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Frische Fassade

Ideen für die neue Rathaus-Farbe gab es viele. Doch am Ende schränkt sich die Farbauswahl ein.

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Von Eric Weser

Gröditz. Die Gröditzer machen ihre Stadt schick fürs 800-jährige Stadtjubiläum. Auch am Rathaus und im Inneren wird deshalb seit einigen Wochen gearbeitet, damit es rechtzeitig zum großen Festwochenende Mitte August frisch saniert dasteht. Aber in welcher Fassadenfarbe eigentlich?

Die neue Farbe wird aber wohl der unter dem Fenster ähneln.
Die neue Farbe wird aber wohl der unter dem Fenster ähneln. © SZ

Vielleicht in der, die es nach der Einweihung Anfang der 1930er hatte? Wie die Fassade damals wirklich aussah, das weiß keiner mehr so genau, sagt Bürgermeister Jochen Reinicke (parteilos), es gebe nur Schwarz-Weiß-Fotos. Vermutlich war die Fassade „naturbelassen“ grau-braun.

Dokumentiert ist, dass das Gröditzer Rathaus Anfang der 1930er Jahre gebaut wurde. Zu einer Zeit, in der in Gröditz die Industrie wuchs und mit ihr die Bevölkerungszahl. Im Jahr 1900 zählte die Gemeinde 1 469 Einwohner, 1920 waren es bereits 2 400. Das damalige Gemeindeamt war ab 1916 in einer Vierzimmerwohnung auf dem Grundstück von Sattlermeister Paul Richter an der heutigen Hauptstraße 4 untergebracht, berichtet die Stadtchronik.

Hellgrün nach der Wende

Als es dort Ende der 1920er schlicht zu eng wurde, wie Stadtchronist Paul Namyslik erzählt, reifte die Überlegung, ein Rathaus zu bauen. Den Beschluss fällten die Gemeinderäte schließlich am 1. Juli 1929. Laut Stadtchronik starb der damalige Bürgermeister übrigens einen Tag später. Ob es etwas mit der Entscheidung zum Rathausbau zu tun hatte, ist nicht überliefert. Die Grundsteinlegung im Mai 1930 und die Fertigstellung drei Jahre später erlebte er nicht mehr.

Ein Dutzend Gröditzer Bürgermeister hat es seitdem gegeben. Und die haben vor allem im Inneren immer wieder umgebaut, um das Haus den Anforderungen der jeweiligen Epoche anzupassen.

Die letzte Farbauffrischung an der Fassade liegt inzwischen mehr als 25 Jahre zurück, seither war der Putz in einem hellen Grün gehalten. Ob er jetzt durch ein Blau abgelöst wird? Konsequent wäre es, schließlich hat sich die Stadt zum 800-jährigen Jubiläum dieser Farbe verschrieben. Oder aber vielleicht ein ganz neuer Farbtupfer für das Repräsentativ-Gebäude der Kommune, etwa ein Gelbton?

Bürgermeister Jochen Reinicke erklärt, dass das letztlich gar nicht möglich sei. Durch die Klinker und den Rathausturm sei das Farbspektrum für das Gebäude in gewisser Weise vorgegeben, weil die Fassadenfarbe zu beiden passen muss. Und weil auch der Denkmalschutz ein Wörtchen mitredet, wird die neue Rathaus-Farbe weder blau noch gelb sein. Denn das würde nicht zur Patina des verkupferten Turms und den Klinkersteinen passen.

Maler-, Denkmal- und Bauexperten sind dem Stadtchef zufolge bereits übereingekommen: Die neue Farbe wird wieder ins Grünliche gehen. An einer Wand im Innenhof ist schon ein mehrere Quadratmeter großes Muster zu sehen. Am Freitag gibt es noch einmal eine letzte Abstimmung, um den Ton abschließend festzulegen. Dann wird es vermutlich noch bis Juli dauern, bis der neue Anstrich die Fassade ziert. „Berlin hat das rote Rathaus und wir eben das grüne, passend zum ländlichen Raum“, sagt Bürgermeister Jochen Reinicke.