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Fusion brachte Deutsche Bank nach Görlitz

Seit 100 Jahren ist Deutschlands größte Privatbank in der Stadt. Sie nutzte ein schlesisches Erbe dafür.

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© Deutsche Bank

Als im vergangenen Jahr die Deutsche Bank ihr Sparprogramm vorstellte und die Schließung so mancher Filiale ankündigte, da war relativ schnell klar: In Görlitz bleibt die größte deutsche Privatbank mit einer Filiale vertreten. Das siebenköpfige Beraterteam der Bank um Filialdirektor Daniel Härtel betreut hier 8 500 Privat- und Geschäftskunden. Härtel versichert denn auch: „Görlitz ist und bleibt ein wichtiger Standort für die Deutsche Bank. Wir wollen unsere Marktposition hier weiter ausbauen.“

Nach der Fusion mit der Deutschen Bank nahm auch das neue Geldhaus hier seinen Sitz ein.
Nach der Fusion mit der Deutschen Bank nahm auch das neue Geldhaus hier seinen Sitz ein. © Deutsche Bank

Das ist nun schon seit 100 Jahren so. Am 7. März 1917 kam die Deutsche Bank in die damals zu Schlesien gehörende Stadt Görlitz. Sie übernahm dort die seit 1871 bestehende Zweigniederlassung des Schlesischen Bankvereins. Die Übernahme der Filiale in Görlitz war Teil einer Fusion zwischen der Deutschen Bank und dem Schlesischen Bankverein in Breslau, die am gleichen Tag von den Hauptversammlungen beider Unternehmen genehmigt wurde.

Der Schlesische Bankverein in Breslau war bereits 1856, im Jahr der ersten gro-ßen Gründungswelle deutscher Aktienbanken, entstanden. Nach und nach hatte der Bankverein in ganz Schlesien Filialen eröffnet. Görlitz gehörte zu den ersten Städten außerhalb Breslaus, in denen die Regionalbank vertreten war.

Die Stadt war in den Blick der führenden Industriebank Schlesiens geraten, nachdem sie 1867 eine Eisenbahnverbindung nach Berlin erhalten hatte und sich zum Standort bedeutender Industrien entwickelte. Daher wurde bereits 1871 eine „Commandite des Schlesischen Bankvereins“ in Görlitz eröffnet. Weil stille Teilhaber einbezogen wurden, hatte man statt einer Filiale diese Form der Zweigniederlassung gewählt. Die Niederlassung befand sich lange Zeit am Marienplatz/Ecke Elisabethstraße.

Mit der Deutschen Bank war der Schlesische Bankverein seit 1897 durch eine Interessengemeinschaft eng verbunden. Eine Überkreuzbeteiligung sowie die wechselseitige Vertretung in den Aufsichtsräten beider Banken festigte die Verbindung. Die Konzentration auf das Inlandsgeschäft, die der Erste Weltkrieg erzwungen hatte, bewog Anfang 1917 die Deutsche Bank dazu, den Schlesischen Bankverein in ihr wachsendes Filialnetz einzubeziehen. Anfang 1917 unterhielt der Schlesische Bankverein insgesamt Filialen in 21 schlesischen Städten, außerdem fünf Zweigstellen in Breslau.

Mit dem Beschluss vom 7. März 1917 wurden daraus Niederlassungen der Deutschen Bank, die unter dem neuen Namen „Schlesischer Bankverein Filiale der Deutschen Bank“ die Geschäfte nahtlos fortführten. In Görlitz war es der Prokurist Franz Bauer, der die Kontinuität in der Leitung der Niederlassung wahrte.

Die wichtigste Konkurrentin der Deutschen Bank, die Disconto-Gesellschaft in Berlin, eröffnete 1923 eine Filiale in Görlitz. Für diese wurde in der Berliner Straße 62/Ecke Mittelstraße ein vierstöckiger Neubau errichtet.

Nachdem es im Oktober 1929 zur Fusion der Deutschen Bank mit der Disconto-Gesellschaft gekommen war, wurden die Filialen beider Banken unter dem Namen „Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft Filiale Görlitz“ zusammengelegt. Von den beiden Häusern, die zur Verfügung standen, wählte man das Gebäude der Disconto-Gesellschaft. Es diente der Filiale Görlitz, die seit 1937 wieder unter dem Namen „Deutsche Bank“ arbeitete, als Sitz bis zum Kriegsende 1945.

Durch die Grenzziehung des Zweiten Weltkriegs lag die Filiale Görlitz als einzige der früheren schlesischen Niederlassungen der Deutschen Bank auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, alle anderen Filialen befanden sich nun auf polnischem Gebiet. Im August 1945 musste die Filiale Görlitz der Deutschen Bank schließen.

Ihr Geschäft wurde auf die neu gegründete Sächsische Landesbank übergeleitet, die über Zwischenstationen in der Staatsbank der DDR aufging. Bis 1990 wurde das Bankgebäude der Deutschen Bank von der Staatsbank der DDR genutzt.

Mit dem Beginn der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik und der zu diesem Zeitpunkt noch bestehenden DDR kehrte die Deutsche Bank am 1. Juli 1990 nach Görlitz zurück. Die Filiale befand sich zunächst wieder in der Berliner Straße 62. Nach notwendigen Renovierungsarbeiten und der Verlagerung in ein Ausweichquartier in der Berliner Straße 21 wurde schließlich 1996/97 das heutige Gebäude am Demianiplatz 10 bezogen. (SZ)

Weitere Informationen zur Bankgeschichte lesen Sie unter www.bankgeschichte.de