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Für und wider am Meißner Dreieck

Die Verkehrsführung am Knotenpunkt Großenhainer-/Niederauer-/Karlstraße wird weiter diskutiert. Die Stadt plant nur kleine Veränderungen.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Stau gibt es an den Kreuzungen Niederauer/Großenhainer/Gartenstraße derzeit nur vereinzelt im Berufsverkehr am Morgen und in den frühen Abendstunden. Während des S-Bahn-Ausbaus im letzten Jahr hatte die Stadt per Sonderregelung die Verkehrsführung provisorisch geändert.

Im Dezember 2015 einigten sich die Stadt und das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) auf eine einheitliche Haltung, die besagt: Der Verkehr auf der Niederauer Straße rollt besser, wenn er vom Beyerlein-Platz kommend, nur in eine Richtung fließt. Zunächst auf zwei Fahrspuren. Später dann nur noch einspurig in Richtung Niederau. Zusätzlich wurde damals die Vorfahrtsregelung am Schnittpunkt Niederauer-/Karlstraße geändert. Wer in Richtung Stadt unterwegs ist, muss nun am Dreieck Vorfahrt beachten. Außerdem geht es hier längst nicht mehr geradeaus über die Niederauer Straße, sondern Kraftfahrer müssen über die Karl- und Großenhainer Straße fahren, um zur Kreuzung Gartenstraße/B 101 zu gelangen. Dafür gilt seit Ende letzten Jahres: Wer die Karlstraße hochfährt, muss von der Großenhainer Straße kommende Autos nicht mehr durchrollen lassen, sondern hat selbst Vorfahrt.

Es hat sich bewährt

„Dass das Provisorium beibehalten wurde, liegt einfach daran, dass es sich bewährt hat. Der Verkehr fließt gut, auch weil die Ampeln am ehemals staugefährdeten Knotenpunkt Niederauer-/Großenhainer-/Gartenstraße abgeschaltet wurden“, sagt der Meißner Polizist und Sachbearbeiter Verkehr, Reiner Werner. Problematisch sei allerdings, dass sich viele Autofahrer nicht trauen, aus Richtung Niederau kommend rechts in die Karlstraße abzubiegen, weil viele aus der Gegenrichtung kommende Autos früh genug oder überhaupt nicht blinken würden. „Das hat unsere Verkehrsüberwachung ergeben. Ähnlich ist es an der Kreuzung Karlstraße/Großenhainer Straße. Hier kommt es vereinzelt zu Rückstau, weil die Kraftfahrer nicht schnell genug erkennen, dass sie auch aus Richtung Karlstraße kommend Vorfahrt haben“, so Werner.

Insgesamt sieht er die jetzige Verkehrsführung aber positiv: „Es hat seit Dezember 2015 nicht einen Unfall am Dreieck gegeben. Das zeigt, dass es funktioniert.“ Dass es an den vielbefahrenen Straßenkreuzungen in Vorbrücke aber auch besser laufen könnte, meint Hans Richter vom Verein Gebietsverkehrswacht Meißen zu wissen. „Die Niederauer Straße müsste, wie es während der Bauarbeiten auch schon einmal war, wieder zweispurig in Richtung Niederau befahrbar gemacht werden. Sonst prognostiziere ich spätestens im Frühling, wenn wieder mehr auf den Straßen los ist, Staus.“

Verkehrswacht will Änderungen

Richter plädiert dafür, dass durch eine Linksabbieger- und eine Geradeaus-Spur wieder klar erkennbar ist, wer auf der Niederauer Straße bleiben möchte und wer links in die Karlstraße einbiegt. „Aber unsere Ideen sind längst nicht mehr gefragt bei der Stadt. Das ist schon seit einigen Jahren so“, sagt er. Der gleichen Meinung ist der Meißner Kraftfahrer Ronald Paul. Der Mitarbeiter von ELG-Bau an der Niederauer Straße 10 hat die veränderte Verkehrsführung an der Straße aus nächster Nähe verfolgt. „Dass es hier in Richtung Niederau nur noch einspurig bis zum Dreieck läuft, ist nicht gut. Viele Kraftfahrer halten sich nicht daran, brettern oft über die Busspur“, sagt er. Auch Paul ist sicher, dass es am Dreieck zu weniger Missverständnissen kommt, wenn die Niederauer Straße wieder zweispurig in eine Fahrtrichtung freigegeben würde.

Anders sieht das die Meißnerin Emma Klose. Sie fährt fast täglich mit dem Auto von ihrer Wohnung an der Fellbacher Straße in Richtung Innenstadt. „Ich finde es jetzt besser denn je. Ich muss nie lange warten, um von der Niederauer in die Karlstraße abzubiegen. Danach ist es dann sehr schön, dass ich an der Großenhainer Straße als Linksabbieger Vorfahrt habe“, erklärt Klose. Sie glaubt, dass sie heute schneller auf der Altstadtbrücke ist, als zu der Zeit, als noch Ampeln den Verkehr an der Ecke Niederauer-/Gartenstraße regelten.

Und was sagt die Stadt zu der streitbaren Angelegenheit? Sie weist zunächst auf das komplexe Zuständigkeitsgefüge der einzelnen Teilabschnitte hin. „Bei der Großenhainer Straße handelt es sich um eine Bundesstraße, die in die Zuständigkeit des Bundes fällt. Die Niederauer Straße hingegen ist eine Kreisstraße, für die der Landkreis Meißen verantwortlich ist. Nur die Karlstraße fällt im engeren Sinn in die Zuständigkeit der Stadt“, erläutert Stadtsprecher Philipp Maurer auf Anfrage der SZ.

Am aktuellen – vom Stadtrat ausdrücklich gewünschten – Verkehrsführungskonzept werde sich grundsätzlich nichts ändern.

Ampeln werden bald zurück gebaut

„Lediglich die Kreuzungsbereiche sollen unter der Prämisse einer erhöhten Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer umgestaltet werden“, so Maurer. Heißt konkret: Die derzeit nicht mehr benötigten Ampelanlagen sollen zurückgebaut, eine Verkehrsinsel fest installiert und Fußgängerüberwege angelegt werden.

Zudem weist Maurer auf die Vorteile einer einspurigen Verkehrsführung an der Niederauer Straße hin: Es sei dadurch gelungen, einen problematischen Unfallschwerpunkt zu beseitigen. Denn während des S-Bahn-Ausbaus sei es bei zweispuriger Verkehrsführung oft zu Unfällen wegen plötzlicher Spurwechsel auf der Niederauer- und auf der Karlstraße gekommen.