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Füchse werden geschont

Der Chef des Kreisjagdverband Bernd Hänel über vermeintliche Plagen und Aktivitäten zur Nachwuchsgewinnung.

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© Frank Baldauf

Herr Hänel, wann haben Sie Ihren letzten Fuchs geschossen?

In diesem Jahr noch gar keinen. Den Letzten hatte ich im Oktober des vergangenen Jahres erlegt.

In Sadisdorf wurden in letzter Zeit vermehrt Füchse gesichtet. Einem Hühnerhalter haben sie mehrere Hühner gerissen. Auch andernorts wurden vermehrt Füchse gesehen. Sind das die Vorboten einer sich anbahnenden Fuchsplage in unserer Region?

Nein. Und das sehen auch meine Kollegen in der Jägerschaft so, mit denen ich mich zum Thema Fuchs kürzlich unterhalten habe. Wir sind uns einig: Es gibt keine Fuchsplage. Dass nun vermehrt Füchse auftauchen, hängt mit der natürlichen Entwicklung zusammen. Die Jungtiere, die bisher im Bau lebten und von ihrer Mutter versorgt wurden, trauen sich raus. Und weil auch im Osterzgebirge immer weniger Menschen Hühner halten, bekommen die, die es machen, nun öfters Besuch vom Fuchs. Als Jäger können wir nur an die Landwirte appellieren, dass diese ihre Tiere besser schützen.

Darf der Fuchs zurzeit gejagt werden?

Die Jagdzeiten sind gesetzlich vorgeschrieben. Gegenwärtig dürfen nur Jungtiere erlegt werden, ab August auch wieder Alttiere. Die meisten Jäger halten sich aber zurück, da sowohl die Agrarunternehmen als auch die Forstverwaltung darum gebeten haben. Denn Füchse jagen gern Mäuse und von denen gibt es gerade sehr viele.

Und in Städten tauchen immer wieder Füchse auf?

Das stimmt. Der Fuchs folgt dem Menschen, wir Jäger nennen ihn Kulturfolger. Die Tiere suchen in weggeworfenen Essenresten, unter anderem auf Komposthaufen, nach Fressbaren. Deshalb wurden Füchse auch schon Dippoldiswalde aber auch in Großstädten wie Berlin und Dresden gesichtet.

Und was ist zu tun, wenn einem ein Fuchs unter die Räder gerät?

Bei einem Unfall mit Wildtieren ist in Sachsen immer die Polizei zu benachrichtigen. Die Beamten nehmen den Unfall auf und dokumentieren damit, dass es sich um so einen Unfall gehandelt hat.

Das gilt sicher auch für Unfälle mit Waschbären. Die hatten in den letzten Monaten des Öfteren von sich reden gemacht. Gibt es Anzeichen, dass eine Waschbärenplage bevorsteht?

Vor ein paar Tagen hätte man den Eindruck gekommen können. Denn an der Försterei in Beerwalde gingen uns gleich sechs Waschbären in die Falle. Das ist aber ein Einzelfall geblieben. Es gibt Waschbären, aber in unserer Region an keiner Stelle so viele, dass man von einer Plage sprechen könnte.

Um Waschbären los zu werden, holen sich Bürger gern Jäger zur Hilfe. Können die Jäger helfen?

In der Regel schon. Unser Verband ist in der glücklichen Lage, viele Mitglieder zu besitzen. Aktuell sind es 423. Damit sind wir der mitgliederstärkste Verband Sachsens.

Als Vorsitzender könnten Sie rundrum zufrieden sein. Sind Sie es?

Die Zahlen machen stolz. Allerdings ist es auch bei uns so, dass zu wenig junge Leute dazustoßen. Der Altersdurchschnitt liegt aktuell bei 60 Jahren. Bedauerlich ist, dass die meisten Kinder von Grundstückseigentümern und von gestandenen Jägern der Region kein Interesse an der Jagd haben. Bei uns melden sich jetzt eher Rechtsanwälte, Ärzte und Beamte, die in Dresden leben und hier jagen wollen. Wir haben damit aber kein Problem.

Wie wollen Sie die hiesigen jungen Leute für die Jagd interessieren?

Unser Jagdverband bietet ab dem 9. Oktober wieder einen Jagdkurs an. Ich hoffe, dass sich viele daran beteiligen – bisher haben wir zwölf Anmeldungen. Die Erfolgsaussichten, den Kurs zu bestehen, sind nicht schlecht. In den letzten Jahren hatten 86 Prozent der Teilnehmer am Ende einen Jagdschein in der Tasche.

Welche Voraussetzungen sind nötig?

Wer einen Jugend-Jagdschein erwerben möchte, muss mindestens 16 Jahre alt sein. Mit diesem Schein darf der Inhaber in Begleitung eines Erwachsenen jagen. An Gesellschaftsjagden kann er als Jäger aber nicht teilnehmen. Ab 18 Jahren gibt es den „richtigen“ Jagdschein. Zugegeben, billig ist er nicht: Der theoretische Teil kostet 900 Euro, für den praktischen Teil, also das Schießen, verlangen wir um die 300 Euro. Außerdem muss sich der Jäger noch die Ausrüstung kaufen.

Das Gespräch führte Maik Brückner.