Merken

Für den Spürhund ins Studium

Wer Polizist werden will, dem stehen in Rothenburg die Türen offen. Mit guten Aussichten.

Teilen
Folgen
© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Lord rennt in Schlangenlinien über den verschneiten Rasen. Der Riesenschnauzer sucht eine Pistole. Die ist glücklicherweise nur Attrappe, riecht aber wie eine richtige. Denn Lord ist Suchhund mit der Spezialisierung Sprengstoff und Waffen bei der Polizei. Seine Hundeführerin Ulrike Lassak hat ihm vorher sein blaues Halsband umgelegt, das ist für ihn das Zeichen. Jetzt muss er aufpassen und alles suchen, was durch Explosion gefährlich werden kann. Dann bekommt er sein Spielzeug.

Alice Hatscher aus Löbau will als Kommissarin Fälle lösen.
Alice Hatscher aus Löbau will als Kommissarin Fälle lösen. © André Schulze
Moritz Liebert will am liebsten zur Hundestaffel, wenn er Polizist wird.
Moritz Liebert will am liebsten zur Hundestaffel, wenn er Polizist wird. © André Schulze

Moritz Liebert sieht sich dieses Schauspiel fasziniert an. Seit zwei Jahren hat der Chemnitzer Schüler vor, zur Polizei zu gehen. Deshalb ist er zum Tag der Offenen Tür zur Hochschule der Polizei in Rothenburg gekommen. Durch Fußball und Fernsehen ist er auf die Idee gekommen. „Ich interessiere mich auch besonders für Tiere“, erzählt er, „deshalb wäre die Hundestaffel etwas für mich.“

Da hat sich Moritz etwas vorgenommen. „Die Ausbildung ist eine ewige Arbeit“, sagt Martin Geyer. Damit meint der Ausbilder der Görlitzer Hundestaffel natürlich in erster Linie die Polizeihunde. Ein bisschen aber auch ihre Führer. Denn der Hund muss ständig trainieren, damit die sich einschleifenden Fehler immer wieder ausgemerzt werden können. Mit positiver Verstärkung, das heißt durch Belohnungen, lernen die Tiere, wann sie bellen oder festhalten sollen, um einen Täter zu stellen. Und, schwieriger: wann sie still sein und loslassen sollen.

Um zur Hundestaffel zu kommen, muss man erst einmal Polizist werden. Dann muss eine Stelle in der Hundestaffel frei sein. Hund und Führer werden in den Grundlagen ein Jahr lang gemeinsam ausgebildet, dann erst geht es in die Praxis. Lord wird jetzt bald sechs, hat also schon einige Erfahrung. Der Hund lebt bei seinem Führer, wird also zwangsläufig ein Teil der Familie. Ihr Hund wird er aber niemals sein, sagt Ulrike Lassak, denn er ist ja Polizist wie sie. Er ist Eigentum des Freistaates Sachsen.

Aber natürlich geht nicht jeder Student in Rothenburg zur Hundestaffel. Alice Hatscher aus Löbau findet an der Arbeit als Kommissar faszinierend, Hinweise wie ein Detektiv zu kombinieren und Fälle zu lösen. Auch sie will schon länger zur Polizei. 2018 könnte es so weit sein. Zur Studienberatung sind sie und ihre Mutter nach Rothenburg gefahren.

Einmal im Jahr kann hier die Öffentlichkeit neugierig sein und miterleben, was es heißt, Polizist zu werden. Dieser Tag der offenen Tür und auch der Studiengang erfreuen sich wachsender Beliebtheit. „In diesem Jahr sind mehr Besucher gekommen als im vergangenen“, erklärt Heiko Reinarz aus dem Rektorat. Immer im Oktober wählt die Hochschule dann die zukünftigen Studenten aus, die im darauffolgenden Jahr in Bautzen und Rothenburg zu Kommissaren ausgebildet werden.

Auch diese Zahl wird in diesem Jahr größer. 125 Studienplätze gibt es in diesem Jahr für Seiteneinsteiger wie Moritz und Alice, die ihre Laufbahn bei der Polizei direkt mit dem Studium beginnen möchten. Bis 2019 soll der komplette Studiengang 225 Plätze bieten für Seiteneinsteiger und Polizisten, die sich weiterbilden möchten. Im Dezember hat die sächsische Regierung angekündigt, ab 2018 jährlich 700 neue Anwärter aller Laufbahnen einzustellen. 2016 sind es 500 gewesen. Aber auch die Bewerberzahlen steigen.

Jetzt dauert es noch ein Jahr und Moritz kann nach dem Abitur und dem Auswahlverfahren hoffentlich in Bautzen und Rothenburg lernen, ein guter Polizist zu werden. „Natürlich kann das gefährlich werden“, sagt sein Vater, der ihn begleitet hat. Er freut sich darüber, dass sein Sohn etwas gefunden hat, was ihn interessiert. „Ich denke, die Ausbildung ist gut genug, dass er dann damit umgehen kann.“ Vielleicht wird er dann im gleichen Jahrgang wie Alice studieren. Und irgendwann einen Hund wie Lord trainieren.

Der Studiengang

Als Seiteneinsteiger kann in den gehobenen Dienst einsteigen, wer (Fach-)Hochschulreife hat und die Eignungstests besteht.

Das Studium bis zum Bachelor dauert drei Jahre in Bautzen und Rothenburg. Ab dem ersten Ausbildungstag gibt es Bezüge von rund 1 000 Euro monatlich. Polizisten, die das Studium „aufbauen“, sind ein Jahr schneller.

Nach dem Abschluss haben sich die Studenten die Bezeichnung Kommissar verdient.

Quelle: Polizei Sachsen