Merken

Frust am Fahrkartenautomaten

Seit Sommer 2016 sollten 145 moderne Automaten in Dresden in Betrieb sein und den Fahrkartenkauf vereinfachen. Doch die DVB sind mit den Geräten nicht zufrieden.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sven Ellger

Von Christoph Springer

Längst sollten die neuen Automaten in Betrieb sein. 145 Stück, ausgerüstet mit berührungsempfindlichen Bildschirmen und fit für bis zu sieben Sprachen sowie alle denkbaren Bezahlvarianten, vom Hartgeld bis zur Kreditkarte. Doch die zweite Generation Fahrkartenautomaten lässt auf sich warten, voraussichtlich noch bis zum Sommer. Reiner Zieschank, bis Ende 2015 Vorstand der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), ging vor eineinhalb Jahren noch davon aus, dass die ersten neuen Geräte im Juni 2016 in Betrieb gehen könnten. Daraus wurde nichts.

Andreas Gawalek ist inzwischen sehr viel vorsichtiger. „Das ist ein sehr komplexes Konstrukt“, verteidigt der DVB-Abteilungsleiter für Marketing und Vertrieb die Anforderungen an die Geräte, die der Automatenhersteller ICA aus Dortmund liefern soll. Knackpunkt sei die Software. „Man muss viele Dinge miteinander verknüpfen“, sagt Gawalek. Dazu gehören unter anderem Tarifdaten, Ortsinformationen und Uhrzeiten. Die Automaten sollen damit klarkommen, dass ein Kunde eine bestimmte Fahrkarte kaufen will und sie sollen auch ein passendes Ticket anbieten, wenn der Fahrgast nur Start- und Zielpunkt eingibt. „Wir testen so lange, bis wir sicher sind, dass wir die Automaten den Dresdnern anbieten können“, sagt Gawalek. Auf einen konkreten Einführungstermin mag er sich schon lange nicht mehr festlegen. Nur so viel: 2017 sollen sie auf jeden Fall kommen. „Wir machen Fortschritte“, so der Chef für den DVB-Fahrkartenverkauf. Bis zum Sommer sollen die ersten acht Automaten in Betrieb sein. Wo sie stehen sollen, ist noch nicht entschieden. Es werden aber Orte mit viel DVB-Kundschaft sein. Der Postplatz, der Pirnaische Platz, der Albertplatz, der Wiener Platz und der Straßburger Platz kommen dafür infrage.

Hinter den Kulissen knirscht es im Getriebe zwischen den DVB und dem Automatenhersteller. „Wir haben Ärger mit unserem Lieferanten“, räumt Gawalek ein und vermutet, die Firma aus Dortmund konnte nicht termingerecht liefern, weil sie „sehr gut ausgelastet“ ist. Im Klartext heißt das, ICA hat sich womöglich übernommen. An Regressforderungen mag Gawalek trotz des Zeitverzugs nicht denken. „Das wird ein wirklich schöner Automat, der verspricht ein gutes Produkt zu werden“, ist der Centerleiter überzeugt. „Wir sind nicht erfreut, aber wir arbeiten mit dem Hersteller sehr intensiv zusammen“, beschreibt er das Verhältnis zwischen den DVB und dem Unternehmen aus dem Ruhrgebiet. Über alles Weitere soll erst verhandelt werden, wenn die Geräte in Betrieb sind.

Die Verkehrsbetriebe haben 150 neue Fahrscheinautomaten bestellt. Sie sollen die derzeit genutzten Geräte ersetzen, die mittlerweile mehr als 20 Jahre alt sind und für die die Ersatzteilbeschaffung immer schwieriger wird. Blechtrottel heißen sie bei Insidern, weil sie technisch längst überholt sind.

Die neuen Geräte kosten 4,9 Millionen Euro. Der Freistaat fördert ihre Anschaffung mit 3,6 Millionen Euro. 145 Geräte sollen im Stadtgebiet aufgestellt werden, fünf weitere wollen die DVB als Reserve bereithalten. Die neuen Fahrkartenautomaten sollen allerdings nicht überall alte Geräte ersetzen. Wo kaum Tickets gefragt waren, soll es künftig keine Automaten mehr geben. Das gilt zum Beispiel für die Haltestellen Angelikastraße (Linien 11 und 74) und Johannisfriedhof (Linien 4 und 6). Neue Standorte auf der DVB-Automatenkarte sollen die Haltestellen Karcherallee (Linien 1, 2 und 63), Alaunplatz (Linie 13) und Diakonissenkrankenhaus (Linie 11) werden.

Nachdem die Verkehrsbetriebe monatelang einen der neuen Automaten in der Firmenzentrale an der Trachenberger Straße getestet haben, läuft jetzt ein Härtetest im Freien. Das Gerät steht auf dem Gelände hinter dem Verwaltungsgebäude und soll beweisen, dass es auch bei Frost und Schnee funktioniert. Dazu müssen Gawaleks Mitarbeiter den Automaten immer wieder ausprobieren – bis die Maschine gezeigt hat, dass sie kann, was sie soll.