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Fünf Spaten fürs neue Logistikzentrum

Lidl investiert in Radeburg einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Arbeitsplätze werden verlagert.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Radeburg. Montagvormittag an der Autobahn in Radeburg. Ein Bagger bahnt sich holpernd seinen Weg zu einer kleinen planierten Fläche. Dort, wo im Gewerbegebiet Süd die Straßen Zum Wertfeld und An der Autobahn aufeinandertreffen, steht eine große Tafel. Das Baufahrzeug hebt mit seiner Schaufel einen Haufen Erde direkt vor das Schild. Jetzt ist alles bereit für den symbolischen ersten Spatenstich. In einem sonnigen Moment zwischen zwei Graupelschauern geben Radeburgs Bürgermeisterin Michaela Ritter (parteilos), der CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer und die Verantwortlichen der Lidl-Niederlassung Lampertswalde damit den offiziellen Startschuss für den Bau des neuen Logistikzentrums des Discounters.

Gearbeitet wird auf der rund 17 Fußballfelder großen Fläche bereits auf Hochtouren. Denn damit auf dem 115 000 großen Grundstück der Gebäudekomplex mit etwa 42 000 Quadratmetern Geschossfläche errichtet werden kann, sind zunächst gewaltige Materialbewegungen erforderlich. Immerhin ist ein Höhenunterschied von zehn Metern auszugleichen. „Rund 200 000 Kubikmeter Erdreich müssen dafür bewegt werden“, sagt Jens Köhler, Immobilienleiter und Prokurist der Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG in Lampertswalde. Dabei verschwinden mit jeweils einem Teil der Guericke- und Winckelmannstraße sowie der Bayerischen Allee zudem drei Straßen, die in den 1990er-Jahren zwischen den einzelnen Baufeldern des Gewerbegebiets angelegt worden waren. Und auch die Fläche mit dem Grünzug entlang der Gottfried-Schenker-Straße gehört künftig zum Lidl-Areal.

„Das neue Logistikzentrum soll in rund zwölf Monaten Bauzeit entstehen und ab Mitte nächsten Jahres den jetzigen Standort in Lampertswalde ersetzen“, sagt Ralf Liebich, der dortige Geschäftsführer. Auch er und die komplette Verwaltung werden dann in die Zille-Stadt umziehen. Die Höhe der Investition wollte er indes nicht genau beziffern. „Eine Summe im mittleren zweistelligen Millionenbereich.“

Als die Ansiedlung kurz vor Weihnachten 2013 im Radeburger Stadtrat öffentlich verkündet wurde, hatte Jens Köhler eine Investitionssumme von rund 45 Millionen Euro genannt.

Der moderne und fast doppelt so große Logistik- und Verwaltungsstandort in Radeburg schaffe durch seine direkte Lage an der Autobahn Voraussetzungen für kürzere Lieferwege und eine optimierte Versorgung der Filialen. „Zudem entstehen weitere Kapazitäten, um 100 Lidl-Filialen in der Region zukunftsfähig und erfolgreich zu betreiben“, sagt der Geschäftsführer. Er lobt die sehr konstruktive Zusammenarbeit. Vor allem mit der Stadt, aber auch den anderen Behörden. Nur so sei die schnelle Umsetzung des Projekts möglich gewesen. Schließlich liegen zwischen der ersten Kontaktaufnahme im Oktober 2013 und dem Spatenstich nicht viel mehr als zweieinhalb Jahre.

Die Millionen-Investition eingefädelt hatte seinerzeit Michaela Ritter. Sie wusste, dass Lidl auf der Suche nach einem neuen Stadtort war und hatte mit einem Anruf in Lampertswalde das Radeburger Gewerbegebiet ins Gespräch gebracht. Danach ging es Schlag auf Schlag. Bereits im November 2013 fasste der Stadtrat einen Beschluss, den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet entsprechend den Erfordernissen des Investors zu ändern. Im Dezember unterschrieb Jens Köhler mit der Bauland GmbH die Kaufverträge für die drei großen Baufelder. Die noch fehlenden Flächen – die Straßen und der Grünzug – wurden von der Stadt erworben.

„Mit dem Neubau setze Lidl auch auf modernste Technik und Energieeffizienz“, sagte Ralf Liebich. So werden beispielsweise die Anlagen zur Kühlung von Fleisch, Milch- und Tiefkühlprodukte ausschließlich mit natürlichen Kältemitteln betrieben. Durch den Einsatz dieser Technologie arbeite die Kühlung in Radeburg mit weniger Energie als konventionelle Anlagen. Die Abwärme der Aggregate soll, gekoppelt mit einer Wärmepumpentechnik, das Lager und den Verwaltungstrakt heizen und kühlen. Außerdem wird das gesamte Lager, inklusive der Außenanlagen, mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Auf dem Dach wird zudem eine 500-kW-Photovoltaikanlage errichtet.

Wie der Geschäftsführer gestern ebenfalls informierte, hätten alle derzeit 186 Mitarbeiter in Lampertswalde das Angebot angenommen, künftig in Radeburg zu arbeiten. Perspektivisch könnte sich die Zahl am neuen Standort auf bis zu 200 erhöhen. „Das ist aber von der Entwicklung des Filialnetzes abhängig.“

Voraussichtlich im Juni soll der Startschuss für den Bau der geplanten neuen Musterfiliale in der Zille-Stadt fallen. Sie wird gemeinsam mit einem Drogeriemarkt am Standort des jetzigen Markts errichtet.