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Frust wegen ruhender Baustelle

Auf der Grimmaischen Straße dreht sich kein Rad. Das macht die Anwohner wütend. Wann geht es endlich weiter?

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. An der Lindenallee verkürzen zwei Arbeiter die Treppe, die zum Areal des Bahnhofes führt. Auch die Bäume, die auf dem benachbarten Fußweg standen, sind schon gefällt. Beides sind Vorarbeiten für den Straßenbau, der irgendwann von der Grimmaischen Straße auf der Lindenallee weitergeführt wird. Aber wann?

Seit Ende vergangenen Jahres stehen die Bagger auf dem ersten Bauabschnitt zwischen der Teich- und der Eisenbahnstraße still. Anwohner und Geschäftsleute haben dafür wenig Verständnis. Schließlich war der Winter bisher mild, so dass auch Erdarbeiten möglich wären. Oder?

Torsten Koschinsky, Inhaber des Hotels „Weiße Taube“ hat zwei Vermutungen für die Winterpause: „Entweder die Bauarbeiter setzen Überstunden ab oder die Firmen wollen das Kurzarbeitergeld in Anspruch nehmen.“ Genaue Informationen hat er nicht. Auch glaubt er nicht, dass der Bau bis Ende 2016 abgeschlossen wird, so wie es vorgesehen ist. Zurzeit lebt der Hotelier von der Stammkundschaft und von Gästen, die gezielt kommen. Deren Frust muss vor allem Ehefrau Annett Koschinsky aushalten. Sie lotst die Gäste oft per Telefon zum Hotel. „Die Ausschilderung ist nicht gut. Ohne unsere eigenen Schilder ginge es gar nicht. Aber im Dunkeln sind auch die nicht zu sehen“, sagt sie.

50 Prozent Umsatzeinbuße

Von mindestens 50 Prozent Umsatzeinbuße spricht Toska Matzeik vom Getränkeladen. Sie befürchtet, dass es noch mehr wird, wenn die Baustelle auf den Abschnitt zwischen der Eisenbahnstraße und der Lindenallee weiterrückt. Dann ist das Geschäft das Letzte vor dem Sperrschild. Toska Matzeik nimmt kein Blatt vor den Mund. „Es ist zum Kotzen. Döbeln ist tot“, macht sie ihrem Ärger Luft. Stammkunden kommen noch, und einige lassen sich ihre Getränke jetzt nach Hause liefern. Aber ewig gehe das nicht so weiter.

Kornelia Härtel steht in Anorak und Schal im Lotto- und Bestellcenter. Sie hat die Heizung gedrosselt, den großen Kühlschrank für die Getränke abgeschaltet und sie öffnet täglich eine Stunde weniger. Mehr Möglichkeiten zum Sparen hat sie nicht. Ihr sind allein 30 Prozent der Lotto-Stammkunden weggeblieben. „Es ist eine Schweinerei, dass keiner an uns denkt.“Sogar im Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) habe sie sich erkundigt und dort die Auskunft erhalten, dass sie einen Antrag auf Entschädigung stellen könne. Da sich ihr Geschäft aber nicht in der Baustelle befindet, werde sie wohl keine bekommen. „Wir kämpfen weiter“, sagt sie.

Alles nur Gerüchte

Die Kunden des Blumenecks am Sternplatz haben die Auswahl zwischen vielen bunten Sträußen. Doch die Menge täuscht. Inhaberin Michaela Cyliax verweist auf den Valentinstag. „Ich hoffe, dass er etwas bringt.“ Auch sie kämpft mit starken Umsatzeinbußen. Die Kunden aus den Dörfern fehlen. „Aber ich halte durch“, sagt sie und bezeichnet die Pause auf der Baustelle als unnütz verstrichene Zeit.

Über den Grund des Stillstandes gibt es bei den Geschäftsleuten, Kunden und Anwohnern nur Gerüchte. Die einen haben von Rohren gehört, die tiefer gelegt werden müssen, andere von fehlenden Plänen, so dass unklar ist, wo die Rohre überhaupt verlaufen und deshalb nicht weitergearbeitet werden kann.

Nach Informationen des DA sind die Trink- und Abwasserrohre sowie die Strom- und Gasleitungen zwischen der Teich- und der Eisenbahnstraße bereits komplett verlegt. Zu den Grundstücken wurden provisorische Zufahrten gebaut. „Der milde Winter ist ja für die Bauunternehmen leider nicht planbar“, erklärt Isabel Siebert, Pressesprecherin des Lasuv auf Anfrage. Deshalb müssten die Firmen auch in den kommenden Wochen weiter damit rechnen, dass es nochmal kalt wird. „Mitten im kalendarischen Winter ein Bauvorhaben wiederaufzunehmen, mit dem Risiko, direkt nach ein paar Tagen die Baustelle wegen Wintereinbruchs nochmal zumachen zu müssen, das kann sich kein Unternehmen leisten“, so Siebert. Ende kommender Woche werde es eine Baubesprechung geben, in der über das weitere Vorgehen beraten wird.

Definitiv werde der jetzige Abschnitt erst abgeschlossen, bevor es ab der Eisenbahnstraße in Richtung Lindenallee weitergehe. Damit werde den Anliegern dann von der Zschepplitzer Straße aus eine Zufahrt zu ihren Grundstücken ermöglicht.