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Frische Wolfsspuren im Bielatal

Ein Förster hat nahe der Ottomühle in Rosenthal-Bielatal einen Wolf und dessen Spuren gesehen. Er ist nicht der Einzige.

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© dpa

Von Christian Eißner, Mareike Huisinga und Gunnar Klehm

Rosenthal-Bielatal. Den 10. April wird Christian Schmidt, Revierförster an der Ottomühle, nicht vergessen. Gegen 11 Uhr fuhr er mit einem Arbeiter in den Schaftwald nahe der Ottomühle, um eine Baumaßnahme abzusprechen. „Plötzlich sah ich auf einer Schneise einen Wolf“, berichtet Schmidt. „Das Tier stand in einer Entfernung von etwa 40 Metern ruhig da und beobachtete uns, um abzuwägen, ob Gefahr droht.“ Nach kurzer Zeit verschwand der Wolf wieder im Unterholz. Allerdings hatte Christian Schmidt noch genug Zeit, um mit seinem Handy ein Foto zu machen. Seiner Einschätzung nach handelte es sich um ein älteres männliches Tier. Was ist das für ein Gefühl, so nah einem Wolf zu begegnen? „Angst hatte ich nicht, wir saßen ja im Auto, aber es war schon eine besondere Begegnung“, sagt der Revierförster.

Diese verschmierte Spur hat der Wolf hinterlassen, den der Revierförster am 10.April nahe der Ottomühle im Bielatal gesehen hat.
Diese verschmierte Spur hat der Wolf hinterlassen, den der Revierförster am 10.April nahe der Ottomühle im Bielatal gesehen hat. © Sachsenforst
Das Foto ist eine Woche später in dem Waldgebiet entstanden.
Das Foto ist eine Woche später in dem Waldgebiet entstanden. © Hartmut Landgraf/Sandsteinblogger

Dann fotografierte er auf der aufgeweichten Holzrückegasse noch eine der Spuren. Die waren allerdings ziemlich verschmiert. Auch das Handyfoto ist mehr ein Suchbild als ein eindeutiger Beweis dafür, dass ein Wolf in dem Revier lebt. Dennoch sind es die ersten „Beweisstücke“ aus dem linkselbischen Gebiet, die der Forstbezirk Neustadt jetzt offiziell an das Kontaktbüro Lupus zur Begutachtung geschickt hat. Aufgrund der Pfotenabdrücke lasse sich nicht eindeutig sagen, ob es sie von einem Wolf oder einem Hund stammen, sagt Jana Endel vom Wolfsbüro. Allerdings sei es durchaus wahrscheinlich, dass sich ein Wolf in der linkselbischen Sächsischen Schweiz aufhält, da es hier ausreichend Beutetiere und Rückzugsbereiche gibt.

Warum der Förster keine klare Spur gefunden hat, obwohl er nur Sekunden nach dem mutmaßlichen Wolf an der Stelle war, hat wahrscheinlich damit zu tun, dass Wölfe in der Regel mit ihren Hinterläufen in die Spuren der Vorderläufe treten. Es sei denn, sie sind schnell unterwegs. Das war den Beobachtungen von Christian Schmidt zufolge aber nicht der Fall.

Dass sich tatsächlich ein Wolf in dem Waldgebiet aufhalten könnte, wird nun von einer weiteren Spur untermauert. Die haben Kartograf Rolf Böhm und Sandsteinblogger Hartmut Landgraf vergangenen Sonntag entdeckt. Beide waren sechs Tage lang in teilweise unwegsamem Gelände unterwegs, um die Route des künftigen Wanderwegs „Forststeig“ zu testen, den der Sachsenforst im linkselbischen Elbsandsteingebirge einrichten möchte.

Die Wolfsspur sei eine schöne Entdeckung auf der Tour gewesen, aber wirklich überrascht es die beiden nicht, dass der Wolf in dem großen Waldgebiet unterwegs ist, durch das der Forststeig führen soll. „Gerüchte gab es ja schon lange“, sagt Hartmut Landgraf. Die Spur ist nach seiner Einschätzung ziemlich eindeutig einem Wolf zuzuordnen: „Acht Zentimeter lang von der Ferse bis zu den Krallen und der für Wölfe typische geradlinige Gang.“

Sicher nachgewiesen ist der Wolf in der Sächsischen Schweiz bisher nur rechtselbisch im Hohwald. Ist er im Bielatal nur durchgezogen oder siedelt er sich an? Diese Frage kann im Moment keiner beantworten. Der Bürgermeister von Rosenthal-Bielatal, Gebhard Moritz (CDU), sieht es erst mal gelassen. „Einfluss haben wir als Kommune ja sowieso nicht“, sagt er. Brauchen würde man den Wolf jedenfalls nicht.

Dass die Spuren ausgerechnet nahe der Ottomühle entdeckt wurden, überrascht allerdings. Dort gibt es zahlreiche Wanderwege, und Wölfe sind scheu. Aufgrund des schlechten Wetters waren im April allerdings noch nicht so viele Wanderer wie üblich unterwegs. Das Forstrevier Ottomühle jedenfalls kommt dem natürlichen Lebensraum von Wölfen recht nahe. Zwischen Schöna, Rosenthal und Cunnersdorf gibt es ausgedehnte Waldgebiete wie sonst kaum in der Region. Dort gibt es reine Fichtenforste, aber auch relativ unberührte Mischwälder mit vielen Versteckmöglichkeiten.