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Für gesunde Mitarbeiter

Unternehmen investieren immer mehr in die Gesundheit ihrer Angestellten. In der Region Freital gibt es Vorbilder.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Andrea Schawe

Freital. Manchmal ist Stehen eben besser als Sitzen – vor allem für Mitarbeiter, die im Büro arbeiten. Im Helios-Klinikum Freital haben viele Angestellte deswegen verstellbare Schreibtische – und so einen rückengerechten Arbeitsplatz. „Das gehört zu unserem betrieblichen Gesundheitsmanagement“, sagt Torsten Bochannek, der als Assistent des Geschäftsführers in Zusammenarbeit mit der Personalabteilung dafür verantwortlich ist.

Die Klinikführung in Freital und Dippoldiswalde macht noch mehr für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Angestellten: von einer Lesebrille und dem Mittagsangebot in der Kantine über altersgerechtes Personalmanagement, Schulungen für Führungskräfte und die Möglichkeit, die Physiotherapie im Haus zu nutzen oder Impfungen beim Betriebsarzt zu bekommen, bis hin zu diversen Sportgruppen, etwa Fußball, Volleyball oder Wandern. Auch regelmäßige Mitarbeitergespräche und flexible Arbeitszeiten gehören dazu. „Für uns ist es gelebte Praxis, dass unsere Mitarbeiter – egal, ob Mann oder Frau – in Elternteilzeit gehen können“, sagt Bochannek. Auch die Dienstzeiten sind flexibel: statt einer starren Wochenarbeitszeit von 40 Stunden sind auch individuelle Teilzeitmodelle möglich. Als Mitglied im Kliniknetzwerk „Wir für Gesundheit“ sind in den Weißeritztal-Kliniken alle Mitarbeiter privat zusatzversichert.

Uhrenfirmen und Klinik als Vorbilder

„Das Gesundheitsmanagement ist für uns eine Herzensangelegenheit“, sagt Bochannek. Nur so funktioniere es, weil sich die Ergebnisse der Investitionen nicht eins zu eins abbilden lassen. „Wir können auch nicht die Eigenmotivation der Mitarbeiter ersetzen.“ Für die Helios-Kliniken sei das betriebliche Gesundheitsmanagement aber ein Qualitätsmerkmal. „So unterscheiden wir uns von anderen Arbeitgebern“, sagt Bochannek. Der 38-Jährige arbeitet seit Herbst 2015 für die Weißeritztal-Kliniken. Vorher war er für die Mitarbeiter der Sparkasse Meißen verantwortlich.

In der Region sind die Helios-Kliniken vorbildlich beim betrieblichen Gesundheitsmanagement, genauso wie der Glashütter Uhrenhersteller A. Lange und Söhne und die Verkehrsbetriebe. „Weil deren Arbeitnehmer viel sitzen, gibt es in diesen Unternehmen oft gute Angebote“, sagt Constanze Wachsmann. Sie leitet das Dresdner Büro der auf Personalführung spezialisierten Kienbaum Unternehmensberatung.

Bei vielen größeren mittelständischen Unternehmen gehöre es heute schon zur Unternehmenskultur, die eigenen Leute fit zu halten. „Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist eine Investition, die sich auf jeden Fall lohnt“, so Wachsmann. Es geht nicht nur um physische Belastung und Arbeitsschutz, auch der Arbeitsstress nimmt zu und damit die psychischen Belastungen der Mitarbeiter. Das zeigen die jährlichen Gesundheitsreports der Krankenkassen deutlich: Danach waren 2015 psychische Erkrankungen mit einem Anteil von rund 16,2 Prozent am dritthäufigsten der Grund für Arbeitsunfähigkeit – nach Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und der Atemwege. 2014 standen sie sogar an zweiter Stelle.

Gesundheitsmanagement funktioniere allerdings nur, wenn man die Angebote in ein Gesamtkonzept einbinde. „Schnellschüsse und Einzelaktionen bringen nichts“, so Wachsmann. Wichtig sei auch, dass die Geschäftsführung hinter ihrem Angebot stehe. Unternehmer müssten auch nicht fürchten, auf allen Kosten sitzenzubleiben. „Krankenkassen unterstützen diese Bemühungen oft schon mit Know-how und Geld.“

Es gibt viel Möglichkeiten etwas für die Gesundheit der Mitarbeiter zu tun: „Das kann der ergonomische Stuhl sein oder Computerzubehör wie Tastatur und Maus. Das kann ein Gesundheitstag sein, eine gemeinsame Sportstunde oder ein eigener Fitnessraum in der Firma“, sagt die Expertin. Die Herausforderung sei es dann sowieso, länger bei der Stange zu bleiben. „Nach anfänglicher Euphorie brechen viele Arbeitnehmer ein und vergessen ihre guten Vorsätze.“ Hier gelte es, kontinuierlich Anreize zu schaffen. „Man sollte damit zeigen: Mir als Arbeitgeber ist es nicht egal, wie es meinen Mitarbeitern gesundheitlich geht“, sagt Constanze Wachsmann.

Massagen für die Stadtverwaltung

Viele Unternehmen wollen durch Investitionen in die Gesundheit die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter steigern. Der Freitaler Naturheilmittelhersteller Bombastus bietet seinen Mitarbeitern unter anderem regelmäßig Massagen an. „Auf unsere Kosten“, sagt Vorstandsmitglied Ulrich Brodkorb. Darüber hinaus können Mitarbeiter die Produkte günstiger einkaufen. Die Klinik Bavaria in Kreischa unterstützt die sportlichen Aktivitäten der Mitarbeiter. „Es gibt eine Fußballmannschaft“, sagt Sprecherin Kathleen Balle. Jedes Jahr meldet die Bavaria-Klinik 80 Mitarbeiter zur Rewe-Team-Challenge an. Auch das Drachenbootrennen zum Elbhangfest und Rudern gegen Krebs werden durch die Klinik unterstützt – auch die Mitarbeiter der Helios-Klinken nehmen daran teil, zusätzlich zum Malter-Cup.

Nicht nur in Unternehmen spielt Gesundheitsmanagement eine Rolle. So haben etwa die Mitarbeiter der Freitaler Stadtverwaltung flexible Arbeitszeiten, sagt Rathaussprecherin Inge Nestler. Außerdem arbeite die Verwaltung mit einem Unternehmen zusammen, dass bundesweit Dienstleistungen und Konzepte für Gesundheits- und Arbeitsschutz sowie betriebliches Gesundheitsmanagement anbietet. „Jeder Arbeitsplatz wird ein Mal im Jahr überprüft“, erklärt Nestler. Die Experten schauen sich die Arbeitsbedingungen an: etwa, ob die Rathausmitarbeiter richtig sitzen oder ob das Licht gut eingestellt ist.

Für die Verwaltungsmitarbeiter in Wilsdruff wird seit Februar alle 14 Tage eine mobile Massage angeboten. „Tätigkeitsbedingt hätten viele Mitarbeiter Probleme im Rücken- und Schulter-Nacken-Bereich, so Bürgermeister Ralf Rother (CDU).

Nicht alle Unternehmen können in die Gesundheitsvorsorge investieren. Die Strukturen zu etablieren, sei vor allem für kleine Unternehmen schwierig, so Unternehmensberaterin Constanze Wachsmann. Oftmals seien Unternehmen, die ohne eine eigene Personalabteilung auskommen müssen, schon froh, wenn die Buchhaltung die Personalabrechnungen ordentlich hinbekäme. „Für mehr Initiative in diesem Bereich fehlt dann leider wirklich oft die Zeit“, so Wachsmann. (mit SZ/wer)