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Funkturm sorgt für Ärger

Zahlreiche Bewohner in Zatzschke sind gegen die Errichtung des Mastes. Sie fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Pirna. In dem eigentlich so beschaulichen Stadtteil Zatzschke brodelt es gewaltig. Grund dafür ist die Errichtung eines Mobilfunksendemasts an der ehemalige Kartoffelsortieranlage ganz in der Nähe vom Kaufland. Anrainer Christian Henker versucht erst gar nicht, seine Wut in moderate Worte zu fassen. „Das ist eine Schweinerei, was hier passiert“, schimpft er.

Doch was ist bisher passiert? Vor gut zwei Wochen starteten die Arbeiten zum Aufstellen des Masts. Fachleute haben bereits der Betonsockel gegossen, das erste Element des Mastes steht schon, weitere werden folgen.

Die beiden direkten Anrainer an dem Standort sind Christian Henker und Lutz Schöne aus Zatzschke. Im April wurden sie von der Stadtverwaltung Pirna angeschrieben. „In dem Brief informierte man uns, dass die Stadt bereits die Baugenehmigung für die Errichtung des Funkturms erteilt habe“, sagt Schöne. Allerdings hatten die zwei direkten Nachbarn die Möglichkeit, innerhalb von vier Wochen ihren Widerspruch gegen das Vorhaben schriftlich beim Rathaus einzureichen. Das taten sie umgehend. „Wir sind schon genügend Strahlungen ausgesetzt“, begründen Schöne und Henker.

In diesem Zusammenhang weist Henker darauf hin, dass sich bereits ein Mobilfunkmast auf dem Polizeigelände an der Lohmener Straße befindet. Außerdem wurde der Schornstein des Autohauses Stäps nahe Zatzschke mit Sende-Elementen ausgestattet. Henkers Fazit: „Wir bauchen keinen dritten Turm.“

Unterstützung kommt von Lutz Billing, der mit seiner Familie nur 300 Meter Luftlinie von dem neuen Funkturm wohnt. „Ich befürchte negative Auswirkungen wie Schlafstörungen und andere gesundheitliche Schädigungen, wenn der Turm errichtet wird“, sagt Billing. Allerdings denkt er nicht nur an seine Familie. Zahlreiche Kinder nutzen den Feldweg, an dem der neue Mast gebaut wird, als Radweg und Spielstrecke. „Die Strahlung würde viele betreffen“, argumentiert Billing.

Unterschriften-Aktion gestartet

Aus diesen Gründen legte Christian Henker nicht nur Widerspruch ein, sondern startete zusätzlich eine Unterschriften-Aktion gegen den Bau. 50 Personen aus Zatzschke unterzeichneten das Dokument, das Christian Henker fristgemäß beim Rathaus einreichte.

Umso erboster war er, als er jetzt feststellte, dass trotz Widerspruch und Unterschriftenliste der Bau startete. „Hier werden Fakten geschaffen und der Bürgerwille ignoriert“, erklärt Henker. Auch Lutz Schöne fragt sich, welchen Wert dann überhaupt noch sein Widerspruch hat. Fazit: Die Zatzschker fühlen sich mit ihren Sorgen vom Rathaus nicht ernst genommen.

Doch die Stadtverwaltung Pirna will sich nichts vorwerfen lassen. „Solche Baumaßnahmen sind laut sächsischer Bauordnung grundsätzlich zu genehmigen, wenn alle im Genehmigungsverfahren zu prüfenden öffentlich rechtlichen Belange eingehalten sind. Das war auch bei dem vorliegenden Vorhaben in Zatzschke der Fall“, informiert Rathaussprecher Thomas Gockel. Gesundheitliche Nachteile seien nicht zu erwarten. Das Bundesamt für Strahlenschutz habe bei diesem Projekt bestätigt, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für gesundheitsschädigende Wirkungen des Mobilfunks gibt.

Den Eingang der Widersprüche bestätigt Gockel. „Sie wurden im Widerspruchsverfahren abgewägt, man konnte ihnen aber nicht stattgeben“, sagt der Sprecher. Nach gesetzlicher Regelung hätten Widersprüche generell keine aufschiebende Wirkung. Um einen Baustopp zu erwirken, bleibt den Funkmast-Gegnern nur noch der gerichtliche Weg. Beim Verwaltungsgericht Dresden müssten sie eine einstweilige Verfügung beantragen, so Gockel.

Es ist nicht auszuschließen, dass die Zatzschker diesen Weg beschreiten.