Merken

Frisch von der Kuh

Die Milchzapfstelle in Liebenau ist beliebt. Verbraucher sollten allerdings etwas beachten.

Teilen
Folgen
© Frank Baldauf

Von C. Brestrich und M. Brückner

Liebenau. Wegen ihres naturbelassenen, ursprünglichen Geschmacks hat Rohmilch viele Fans. Das merkt auch Katrin Heidig von der Liebenauer Agrar GmbH. Die Firma hat vor wenigen Wochen die erste Selbstzapfstelle für Rohmilch im Osterzgebirge eröffnet. Die hat sich schnell beliebt gemacht. 60 bis 70 Liter Milch pro Tag, an den Wochenenden bis zu 100 Liter, fließen durch den Zapfhahn. Was macht Rohmilch so besonders und was sollten Verbraucher beachten? Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen zur Rohmilch.

Was unterscheidet Rohmilch von Milch aus dem Tetrapack?

Rohmilch ist, wie der Name schon andeutet, unbehandelte Milch – eben so, wie sie von der Kuh kommt. Der Fettgehalt bewegt sich zwischen 3,8 und 4,2 Prozent. Nach dem Melken wird sie lediglich mechanisch gefiltert und auf vier Grad runtergekühlt. Anders als die häufig gekaufte Milch im Tetrapack ist Rohmilch nicht pasteurisiert. Das heißt, sie wird nicht wärmebehandelt und ist damit auch nicht so lange haltbar. Außerdem ist Rohmilch nicht homogenisiert. Mit diesem Verfahren werden die Fetttröpfchen in der Milch verkleinert, damit sie leichter verdaulich ist.

Kann man Rohmilch bedenkenlos trinken?

Das Gesundheitsamt und das Amt für Verbraucherschutz empfehlen, Rohmilch vor dem Verzehr abzukochen, um eventuell vorhandene Keime abzutöten. „Rohmilch ist durch seinen hohen Eiweißanteil ein sehr guter Nährboden für die Vermehrung von Bakterien aller Art“, heißt es. Dadurch können Krankheitserreger in die Milch gelangen, die etwa Durchfall auslösen. Gefährdet sind vor allem Kleinkinder, Senioren, Schwangere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. „Sie sollten sicherheitshalber auf den Verzehr von Rohmilch verzichten“, erklärt die Behörde.

Grundsätzlich dient das Abkochen der Sicherheit. Das heißt aber nicht, dass Rohmilch immer mit Keimen belastet ist. Die Milch der Liebenauer Agrar GmbH wird extern auf die kritischen Erreger Salmonellen, Listerien und Kolibakterien getestet. Bisher gab es keine Beschwerden oder negative Feedbacks, sagt Katrin Heidig.

Sind Leute schon mal nach dem Trinken von Rohmilch erkrankt?

Dem Landratsamt sind einige wenige Fälle bekannt, in denen Menschen nach dem Trinken von Rohmilch über Beschwerden geklagt haben. Genauere Angaben kann die Landkreisbehörde aus Datenschutzgründen allerdings nicht machen.

Welche Vorschriften gibt es zum Verkauf von Rohmilch?

Laut Gesetz muss der Erzeuger nicht nur die hygienischen Anforderungen vom Amt einhalten, sondern am Milchzapf-Automaten gut sichtbar den Hinweis anbringen, dass die Milch vorm Verzehr abzukochen ist. Die Rohmilch im Automaten darf nur in unmittelbarer Nähe zum Erzeugungsort verkauft werden und maximal vom Vortag stammen. In Liebenau wird nur frischgemolkene Rohmilch verkauft, erklärt Frau Heidig.

Wie erkennt man, dass Rohmilch nicht mehr gut ist?

Das riecht und schmeckt man. Wer sich unsicher ist, sollte den Kochtest machen. Nicht mehr gute Milch schäumt nicht auf. Schlecht ist sie deshalb nicht. Man kann die Milch stehenlassen, sie wird zu saurer Sahne oder Quark. „Rohmilch lässt sich auch zu Joghurt veredeln“, rät Katrin Heidig. Es genügt, einen Löffel Joghurt beizugeben und dann einen halben Tag zu warten.

Wer im Sommer Milch aus der Milchtankstelle holt, sollte unbedingt die Kühlkette einhalten, rät Katrin Heidig. Sie empfiehlt, die Rohmilch im Kühlschrank aufzubewahren und innerhalb von drei Tagen aufzubrauchen.

Kann Rohmilch den Bauern in der Milchkrise helfen?

Nein. Dazu müsste der Agrarbetrieb viel mehr Milch an der Tankstelle verkaufen. Täglich werden in der Liebenauer Agrar GmbH rund 16 200 Liter Rohmilch produziert. Der größte Teil, mehr als 99,5 Prozent, werden an den Müllermilch-Konzern, nur weniger als 0,5 Prozent an der Tankstelle verkauft. Dennoch mache die Milchtankstelle Sinn. Sie bereichere nicht nur das Dorf, sondern zeigt den Leuten auch, wo die Milch herkommt, so Frau Heidig.