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Für Vögel und Kröten im Einsatz

Jugendliche können die Arbeit der Döbelner Umweltwerkstatt unterstützen. Davon hat der gesamte Kreis etwas.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Robert Germann steht an der Werkbank und treibt Nägel ins Holz. Gemeinsam mit Florian Kunert fertigt er Bauteile für Nistkästen, Futterhäuser und Bienenhotels. Die werden sie bei Gelegenheit an die Schulen ausliefern. Und zwar im gesamten Landkreis. Die Jugendlichen absolvieren noch bis Ende August ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in der Umweltwerkstatt in Döbeln. Dass es diese überhaupt gibt, wussten beide bis vor einem Jahr noch gar nicht, sagen sie. Nur durch Zufall seien sie auf die Einrichtung gegenüber der Rettungswache in Döbeln aufmerksam geworden. Udo Seifert von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises sagt: „Die Umweltwerkstatt entstand nach der Wende, weil im Raum Döbeln in Sachen Naturschutzausstattung Nachholbedarf bestand.“

Seit Mitte der 1990er Jahre arbeiten FÖJler mit – drei pro Jahr. „Zudem wird eine Stelle im Bundesfreiwilligendienst besetzt“, so Seifert. Vier Jugendliche unterstützen Werkstattleiter Christoph Noack dann ein Jahr lang. Die Aufgaben sind vielfältig: Sie reichen vom Anfertigen der Nistkästen über Pflanzaktionen bis hin zum Auf- und Abbau von Krötenzäunen. Die Arbeit in der Werkstatt an sich mache zwar Spaß, viel lieber seien sie aber draußen unterwegs, sind sich Florian und Robert einig. „Am Dienstag haben wir in Rechenberg-Bienenmühle Bäume gepflanzt und in den vergangenen Wochen die Amphibienzäune wieder abgebaut“, erzählt Robert.

Beiden gefallen die Grasmahd und das Schilderstellen am meisten. Udo Seifert zufolge gibt es im Landkreis mehr als 200 Flächennaturdenkmale, über 100 Baumdenkmale sowie Landschaftsschutzgebiete. Die Jugendlichen und Noack sorgen dafür, dass die entsprechenden Hinweisschilder in Ordnung sind. „Bei den Einsätzen bekommen sie aber auch Unterstützung von den ehrenamtlichen Naturschützern“, so Udo Seifert. Belastbarkeit und Durchhaltevermögen seien wichtige Voraussetzungen, die die FÖJler und der Bufdi mitbringen müssen. Eine Arbeit für echte Kerle also? Weit gefehlt, denn regelmäßig beteiligen sich junge Frauen an den Programmen und packen kräftig mit zu, so Seifert.

„Die Arbeit macht schon fit und man lernt viel über sich selbst“, sagt der 19-jährige Florian. Er habe bemerkt, dass er wirklich teamfähig ist. „Es ist etwas anderes, in der Schule eine Gruppenarbeit zu erledigen, als gemeinsam draußen unterwegs zu sein. Hier haben wir eine gewisse Verantwortung füreinander, was zum Beispiel Sicherheitsvorkehrungen bei der Arbeit an Maschinen betrifft“, sagt der Abiturient.

Robert ist nach seinem Hauptschulabschluss auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz gewesen. „Meine Berufsberaterin hat mich auf die Möglichkeit hingewiesen, hier ein FÖJ zu machen.“ Die Gelegenheit hat er genutzt und den Entschluss nicht bereut. „Ich möchte Landwirt werden und hier kann ich schon etwas für die Umwelt tun. Ich habe außerdem erste Erfahrungen im Arbeitsleben gesammelt“, sagt der 15-Jährige.

Florian zieht noch einen ganz anderen praktischen Nutzen aus der Tätigkeit: „Ich bin selbst Auto- und Mopedfahrer. Weil wir im gesamten Landkreis unterwegs sind, sieht man Ecken, in denen man vorher noch nie war. Ich habe viele kleine Schleichwege kennengelernt.“

Referatsleiter Udo Seifert ist „glücklich und dankbar, dass der Landkreis Mittelsachsen die Bedeutung der Umweltwerkstatt erkannt hat“. Diese werde komplett aus Haushaltsmitteln finanziert. Er schätzt, dass mindestens 100 000 Euro jährlich in die Unterhaltung fließen. Ohne das Engagement der Jugendlichen über die beiden Freiwilligenprogramme sei die Arbeit nicht zu leisten. „Meines Wissens gibt es bislang noch keine Bewerber für die Zeit ab dem 1. September“, so Udo Seifert. Er hofft, dass sich das noch ändert.

Weitere Informationen zur Werkstatt und den Stellen gibt’s unter www.landkreis-mittelsachsen.de, Stichwort FÖJ