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Frostschutz fürs Gemüse

Die Gärtnereien betreiben viel Aufwand, um ihre Kulturen durch die eisigen Nächte zu retten. Sie hoffen noch auf eine gute Pflanzsaison.

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© Daniel Schäfer

Von Ulrike Keller

Radebeul/Coswig. Zwei Lagen Gartenvlies hat Dorothea Münch über den Salat in der Erde gezogen. Und das, obwohl die kleinen grünen Köpfe in einem Folienzelt wachsen. Doch gegen die Minusgrade dieser Tage kann ein Folienzelt allein nicht ausreichend schützen. Nicht, wenn es um Salat, Kohlrabi, Rettich und Blumenkohl geht. „Das ist kein Wintergemüse, sondern Gemüse, das erfrieren kann“, erklärt Dorothea Münch. „Und das darf nicht passieren“, betont die Inhaberin des Gartenbaubetriebs Kießlich in Radebeul.

Schon als die Wetterprognosen eindeutig wurden, schob ihr Team rasch einen Sondereinsatz ein. Um weiterhin eigenes Wintergemüse auf dem Hof in Altzitzschewig anbieten zu können, holte es noch einen kleinen Vorrat an Porree und Rosenkohl vom Feld und lagerte die Ernte frostfrei ein. Danach deckte es am Donnerstag sämtliche Flächen mit Vlies ab, einem dünnen Gewebe, das Feuchtigkeit durchlässt und für wenige Tage etwa zwei Grad Celsius pro Stofflage puffern kann. Der Knoblauch-Schnittlauch, der längst in Kübeln draußen stand, wurde wieder dick eingepackt. Für das Überleben der winzigen Nelkenpflänzchen in einem Folienzelt sorgt sogar eine Heizung.

Den Kleingärtnern rät Dorothea Münch, Kübel und Schalen nachts ins Haus zu nehmen. Um Beete abzudecken, eignen sich nach ihrer Erfahrung auch ausrangierte Bettlaken und Handtücher. „Auf einem Frühbeetkasten langt eine alte Steppdecke vollkommen zu“, so die Gärtnerin. „Das Gefährliche ist Barfrost“, sagt sie. „Schnee wärmt.“ Auf dem Hof tragen Krokusse und Narzissen weiße Hauben aus Schnee. Die Frühblüher vertragen die Temperaturen ohnehin, doch um fürs Gemüse im Freiland als Schutz zu wirken, müsste die weiße Pracht höher liegen. Dennoch will Dorothea Münch nicht dramatisieren: „Kälte gehört zum Frühjahr dazu“, unterstreicht sie.

Andreas Hellenberg vom Coswiger Gartenbaubetrieb Ernst Risse hält die jetzige Situation in einem Punkt für ungewöhnlich. „Dass man so spät noch einmal so lange Zeit Dauerfrost hat, das hat es hier die vergangenen 25 Jahre nicht gegeben“, sagt er. Die auf Kamelien, Azaleen, Heide und Eriken spezialisierte Gärtnerei kultiviert das Allermeiste im Gewächshaus. Die anhaltenden Minusgrade führen zu erhöhten Heizkosten. Besonderen Aufwand musste das Unternehmen für seine Schneeheide betreiben. Diese steht zurzeit in kleinen Töpfen draußen. „Damit sind die Pflanzen empfindlicher“, erklärt Andreas Hellenberg. „Friert der Topf von der Seite zu, vertrocknet die Pflanze.“ Deshalb hat die Gärtnerei die Fläche von etwa 1000 Quadratmetern mit Vlies geschützt. Erst vor zwei Wochen hatten die Mitarbeiter den Bereich aufgedeckt, als der Verkauf losging. Doch durch die Kälte halten sich die Kunden zurück. Die Pflanzsaison ist ins Stocken geraten. Das berichten auch andere Betriebe. „Es sind nur noch 14 Tage bis Ostern“, sagt Karsten Damme, Chef der gleichnamigen Gärtnerei im Coswiger Ortsteil Sörnewitz. „Bis Ostern wollen die Leute draußen gepflanzt haben.“ Lothar Türke von der Gärtnerei Türke beobachtet, dass die Leute und auch die Großhändler bereits in den Startlöchern stehen. „Für die Branche ist es noch nicht zu spät, wenn der Frühling bald zurückkommt“, sagt er als einer der beiden Gesellschafter des Radebeuler Unternehmens. In den Gewächshäusern warten noch über 100 000 Stiefmütterchen auf Abnehmer.