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Frische Milch fürs Dorf

In Cotta kann man jetzt Rohmilch zapfen. Das kommt nicht nur bei den Anwohnern gut an.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Pirna. Donnerstagmorgen. Annett Kühnel betritt den Landhandel in Cotta. Zielstrebig geht sie zu dem hohen Automaten, der ein wenig wie ein überdimensionaler Kühlschrank aus Metall wirkt. Dann holt sie eine Glasflasche aus ihrem Beutel, steckt einen Euro in den Geldschlitz und hält die Flasche unter die Einfülldüse. Reine weiße Milch ergießt sich in den Behälter. Genau einen Liter zapft die Cottaerin ab. „Daraus macht meine Tochter Lydia einen besonders guten Grießbrei“, sagt die Mutter, die das neue Angebot in ihrem Dorf gerne nutzt.

Seit dem 15. August steht in dem Landhandel der Trocknungsgenossenschaft Cotta, die zur Agrar-Produktivgenossenschaft Pirna-Cotta gehört, ein Rohmilchautomat. Kunden können hier frische unbehandelte Milch von den 400 Kühen bekommen, die nur 130 Meter entfernt im Stall stehen. Die Milch ist besonders gehaltvoll, denn mit vier Prozent hat sie einen relativ hohen Fettgehalt. Zum Vergleich: Normale Vollmilch im Supermarkt kommt auf 3,5 Prozent. „Da schmeckt man den Unterschied“, sagt Kühnel.

Allerdings ist nicht nur die Gaumenfreude für sie entscheidend. „Ich finde es gut, dass wir jetzt Milch kaufen können, die hier im Ort produziert wird und nicht viele Kilometer durch ganz Deutschland gekarrt wird“, betont die Anwohnerin.

Ein kleines Problem gibt es jedoch. Im Gegensatz zur herkömmlichen Milch in den Geschäften ist die Cottaer Rohmilch nicht pasteurisiert, also nicht hocherhitzt. Das weiß auch Uwe Petzold, Vorstandsvorsitzender der Agrar-Produktivgenossenschaft. „Deshalb lässt sich nicht ausschließen, dass sich Bakterien in der Milch befinden.“ Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die Rohmilch daher abkochen. Das macht Annett Kühnel auch. „Schmeckt trotzdem hervorragend“, wiederholt sie. Wer übrigens keinen eigenen Behälter zum Abfüllen mitbringt, kann eine leere Milchflasche für einen Euro im Landhandel erwerben. Pfand liegt nicht darauf.

In der Woche werden rund 500 Liter Rohmilch in Cotta gezapft. „Wir haben viele Stammkunden, aber auch aus den umliegenden Dörfern kommen die Menschen, um sich mit frischer Milch zu versorgen“, erklärt Petzold, der sich über die gute Resonanz auch außerhalb von Cotta freut.

Automat kommt aus der Schweiz

Dabei geht es der Genossenschaft nicht in erster Linie ums Geld. Täglich verkauft der Betrieb 10 000 Liter Milch an Molkereien, stellt Petzold in Relation. Da fallen die besagten 500 Liter Rohmilch unter die Rubrik Peanuts. „Mit dem neuen Angebot wollen wir die Attraktivität des Dorfladens erhöhen und gleichzeitig auch kundennah sein“, sagt Petzold. Das Problem sei, dass sich Landwirtschaft und Bevölkerung immer weiter auseinander entfernten. „Viele sind der Meinung, dass die Anfahrtswege für landwirtschaftliche Produkte zu lang sind. Unsere Milch wird hier produziert und soll deshalb auch hier verkauft werden“, betont der Vorstandsvorsitzende, der damit die Argumentation von Annett Kühnel nochmals aufgreift.

Der Rohmilchautomat wurde von einer Spezialfirma in der Schweiz hergestellt. Rund 8 000 Euro hat die Agrargenossenschaft investiert. Petzold musste den Automaten beim Veterinäramt im Landratsamt anmelden.

Frische Rohmilch kann man im Landhandel Cotta A Nummer 3 f kaufen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, von 8.30 bis 17 Uhr, Sonnabend, von 8.30 bis 11 Uhr.

Weitere Milchtankstellen im Landkreis gibt es in Dorf Wehlen auf dem Milchhof Fiedler, Mittelweg 2 sowie in Reinhardtsdorf-Schöna, Agrargenossenschaft Oberes Elbtal, Schrammsteinblick 67 a.