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Früher Waffen, heute Maschinen

Die Mechanischen Werkstätten in Königswartha schauen auf eine 75-jährige Geschichte zurück. Die birgt viele Geheimnisse.

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© Uwe Soeder

Von Nancy Riegel

Der Weg zu den Mechanischen Werkstätten (MWK) führt nicht nur durch den Wald, sondern auch vorbei an alten Bunkern. Sie verraten, was zu DDR-Zeiten streng geheim war: Das Unternehmen war bis zur Wende ein Rüstungsbetrieb. Patronen und Raketen wurden auf dem Gelände westlich von Königswartha nicht nur hergestellt, sondern auch getestet. Mit der Wende kam die Abrüstung und damit auch die Schließung des Werks. Seit 2010 läuft die Produktion wieder. Nicht von Munition, sondern von Maschinen. Die Bunker nutzt man jetzt als Lager.

Manches ist geheim

Fragt man Geschäftsführer Gunter Niemtschke, was genau in den sechs Werkhallen produziert wird, darf er keine präzise Antwort geben. „Wir fertigen Ersatzteile für die Verteidigungs- und Wehrtechnik, beispielsweise für Fahrzeuge. Was genau, steht unter Geheimschutz des Militärs.“ Etwas darf Niemtschke dann aber doch verraten. Das Unternehmen hat sich auf die Blechverarbeitung und auf computergestützte Maschinentechnik spezialisiert. Die MWK produzieren unter anderem thermische Geräte wie Kühlschränke und Herde für die Marine und zivile Schiffe. Außerdem statten die Werkstätten Fabriken und Großküchen aus.

Obwohl die MWK mit der Wende die Munitionsproduktion einstellten, glauben immer noch einige Menschen, dass in Königswartha Bomben und Waffen hergestellt werden, wie Bodo Pflugner erzählt. Zusammen mit Günter Kühn leitete er das Unternehmen ab 1989. „Wir waren zu dieser Zeit bemüht, die Wende im Werk herbeizuführen. Statt Patronen zu bauen, nahmen die Arbeiter sie nun wieder auseinander“, so Pflugner. Der ehemalige VEB ging 1990 in die Treuhand über. Zwei Jahre später kaufte der amerikanische Investor General Atomics die Werke. Ein Name, der bei den Einwohnern von Königswartha Bedenken auslöste.

Angst vor Atommüll

„Sie dachten, dass auf dem Gelände Atommüll gelagert werden soll. Sie protestierten außerdem gegen die Errichtung einer Vernichtungsanlage, indem alte Munition verbrannt wird“, erinnert sich Günter Kühn. Der Widerstand zeigte Wirkung: Der Gemeinderat lehnte den Aufbau der Anlage ab. Das bedeutete das Ende für die Werkstätten und ihre 1 000 Mitarbeiter.

Dass die Firma 2010 wiederbelebt wurde, lag in den Händen der Kluge GmbH. Diese wurde vor 20 Jahren gegründet. Seitdem ist Gunter Niemtschke ihr Geschäftsführer. Kluge und die Mechanischen Werkstätten sind verbundene Unternehmen, die sich die Arbeitsfläche im Gewerbegebiet in Königswartha teilen. Als sich die Aufträge häuften, entschied sich die Geschäftsleitung, einen Teil der Arbeit auszulagern und die MWK als Betrieb für den Sondermaschinenbau wiederzubeleben. „Die Mechanischen Werkstätten hatten früher einen guten Ruf. Das wollten wir nutzen, um die Produktion der beiden Firmen voranzutreiben“, erklärt Niemtschke.

Bewerber fehlen

Heute arbeiten insgesamt 100 Angestellte in sechs Werkhallen. Unter ihnen sind auch Ingenieure, die neue Produkte entwickeln. Auszubildende gibt es seit drei Jahren nicht mehr. „Obwohl wir gerne welche hätten“, sagt Niemtschke. Die Firma könnte junge Menschen als Mechatroniker oder Blechschweißer ausbilden. Doch qualifizierte Bewerber fehlen.

Das Unternehmen entwickelt ständig neue Produkte. Weil das Gebiet rund um das Schwarzwasser in den letzten Jahren häufiger von Hochwasser betroffen war, kam den Werkstätten die Idee, eine mobile Abfüllanlage für Sandsäcke zu entwickeln. Diese soll vor allem in kleinen Ortschaften zur Anwendung kommen, wo die Manneskraft nicht ausreicht, um das Wasser schnell in den Griff zu bekommen. Das Konzept kam in den Gemeinden zwar gut an, doch noch fehlt das Geld. „Das fließt immer erst dann, wenn das Wasser wieder hoch steht“, so Bodo Pflugner.