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Für Melissa

Ein kleines Mädchen in der Gemeinde Vierkirchen ist an Leukämie erkrankt. Verwandte in Melaune hoffen, dass ein Spender gefunden wird.

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© privat

Von Anja Gail

Katrin und Friedmar Gaertner aus Melaune würden Melissa so gern ihr Lächeln ins Gesicht zurückzaubern. Aber das können sie nicht. Denn die Welt der kleinen Familie aus Dresden, mit der sie verwandt sind, ist aus den Fugen geraten.

Seit kurzem wissen Melissas Eltern, dass sie es mit einem unerbittlichen Feind aufnehmen müssen. Ihre elf Monate alte Tochter hat Blutkrebs. Zwischen Fassungslosigkeit und schrecklicher Angst bleibt im Moment kaum Zeit für weitere Überlegungen oder gar eigene Aktionen. Katrin Gaertner weiß das. Der Mann ihrer Schwester ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben. Und ihren Vater, den bekannten Zauberer „Burelli“, haben sie und ihr Mann aus dem Krankenhaus nach Hause geholt, weil die Ärzte nichts mehr für ihn tun können.

Für Melissa gibt es indes Hoffnung. Eine Stammzellenspende könnte helfen. Seitdem das kleine Mädchen in Dresden stationär behandelt wird, läuft die Suche über bereits vorhandene Spenderdateien auf Hochtouren. Aber parallel dazu kann eine Typisierungsaktion in der Heimatregion der Familie die Chancen erhöhen, jemanden zu finden, der die passenden Gewebemerkmale besitzt. Außerdem gewinnen die Spenderregister derart neuen Zulauf. Deshalb organisieren die Angehörigen in Melaune seit Wochenmitte eine Typisierungsaktion für Melissa.

Sie wird am Sonntag in einer Woche (24. Juli) von 11 bis 17 Uhr auf dem Grundstück von Gaertners in Melaune Nummer 55 (gegenüber vom Gemeindeamt) stattfinden. Die Familie hofft auf viele Teilnehmer. Melissas Großeltern sind Margit und Norbert Pohl, die in Döbschütz die Gärtnerei Fuchs betreiben. Und Friedmar Gaertner ist der Bruder von Frau Pohl. So schließt sich der Kreis.

Und die Ereignisse der vergangenen Tage überschlagen sich. Frau Gaertner kommt manches wie eine Ironie des Schicksals vor. Ihre Schwester und die beiden Nichten setzen sich seit dem eigenen Schicksalsschlag im Verein „Das Erzgebirge gegen Blutkrebs“ für Betroffene und ihre Familien ein. Erst vor kurzem waren die drei Frauen in Melaune, um interessierte Bürger über Stammzellenspenden aufzuklären und Speicheltests entgegenzunehmen. 20 Teilnehmer waren dabei. „Da wusste niemand von uns, dass es wenige Tage später erneut die eigene Familie treffen würde“, sagt Katrin Gaertner. Aber keine Frage: Nun rückt das kleine Familienteam aus dem Erzgebirge wieder in Melaune an. Im Gepäck werden sich Speicheltests befinden. Mit Wattestäbchen wird dabei etwa eine halbe Minute lang an der Wangenschleimhaut gerieben. Diese Abstriche genügen, um im Labor die nötigen Gewebemerkmale zu ermitteln. Die Tests kann man auch selbst von zu Hause aus durchführen und mit einer Einverständniserklärung an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei schicken. So kann man sich online bei der DKMS registrieren lassen. Bei der Typisierungsaktion in Melaune übernehmen die Frauen die Tests. Teilnehmen kann jeder, der mindestens 17, aber nicht älter als 55 Jahre und gesund ist. Wer Fragen hat, bekommt diese sofort beantwortet. Die Frauen werden auch die erforderlichen Daten erfassen.

Nach den Untersuchungen der Proben im Labor und der Auswertung werden die Ergebnisse in die Datenbanken eingespeist und an weitere zentrale Register übermittelt. Dadurch ist Hilfe für viele Menschen möglich. Am schönsten wäre es, wenn jemand dabei ist, der für Melissa infrage kommt. Ein potenzieller Spender wird dann von der DKMS informiert und über den Fortgang der eigentlichen Stammzellenspende weiter aufgeklärt. Friedmar Gaertner hat erst vor wenigen Tagen über einen Mann gelesen, der bereits registriert war und schon zwei Menschen mit Stammzellenspenden helfen konnte. Das habe ihm sehr imponiert. Dass er und seine Frau nun Melissa helfen wollen, sei für ihn sofort klar gewesen.

In Melaune bekommen beide für die Typisierungsaktion Unterstützung. Frauen aus dem Ort werden Kuchen backen. Der Erlös aus dem Verkauf und aus einer Tombola soll an die Betreiber der Spenderdateien gehen. Sollte es am Sonntag in einer Woche regnen, kann als Schlechtwettervariante auf das Gemeindeamt oder in die „Alte Wassermühle“ ausgewichen werden. Das sei selbstverständlich, sagt Bürgermeisterin Andrea Weise.

Vor wenigen Tagen hat sich noch eine weitere kleine Fügung ergeben, über die sich das Ehepaar in Melaune sehr freut. Jan Krause, ein junger Zauberer aus Görlitz, war zu Besuch am Krankenbett von „Burelli“ alias Wolfgang Kritsch. Im Gespräch über die Typisierung für Melissa hat der 17-Jährige zugesagt, mit Luftballons Figuren zu modellieren. Er wird in einer Woche mit da sein. Inzwischen sind auch Flyer und Plakate fertiggestellt worden. Die sollen in der Umgebung, soweit das in der Kürze der Zeit möglich ist, verteilt werden. Und über die soziale Plattform Facebook verbreitet der Verein aus dem Erzgebirge bereits den Typisierungstermin in Melaune. Für Melissas Eltern und die Familie ist das in dieser Ausnahmesituation ein besonderer Rückhalt. Denn inzwischen sind so viele Freunde, Bekannte oder auch wildfremde Menschen in Gedanken bei ihnen.

Die Typisierungsaktion für Melissa findet am Sonntag, dem 24. Juli, von 11 bis 17 Uhr auf dem Grundstück von Gaertners in Melaune Nummer 55 (gegenüber vom Gemeindeamt) statt.

Wer an der Typisierungsaktion nicht teilnehmen kann findet alternative Registrierungsmöglichkeiten und weitere Infos zu Typisierung und Stammzellspende unter: www.dkms.de/de