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Frust über Buslinie am Jägerpark

Fahrgäste klagen über Taktzeiten und die schlechte Anbindung in die Neustadt. Dabei gäbe es dafür eine ganz einfache Lösung.

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© Sven Ellger

Von Ulrike Kirsten

Schnell und unkompliziert den Bus ins Zentrum nehmen, das bleibt für die Anwohner am Jägerpark weiter ein unerfüllter Wunsch. Der Frust und die Enttäuschung über die schlechte Anbindung sind noch immer groß, seit die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) vor zwei Jahren mit Eröffnung der Waldschlößchenbrücke die Linie 74 in Betrieb nahmen. Diese fährt vom Jägerpark/Mathias-Oeder-Straße in einer Schleife zur Marienallee. Dort wenden die Busse und fahren über die Arno-Holz- und Stauffenbergallee wieder zurück zum Jägerpark. Damit ist die 74 nur ein Zubringer für die 64, die zwischen Reick und Kaditz pendelt, die Neustadt mit dem Uniklinikum und dem Großen Garten verbindet.

„Wir leben sehr gern hier. Aber wegen der schlechten Busanbindung überlegen wir uns jeden Weg genau“, sagt Rosana Seifert. Die dreifache Mutter hat kein Auto und ist auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Wenn sie sich mit ihren Freunden auf dem Spielplatz vor ihrem Wohnblock am Jägerpark trifft, gibt es deshalb nur ein Thema: die Linie 74. „Würde der Bus öfter fahren, wäre das eine Erleichterung“, sagt die 34-Jährige. Bisher kommen die Busse in der Woche alle 20 bis 30 Minuten, die erste Fahrt startet an Wochentagen 5.26 Uhr, die letzte um 20.22 Uhr.

Anruflinientaxi könnte helfen

An Sonn- und Feiertagen ist die Situation noch schlechter, der erste Bus kommt erst 11.52 Uhr. „Unvorhergesehenes darf dann nicht passieren“, sagt Romy Berger, die ebenfalls am Jägerpark wohnt und mit Rosana Seifert befreundet ist. Als sich ihr vierjähriger Sohn vor Kurzem den Ellenbogen beim Spielen brach, geschah das außerhalb der Fahrtzeiten. „Wir mussten erst jemanden finden, der uns ins Krankenhaus fährt. Sonst hätten wir erst eineinhalb Kilometer zum Waldschlößchen laufen müssen, um in die 64 einzusteigen. Mit einem weinenden Kind, das Schmerzen hat, ist das schwer zu bewerkstelligen.“

Unterstützung haben die Anwohner der Radeberger Vorstadt zuletzt vom Neustädter Ortsbeirat erhalten. Der setzt sich vehement für eine bessere Anbindung des Jägerparks an den öffentlichen Nahverkehr ein. „Die Forderung nach einer attraktiveren öffentlichen Verkehrsanbindung des Jägerparks an die Neustadt wird seit Ende der 90er-Jahre diskutiert“, sagt Tina Siebeneicher (Grüne). „Doch noch immer muss man mehrfach umsteigen oder einen längeren Fußweg zurücklegen, um zur nächsten Haltestelle am Waldschlößchen oder der Fischhausstraße zu kommen.“ Die Ortsbeiräte erwarten nun, dass die Stadt mit der DVB zügig für eine bessere Anbindung des Jägerparks sorgt.

Unterdessen sind das nicht die einzigen Probleme der Anwohner. Der Fußweg zur Haltestelle Mathias-Oeder-Straße ist schlecht beleuchtet und in einem miserablen Zustand. Gerade für Schulkinder ist das gefährlich. „Ich arbeite in Schichten. Wenn ich nachts nach Hause komme, ist es hier zappenduster“, sagt Heiko Burckhardt. Die Stadt bestätigt den schlechten Zustand, will den aber bald beheben. „Die Planung für den Ausbau ist fast abgeschlossen, die Finanzierung gesichert. Noch sind aber eigentumsrechtliche Fragen zu klären“, sagt Baubürgermeister Jörn Marx (CDU).

Dennoch halten die Anwohner an ihrem Wunsch fest, die Linie 74 besser an den übrigen öffentlichen Verkehr anzubinden. „Man könnte die Linie 74 bis zur Stauffenbergallee verlängern. Damit würde die DVB gleichzeitig eine Anbindung zur Polizei schaffen“, sagt Heiko Burckhardt. Er lebt ebenfalls im Wohngebiet am Ende der Straße Am Jägerpark. Würde die Linie verlängert, müssten die Busse zudem nicht mehr in der Marienallee halten. Dafür hatte die Stadt extra ein einseitiges Parkverbot eingerichtet. Von Vorteil wäre das nicht nur für die dort ansässige Waldorfschule. Auch die Anwohner des Preußischen Viertels könnten davon profitieren, der Schleichverkehr im Wohngebiet eingedämmt werden.

Auf Dauer möchte das auch die Stadt. „Eine Weiterführung der Buslinie 74 zur Stauffenbergallee-West ist vorgesehen, wenn dieser Abschnitt der Stauffenbergallee saniert ist“, so Marx. Denn bisher können die DVB mit ihren Bussen dort nicht langfahren. „Wir würden unsere Fahrzeuge beschädigen. Das geht erst, wenn dieser Teil ausgebaut ist“, sagt Falk Lösch, Sprecher der DVB. Das langfristige Ziel der Verkehrsbetriebe sei es, die Linie 74 mit der heutigen 76 zu verknüpfen. „Damit wäre die Verbindung zur Königsbrücker Straße, zur Polizei, zur JVA und zum Haltepunkt Pieschen hergestellt. Das würde neue Fahrgäste anlocken, was die Sache wirtschaftlich interessant darstellt.“

Mit durchschnittlich 900 Fahrgästen werktags, 429 sonnabends und 240 sonntags gehört die Linie 74 bisher jedoch nicht zu den nachfragestärksten Linien. Deshalb sieht Lösch nur wenige Chancen für Wegänderungen oder Taktverdichtungen. „Man könnte zusätzliche Busse einsetzen, Einsatzzeiten verlängern oder den Takt verdichten. Aber je weniger Leute mitfahren, desto mehr müssen die zusätzlichen Kosten kompensiert werden“, so Lösch. „Die Mittel der Stadt sind diesbezüglich begrenzt. Deshalb bestellt sie mit dem vorhandenen Geld lieber Fahrten, bei denen die Nachfrage deutlich größer ist.“

Ganz hoffnungslos ist die Situation aber nicht. „Falls die Nachfrage im Jägerpark groß genug sein sollte, werden wir über ein Anruflinientaxi zu bestimmten Zeiten nachdenken. Aber dafür gibt es bisher keinen ausreichenden Bedarf. Uns sind lediglich Einzelwünsche bekannt“, so Lösch.