre. „Aber wie gesagt, wir sind gerade dabei, überhaupt zu klären, was tatsächlich passiert ist – und ob wirklich das abgelaufen ist, was da jetzt zu lesen und zu hören gewesen ist“, unterstreicht der Ullersdorfer Vereinschef noch einmal.

Unklar ist im Moment auch noch, wie das Spiel gewertet wird. Aber das ist aus Ullersdorfer Sicht wohl zunächst einmal zweitrangig.