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Fünf Ideen für ein Mahnmal

An mehr als 300 Opfer des zweiten Weltkrieges soll in Großpostwitz erinnert werden. Wie genau, steht noch nicht fest.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Klassische Steine und Bänke aus Granit oder Stelen aus schwarzem Lamprophyr mit einer Skulptur aus Edelstahl in der Mitte. Eine scheinbar abgebrochene Säule oder verstreut auf der Wiese liegende Steine. Wie soll das Mahnmal aussehen, das in Großpostwitz an die Opfer des zweiten Weltkrieges erinnern soll? Mit dieser Frage wird sich die Gemeinde in den nächsten Wochen befassen.

Eine Idee für das geplante Mahnmal in Großpostwitz: Björn Härting, Obermeister der ostsächsischen Steinmetz-Innung, hat in seinem Modell Stelen aus schwarzem Lamprophyr und eine Skulptur aus Edelstahl kombiniert.Fotos: SZ/Uwe Soeder
Eine Idee für das geplante Mahnmal in Großpostwitz: Björn Härting, Obermeister der ostsächsischen Steinmetz-Innung, hat in seinem Modell Stelen aus schwarzem Lamprophyr und eine Skulptur aus Edelstahl kombiniert.Fotos: SZ/Uwe Soeder © Uwe Soeder
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Auch so könnte es aussehen: Stelen und Bänke aus Granit schlägt Jörg Lienig aus Neukirch vor, eine abgebrochene Säule hat Jörg Ertelt aus Rietschen gezeichnet, Petra Härting aus Bautzen zeigt eine Variante aus Stein und Edelstahl, Markus Mickan aus Stacha
Auch so könnte es aussehen: Stelen und Bänke aus Granit schlägt Jörg Lienig aus Neukirch vor, eine abgebrochene Säule hat Jörg Ertelt aus Rietschen gezeichnet, Petra Härting aus Bautzen zeigt eine Variante aus Stein und Edelstahl, Markus Mickan aus Stacha © Uwe Soeder

Dass ein solches Mahnmal entstehen soll, steht seit längerem fest. Anstoß gab die Initiative der Ortschronisten aus den einzelnen Ortsteilen. Sie haben monatelang akribisch recherchiert, um die Namen derer zusammenzutragen, die in den Wirren des zweiten Weltkrieges ihr Leben lassen mussten. Damit sie auch dann nicht vergessen werden, wenn die Generation, die noch einen Bezug zur damaligen Zeit hat, nicht mehr da ist. Mehr als 300 Namen, zum größten Teil mit Geburts- und Sterbedatum, sind zusammengekommen.

Bald stand fest, dass sie an einem gemeinsamen Ort verewigt werden sollen. „Wir wollten das nicht aufsplitten nach Ortsteilen“, sagt Bürgermeister Frank Lehmann (parteilos). Eine längere Diskussion gab es um den Standort für das Mahnmal. So wurde unter anderem eine Stelle in der Nähe der Soldatengräber vorgeschlagen. Doch Lehmann hält das nicht für optimal. „Das ist eine bestehende Anlage, wie sie nach dem Krieg entstanden ist. Wir sollten dort nicht eingreifen.“ Heute gehe man ja auch anders an die Gestaltung heran. Zumal unter den 300 Namen nicht nur Soldaten sind, die im Krieg gefallen oder in der Gefangenschaft gestorben sind, sondern auch zivile Opfer.

Anfang vorigen Jahres beschloss der Gemeinderat, das Mahnmal auf einer Grünfläche an der Trauerfeierhalle errichten zu lassen. Dort werde es sicher eher wahrgenommen als in einer relativ versteckten Ecke des Friedhofes, findet Lehmann. Doch wie das Mahnmal aussehen könnte, dazu gab es zunächst noch gar keine Vorstellung. Da kam die Initiative der ostsächsischen Steinmetz-Innung gerade recht. Sie startete einen Gestaltungswettbewerb. „Wir wollen unser Handwerk präsentieren“, nennt Innungsobermeister Björn Härting aus Bautzen den Beweggrund. „90 Prozent unserer Arbeit machen nun mal Grabmale aus. Aber wir können noch mehr.“ Den Hinweis seines Berufskollegen Wolfgang Döcke aus Eulowitz, dass in Großpostwitz gerade Ideen für ein Mahnmal gesucht werden, nahm er daher gern auf. Im Winter trafen sich alle, die Gestaltungsvorschläge machen wollten, am geplanten Standort. Dann entwickelte jeder eine Idee. Fünf liegen nun vor. „Das geht in ganz unterschiedliche Richtungen“, sagt Härting. „Wir haben uns ja auch bewusst nicht abgesprochen.“

Er selbst stellt sich in der Mitte der Fläche eine Skulptur aus Edelstahl vor, die mit Licht und Schatten spielt. Auf unterschiedlich hohen Säulen aus schwarzem Soraer Lamprophyr mit davor gehangenen Glasplatten werden die Namen verewigt. Björn Härtings Frau Petra, die sich in seinem Bautzener Handwerksbetrieb auch um die Gestaltung kümmert, hat einen eigenen Vorschlag erarbeitet. Bei ihr trägt die zentrale Edelstahlskulptur die Namen der Ortsteile. Auf vier schwarzen Stelen sind die Namen der Opfer erfasst. Bei beiden sollen Edelstahl und Glas die Verbindung in die heutige moderne Zeit darstellen.

Eine ganz andere Idee hatte Markus Mickan aus Stacha. Er hat sich die teilbaren Erkennungsmarken der Soldaten zum Vorbild für seine Gedenksteine genommen, die verstreut auf der Fläche liegen, um das Chaos des Krieges zu verdeutlichen. Die abgebrochene Säule von Jörg Ertelt aus Rietschen soll den abgebrochenen Lebensweg der Kriegsopfer symbolisieren. Jörg Lienig aus Neukirch hat die Fläche mit Stelen und Bänken aus Lausitzer Granit gestaltet.

Bürgermeister Lehmann freut sich über die vielfältigen Vorschläge. Die Entscheidung, wie das Mahnmal schließlich aussehen soll, will er nicht übers Knie brechen, das müsse reifen. Gemeinderat und Ortschronisten werden sich demnächst damit befassen. Dabei werden auch die Kosten eine Rolle spielen. Noch ist unklar, wie das Mahnmal finanziert wird. Lehmann denkt auch daran, um Spenden zu bitten. Bis zur 70. Wiederkehr des Kriegsendes nächstes Jahr im Mai werde die Realisierung sicher nicht zu schaffen sein. Aber vielleicht bis zum Volkstrauertag im November.