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Für Pitbull-Halter wird’s teuer

Großröhrsdorf erhöht die Hundesteuer. Werden andere Städte der Region nachziehen?

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© dpa

Von Reiner Hanke

Großröhrsdorf. Hund beißt 14-Jährige, hieß die Schlagzeile Ende des Vorjahres. Die Hundeattacke sorgte in Bischofswerda für Aufsehen: „Das Mädchen war mit der Mutter und einem Säugling auf dem Arm unterwegs, als das Tier auf die kleine Gruppe zusprang. Der Hund war nicht angeleint.

Immer wieder machen deutschlandweit Meldungen über schwere Verletzungen nach Hundeattacken die Runde. Oft sind Kinder die Leidtragenden. Dabei stehen Kampfhunde im Fokus. Die Stadt Großröhrsdorf will dem vorbeugen und dreht deswegen drastisch an der Steuerschraube. Nicht nur bei den gefährlichen Hunden, aber dort besonders deutlich. Für den ersten sogenannten Kampfhund sind künftig 400 Euro fällig – bisher waren es 150 Euro. Für den zweiten wird mit 600 Euro sogar die dreifache Gebühr als bisher verlangt. Welche Rassen betroffen sind, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Sachsen und damit auch im Kreis Bautzen steht der Bullterrier, der American Staffordshire Terrier und der Pitbull Terrier auf dem Index.Insgesamt sind derzeit 13 gefährliche Hunde in der Kreisbehörde registriert.

Das erscheint eher gering. Den Großröhrsdorfern geht es auch vor allem um die vorbeugende Wirkung. So ähnlich ist das auch bereits in Kamenz und Pulsnitz. Bisher habe es zwar in der Rödertalstadt keine schlimmen Vorfälle mit Kampfhunden gegeben, aber genau dabei soll es auch bleiben, so die Argumentation. Die Stadt wolle deutlich machen, dass hier für gefährliche Tiere kein Platz sei, so Stadtrat Dietrich Krause (CDU). Der drohende Griff tief ins Portemonnaie soll abschrecken.

Keine Pläne in Kamenz

In Kamenz gibt es derzeit keine Pläne, nachzuziehen und an der Steuer für die rund 500 Hunde zu schrauben. Auch nicht – wie Großröhrsdorf – an der für gefährliche Hunde. Die letzte Anhebung liegt schon einige Zeit zurück. Damals wurde aber auch mit auf die Diskussion um gefährliche Hunde reagiert. Mit 180 Euro für den ersten und 360 Euro für einen weiteren als gefährlich eingestuften Hund lag Kamenz bisher über den Großröhrsdorfer Preisen. Stadtsprecher Thomas Käppler kann einschätzen, dass in den vergangenen Jahren keine Vorfälle mit Kampfhunden bekannt geworden seien. Man könnte Mutmaßen, auch aufgrund der Steuersätze, wertet Käppler vorsichtig. Die habe man im Einklang mit dem Hundeverein so beschlossen. Auch Pulsnitz habe vor ein paar Jahren auf die Welle von Übergriffen durch gefährliche Hunde reagiert und kann die abschreckende Wirkung bestätigen. Normalerweise kostet der erste Hund vergleichsweise moderate 40 Euro. Für den Bullterrier zahlt der Liebhaber das Fünffache. Für 2016 plane die Stadt keine Erhöhung, so Kämmerin Karin Füssel.

Wie viele Hundeattacken es überhaupt gibt, ist schwer zu ermitteln. Bei der Polizei werden sie nicht separat erfasst, so Thomas Knaup, Sprecher in der Polizeidirektion. Solche Fälle liefen unter Körperverletzung, meist fahrlässig, wenn ein Hund wie im Bischofswerdaer Fall nicht angeleint war und einen anderen Passanten angreift. Aus seiner Erfahrung wisse er allerdings, dass solche Fälle eher selten bei der Polizei registriert würden.

Eine Frage der Erziehung

Die neuen Großröhrsdorfer Steuersätze treffen allerdings nicht nur die Halter von Pitbull und Co., sondern in der Rödertalstadt rund 280 Hunde bzw. deren Besitzer. 5 000 Euro an Mehreinnahmen verspricht sich die Stadt davon. Bis zu 25 Euro pro Hund im Jahr müssen mehr gezahlt werden. Für den Ersthund steigt die Steuer von 50 auf 70 Euro. In Kamenz zahlt der Hundehalter dagegen nur 48 Euro, in Pulsnitz mit 40 Euro noch weniger. Hintergrund sei in Großröhrsdorf die angespannte Haushaltslage. Die Stadt habe für Sauberkeit zu sorgen und die Hundetoiletten in Schuss zu halten. Das koste alles Geld.

Albrecht Starke von der Ortsgruppe Rödertal des Vereins für deutsche Schäferhunde ist überrascht von der kräftigen Steuererhöhung. Die Mitglieder hätten ja ein gewisses Einsehen, wenn die Stadt mehr für Hundebesitzer tun und z. B. noch zusätzliche Hundetoiletten aufstellen würde. So habe er das Gefühl, die Stadt sei jetzt nur auf den Hund gekommen, um das Stadtsäckel zu füllen.

Im Übrigen halte er nichts von der enormen Kampfhundabgabe. Wer ein solches Tier wirklich wolle, der bezahle auch die Summen. Es komme auf die Erziehung des Hundes an. Auch ein Dackel könne gefährlich werden. Im Fall des Bischofswerdaer Mädchens war es ein Schäferhund. Die höhere Steuer für gefährliche Tiere schließe natürlich nicht aus, dass auch andere Hunde zubeißen, schätzt die Großröhrsdorfer Kämmerin Katrin Säring ein. Aber es sei eine deutliche Ansage. Ob mit oder ohne Kampfhund: Für Hundehalter ist Großröhrsdorf im Vergleich der drei Städte jetzt das teuerste Pflaster.