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Friseure einigen sich auf Mindestlohn

Kaum hat die größte deutsche Haarschneidekette Klier einen Lohnversuch gestartet, sagen die Innungen 6,50 Euro pro Stunde zu. Doch das gilt nicht sofort.

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Dresden. Rascher als gedacht: Schon bei der ersten Verhandlungsrunde haben sich die Friseur-Verbände gestern mit der Gewerkschaft Verdi auf einen Mindestlohn geeinigt. Noch vor zwei Wochen hatte Dresdens Innungs-Obermeister Rudolf Rehn eine solche Lösung ausgeschlossen – und Friseurinnen in der Landeshauptstadt sagten der SZ, einen Mindestlohn würden sie wohl nicht mehr erleben.

Doch nun sind 6,50 Euro Stundenlohn ab August dieses Jahres in Ostdeutschland in Sicht, im Westen 7,50 Euro. Zwei Jahre später sollen bundesweit einheitlich 8,50 Euro gezahlt werden. Rainer Röhr als Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks sagte, so bekämen die Betriebe bessere Mitarbeiter, und das Handwerk könne sich besser entwickeln. Doch es werde auch „wirtschaftliche Probleme“ geben. Der Dresdner Obermeister Rehn hatte die Ansicht vertreten, seine Kollegen im Grenzland könnten sich solche Löhne nicht leisten. In Sachsen sind laut Tarifvertrag 4,69 Euro Stundenlohn verbreitet. Manche Friseurinnen bekommen zusätzlich Hartz IV oder arbeiten einen Teil ihrer Dienstzeit schwarz.

Vor wenigen Wochen hatte Deutschlands größte Friseurkette einen Versuch gestartet: Inhaber Michael Klier kündigte in Wolfsburg an, in zwölf seiner ostdeutschen Salons für ein halbes Jahr die Löhne zu erhöhen – und die Preise. Damit wollte er feststellen, ob die Kunden die Arbeit honorieren oder zur Billigkonkurrenz wechseln.

Bis Ende Juni soll der neue Tarifvertrag von allen Seiten unterschrieben sein. Formal gilt er nur für Innungsbetriebe und Gewerkschaftsmitglieder. Die Verbände wollen aber beantragen, dass der Vertrag vom Bundesarbeitsministerium für allgemeinverbindlich erklärt wird. (dpa/SZ/mz)