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Frische Milch aus dem Automaten

Die erste Frischmilchtankstelle im Osterzgebirge ging in Betrieb. Nicht nur Einheimische kaufen hier ein.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Osterzgebirge. David Dittrich stellt die Flache in die Öffnung des Automaten. Dann lässt er eine 1-Euro-Münze in den Schlitz fallen und drückt auf den Knopf. Aus dem kleinen Schlauch oberhalb der Flasche beginnt, Milch zu fließen. „Die Flasche muss ein bisschen schräg gehalten werden, sonst schäumt die Milch zu sehr“, rät Katrin Heidig. Sie steht daneben und schaut zu, wie sich ihr Kollege die Milch einlässt. Beide arbeiten bei der Liebenauer Agrar GmbH. David Dittrich ist als Landwirt in der Fürstenwalder Außenstelle tätig und heute zum ersten Mal an der Milchtankstelle, Katrin Heidig leitet die Tierproduktion und kümmert sich derzeit auch um diesen Automaten. Diesen hat ihr Unternehmen oberhalb des Kreisverkehrs aufgestellt.

Wer keine Flaschen dabei hat, kann sich für 70 Cent welche kaufen.
Wer keine Flaschen dabei hat, kann sich für 70 Cent welche kaufen. © Frank Baldauf
Im Gästebuch neben der Anlage gibt es Lob und noch ein paar Tipps.
Im Gästebuch neben der Anlage gibt es Lob und noch ein paar Tipps. © Frank Baldauf

Die Idee dazu hatte das Unternehmen bereits im vorigen Jahr, als auch in anderen Regionen die ersten Milchtankstellen öffneten. Die Liebenauer wollten nachziehen, mussten aber noch einige Dinge klären. Zu- nächst war eine Auswahl zu treffen. Schließlich gibt es mehrere Anbieter solcher Automaten, berichtet Frau Heidig. Zudem war noch zu klären, ob die Anlage oberhalb des Kreisverkehrs aufgestellt werden kann. Eigentlich sollten diese unweit der Ställe stehen – so kam die entsprechende Verordnung jedenfalls bei vielen der Landwirte in der Region an.

Im Fall der Liebenauer würde das wenig Sinn machen. Denn die Kuhställe stehen außerhalb des Dorfes an einer Straße, an der eigentlich keiner vorbeikommt. Deshalb sollte der Automat am Verwaltungsgebäude aufgestellt werden. Dieses steht oberhalb des Kreisverkehrs am Autobahnzubringer, der die Region Altenberg/Geising mit der A  17 verbindet und stark befahren wird. „Wir haben die Genehmigung unproblematisch bekommen“, sagt Frau Heidig. Im Februar wurde der Automat dann aufgestellt. „Wir haben keine Werbung dafür gemacht und wollten zunächst mit einem Probebetrieb starten“, sagt Frau Heidig. Lediglich die Mitarbeiter wurden informiert. Doch die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Schon am ersten Wochenende wurden 40 Liter gezapft.

Inzwischen ist die Menge größer geworden. An Werktagen verkaufen die Liebenauer bei einem Literpreis von einem Euro derzeit im Schnitt 50 Liter am Tag, an den Wochenendtagen sind es zwischen 70 und 80 Liter. Unter den Käufern sind auch einige aus Tschechien, sagt Frau Heidig. „Wir merken das an den frischen ‚Milchfingern‘, die es immer wieder auf der tschechischen Handreichung gibt. Diese liegt neben dem Automaten aus. Nun soll noch eine englische Beschreibung folgen.

Die Menge, die die Liebenauer verkaufen, lässt sich indes mühelos steigern. Immerhin fasst der Kübel, der im Automaten steht, 200 Liter. Sollte der Abverkauf weiter zunehmen und ein mehrmaliges Befüllen am Tag notwendig werden, könnte das Unternehmen noch eine Steuerung in Betrieb nehmen. Im Automaten gibt es einen Sensor, der die Füllmenge misst und sie per SMS weitersenden könnte. „Bisher haben wir das nicht aktiviert“, sagt Frau Heidig, die sich bisher allein um den Automaten gekümmert hat. „Ostern werden sich zum ersten Mal die Kollegen um das Befüllen kümmern, die unsere Kälbchen betreuen“, sagt Frau Heidig. Wenn das funktioniert – und davon geht sie aus – kann sie die Einprobungsphase abschließen und an den Ausbau der Direktvermarktung arbeiten.

Erste Gedanken gibt es bereits. Die basieren auf Erfahrungen, die die Agrar GmbH mit ihren Mitarbeitern gemacht hat. Diesen bietet das Unternehmen Fleisch aus eigener Produktion an. Dazu kooperiert das Unternehmen mit verschiedenen Fleischern, die Schlachtung und Verarbeitung übernehmen. Dieses „Geschäft“ wolle man nun ausweiten. „Wir planen aber keinen Hofladen im klassischen Sinn“, sagt Frau Heidig. Vielmehr wolle man auf Bestellung arbeiten. Wer an bestimmten Produkten interessiert ist, werde diese bestellen können. Ihr Betrieb werde dafür sorgen, dass sie zum gewünschten Tag – dem sogenannten Schlachttag – bereitliegen. Bisher seien das aber nur Ideen. Die Umsetzung dürfte ebenfalls zum Erfolg werden. Einige, die sich im Gästebuch eingeschrieben haben, haben das angeregt.