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Frischfleisch als Hundeköder?

An der Plattenstraße nach Eichgraben sind verdächtige Stücke entdeckt worden. Das lässt alte Gerüchte aufflammen.

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© dpa

Von Jan Lange

Wenn Camillo mit seinem Hund Gassi geht, dann passt er genau auf, wenn sein Vierbeiner etwas am Wegesrand entdeckt und womöglich fressen will. Denn der Olbersdorfer, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte, hat vor einigen Tagen verdächtigte Fleischstücken an der Plattenstraße nach Eichgraben entdeckt.

Fast täglich läuft er dort mit seinem Vierbeiner entlang. Es habe sich um rohes Fleisch gehandelt, das noch nicht lange dort lag, berichtet der Hundebesitzer. Das Fleisch sei noch nicht gefroren gewesen und könne deshalb erst wenige Stunden zuvor an der Stelle abgelegt worden sein, ist sich Camillo sicher.

Wilde Abfälle können es nicht gewesen sein, meint der Olbersdorfer. Denn die Fleischstücken lagen teilweise unterm Schnee. „Zu diesem Zeitpunkt hatte es mehrere Tage nicht geschneit“, sagt der Hundehalter. Das Fleisch müsse also gezielt unter der weißen Pracht verbuddelt worden sein, vermutet Camillo.

Er schließt auch aus, dass jemand wilde Tiere damit füttern wollte. Denn dann lege man das Fleisch fünf bis sechs Meter vom Weg entfernt ab. In dem Fall lag es jedoch direkt an der Plattenstraße, die vom Landratsamt nach Eichgraben führt. Er habe das Fleisch sofort entsorgt. Und über die Facebook-Gruppe „Hundefreunde Zittau und Umgebung“ andere Halter gewarnt. Sie sollten Obacht geben, ihre Vierbeiner an die Leine nehmen und die Strecke meiden.

Er selbst ist aber nach eigener Aussage am nächsten Tag wieder auf der Plattenstraße mit seinem Hund Gassi gegangen. Seine Dogge habe an der gleichen Stelle wie am Vortag gewühlt. Zum Glück hätten keine Fleischstücken mehr dort gelegen. Auch an den folgenden Tagen ist dem Olbersdorfer nichts mehr aufgefallen. Mit Ausnahme von Bioabfällen und Trockenfutter, das vor gut einer Woche hingeworfen wurde.

Die entdeckten Frischfleisch-Stücke lassen alte Gerüchte neu aufflammen: Werden in Zittau gezielt Giftköder für Vierbeiner ausgelegt? Schon vor Jahren wurde von mehreren Vorfällen berichtet. Vor einigen Monaten machte dann das Gerücht die Runde, dass in der Parkanlage am Zittauer Stadtring, zwischen der Aral-Tankstelle und der Hochschule, vergiftete Köder herumliegen sollen. Die Verdächtigungen kursierten insbesondere im Internet und in den sozialen Netzwerken.

Die Polizeidirektion Görlitz erhielt am 31. Oktober vorigen Jahres Kenntnis von einem derartigen Sachverhalt, teilt Pressesprecher Thomas Knaup auf SZ-Anfrage mit. Demnach wurde an der Goldbachstraße in Zittau ein mutmaßlich vergifteter Köder gemeldet. „Nachdem der Hund eines damals 55-jährigen Zittauers binnen kurzer Zeit verstorben war, vermutete der Mann eine Vergiftung. Eine Obduktion des Tieres zeigte aber, dass der Hund an einem anderen medizinischen Leiden verstorben war. Die Vermutung einer Vergiftung bewahrheitete sich nicht“, fasst Thomas Knaup den damaligen Vorfall zusammen.

In den zurückliegenden zwei Wochen hat die Polizei keine Kenntnis über mutmaßlich vergiftete Köder in Zittau erhalten, informiert Knaup weiter. Aus Sicht der Polizei bestehe kein Grund zur Besorgnis. Vielmehr gilt es für die Hundehalter, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht verrückt machen zu lassen, findet der Polizeisprecher. Die Hundehalter sollten kontrollieren, wo ihr Vierbeiner herumbuddelt. Ein Rat, den Camillo beherzigt: Er schaut ganz genau hin, wenn sein Hund etwas am Wegesrand entdeckt.