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Für David Garrett eingesprungen

Anna-Maria Reiß wird noch oft auf ihren großen Adventsauftritt im Dresdner DDV-Stadion mit dem Kreuzchor angesprochen.

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© Robert Michael

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Geißlitz. Musikstudentin Anna-Maria Reiß hatte vor Weihnachten den Auftritt ihres Lebens. Im DDV-Stadion ersetzte die 22-Jährige aus Geißlitz beim Adventskonzert des Kreuzchores den erkrankten Geiger David Garrett (SZ berichtete). Mit ihrem „Ave Maria“ begeisterte sie viele Menschen. Und die große Bühne meisterte die musikerfahrene junge Frau mit Bravour.

Stargeiger Garrett sagte seinen Auftritt ab – Chance für Anna-Maria.
Stargeiger Garrett sagte seinen Auftritt ab – Chance für Anna-Maria. © Thomas Kretschel

Wie ist es ihr nach diesem großen Auftritt vor über 23  000 Zuschauern – der auch im Fernsehen übertragen wurde – ergangen? „Ich konnte einige neue Erfahrungen mitnehmen und habe viele Eindrücke vom Showgeschäft bekommen“, fasst Anna-Maria zusammen. Die abendliche Organisation des gigantischen Stadionkonzertes und die kurzfristigen Änderungen des Programms wegen der Absage des Star-Geigers bekam sie live mit. Vor allem behielt sie die Nerven. „Ich bin froh, diese Anfrage angenommen zu haben, denn so eine große Chance bekomme ich so schnell nicht wieder“, ist sich die Studentin der Musikhochschule bewusst.


Gab es schon weitere Auftrittsanfragen? „Nein, erstmal geht mein Studium ganz normal weiter – ich bin inzwischen im fünften Semester“, sagt Anna-Maria Reiß. Weitere Auftritte außerhalb der Dresdner Musikhochschule habe sie in nächster Zeit erstmal nicht.

„Aber ich habe viele schöne Rückmeldungen bekommen, die mich sehr gefreut haben“, sagt die Tochter von Jutta und Dr. Robert Reiß – ebenfalls sehr musikalische Eltern. Sie wisse nun, dass sie den Sinn des Musikmachens erfüllen konnte: „Durch die Musik habe ich viele Herzen erreicht, und darum geht es ja schließlich, und ich bin sehr glücklich darüber!“

Die junge Künstlerin, die durch das Adventskonzert zum Medienstar geworden ist, hebt also nicht ab und arbeitet fleißig weiter an ihrer musikalischen Ausbildung. Immerhin hat sie auf ihrem Weg schon einiges vorzuweisen. Sie nahm vor zwei Jahren erfolgreich am europäischen Lions-Musikpreiswettbewerb in Chemnitz teil. Hier maß sie sich mit Nachwuchstalenten aus anderen Ländern. Mit 14 qualifizierte sich Violinistin Anna-Maria bis zum Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“. 2012 gehörte die damals 17-Jährige schon zu den besten 100 jungen Musikern Deutschlands. Denn sie durfte mit dem Bundesjugendorchester – einem der besten Jugendkapellen weltweit – in Italien und China auftreten. Diesen ständig wechselnden Klangkörper gibt es seit 1969, gegründet vom Deutschen Musikrat. Er interpretiert anspruchsvolle Stücke. Durch ein gutes Probespiel konnte sich die junge Geißlitzerin dafür qualifizieren – als eine von vier Schülern vom sächsischen Landesgymnasium für Musik Dresden.


Ihre Hingabe zur Musik und dem Instrument sowie ihr Talent verdankt Anna-Maria auch ein Stück weit ihrer Familie. Denn ihr kostbares Instrument, eine 1835 gebaute Geige im Wert eines Kleinwagens, verdankt sie ihren Großeltern. Die junge Musikerin weiß um den materiellen Wert, und um den ideellen. Nicht nur in der Großstadt tritt Anna-Maria Reiß deshalb auf. Mit dem Ensemble ars musica, das ihre Mutter Jutta Reiß leitet, tritt die Geißlitzerin auch in der Großenhainer Region auf. Zudem war sie hier in zahlreichen Musikschulkonzerten zu hören. Seit 16 Jahren spielt Anna-Maria Geige, in der Großenhainer Musik- und Kunstschule machte sie ihre ersten Erfahrungen. Auch auf Schloss Lauterbach trat sie schon auf.