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Fürs Traum-Hotel in die Heimat zurück

Ein halbes Jahr vor Eröffnung hat die „Insel der Sinne“ am Berzdorfer See schon ihren Manager – und weiteres Personal.

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© Nikolai Schmidt

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Beide kleben sie am Fenster. Ganz so, als könnten sie es immer noch nicht fassen, dass die diesen traumhaften Blick über den Berzdorfer See jetzt tagtäglich haben werden. Conrad Schröpel und Tamara Klinger gehören zu den ersten Angestellten, die im Hotel Insel der Sinne auf der Halbinsel schon arbeiten.

Auch Hotelmanager Conrad Schröpel (mit Tamara Klinger ganz links und Hotelbesitzerin Ina Lachmann) ist seit Anfang Februar offiziell da.
Auch Hotelmanager Conrad Schröpel (mit Tamara Klinger ganz links und Hotelbesitzerin Ina Lachmann) ist seit Anfang Februar offiziell da. © Nikolai Schmidt
Er schaute aber auch in den vergangenen Monaten schon oft vorbei, um den Baufortschritt zu sehen. Im Juli soll das Hotel eröffnen.
Er schaute aber auch in den vergangenen Monaten schon oft vorbei, um den Baufortschritt zu sehen. Im Juli soll das Hotel eröffnen. © Nikolai Schmidt

Beide sind echte Rückkehrer. Schröpel ist gebürtiger Oderwitzer und kommt nach Jahren in Südwestdeutschland und Wien nun als Hotelmanager zurück. Tamara Klinger wanderte mit ihrer Familie im Alter von drei Jahren nach Brasilien aus und kehrte vor vier Jahren zurück – allein. „Ich wollte unbedingt nach Deutschland“, sagt die 22-jährige Halbbrasilianerin, die seit zwei Wochen in der Insel der Sinne arbeitet und vorher Tourismusmanagement in Görlitz studierte. In der Stadt lebt sie seit zwei Jahren und sagt aus tiefstem Herzen: „Ich fühle mich hier so zu Hause.“

Wenn das Hotel im Sommer öffnet, wird Tamara Klinger eines der Gesichter an der Rezeption sein. Bis es so weit ist, hilft sie bei den 10 000 Dingen, die so ein Hotel vor Eröffnung durchlaufen muss: Angebote zusammenstellen, Anfragen beantworten, die Buchungssoftware lernen. „Wir haben schon viele Anfragen und auch schon feste Buchungen“, sagt Investorin Ina Lachmann. So sei die sogenannte Hochzeitssuite schon mehrfach gebucht. Auch wenn sie und Manager Conrad Schröpel nicht mehr sicher sind, ob sie den Namen lassen sollen. Viele seien irritiert und glauben, das sei nur frisch Vermählten vorbehalten. Dabei geht es eigentlich eher um die Vorzüge dieses größten Zimmers im Hotel: Als einziges wird es sowohl Badewanne als auch Kamin haben. Und diesen umwerfenden Blick auf den See werden die Gäste der Suite gleich zu zwei Seiten hinaus haben.

Überhaupt ist es Ina Lachmann von Anfang an wichtig gewesen, den Blick auf den See möglichst von überall zu haben. So wurde in der künftigen Lobby sogar eine Wand noch mal weggerissen, weil sie den Blick aufs Wasser nicht frei gab.

Inzwischen lässt sich trotz großer Betriebsamkeit auf der Baustelle langsam erahnen, wie alles wird. Im Frühling soll auch schon das Restaurant eröffnen, dann können sich auch die Görlitzer ein Bild machen. Das Küchenpersonal ist teilweise auch schon da, mit Henry Kellner wird ein Küchenchef aus der Region mit an Bord sein. Auch zwei Damen für den Wellnessbereich kommen aus Görlitz.

Bewerbungen für die restlichen Jobs – vor allem ein Nachtportier, Servicepersonal und eine Hausdame werden noch gesucht – stapeln sich schon. Vor allem für den Posten des Managers bekam Ina Lachmann Bewerbungen aus aller Welt. Wer Görlitz nicht kannte, wurde sofort aussortiert. Zehn Anwärter lud sie vor Ort ein. Am Ende fiel die Wahl auf den 47-jährigen Conrad Schröpel. Wenn er erzählt, sind ihm Euphorie und Freude darüber, dass es geklappt hat, noch deutlich anzumerken.

Dabei war er sehr weit weg von der Heimat. Nach dem Abitur in Zittau verließ er die Heimat und studierte zunächst in Heidelberg die Sprachen Englisch und Portugisisch. „Durch typische Studentenjobs im Gastrogewerbe bin ich eigentlich erst auf die Hotelbranche aufmerksam geworden“, sagt er. Deshalb folgte ein zweites Studium – Hotelbetriebswirtschaft in Ravensburg. Nach etlichen Stationen in erlesenen Hotels, wie dem Kempinski in Leipzig oder dem Luxushotel Schloss Mönchstein in Salzburg, war er 14 Jahre lang in einem Wiener Hotel, dort seit 2009 auch Manager. Aber die Sehnsucht nach der Heimat und der Wunsch nach mehr Eigenverantwortung im Job blieben. Eine Bekannte machte ihn schließlich auf die Insel der Sinne aufmerksam. Nach einem sechsstündigen Bewerbungsgespräch war für beide Seiten klar: Das ist es. Doch dann musste zu Hause in Wien erst einmal Familienrat gehalten werden – so richtig mit Schriftführerin und Pro- und Contra-Liste. Schließlich sind Sohn (10) und Tochter (14) in Wien aufgewachsen. Doch durch Ferien bei Oma in Oderwitz haben sie einen Bezug zur Lausitz und stimmten schließlich zu. Das Haus in Wien muss nun verkauft, eine Wohnung in Görlitz gefunden werden. Und nebenbei auch das Hotel am See mit Leben gefüllt werden. Zu tun gibt es für Schröpel schon jetzt jede Menge. Aber ein paar Sekunden für den atemberaubenden Blick auf den See bleiben trotzdem immer.